Angela: Engelsgleicher Gesang auf Weihnachtsmarkt

Angela Wiedl bringt Christkindlmarkt zum Strahlen

Konzert in der Heimat

Seit Montag sind die Münchener Weihnachtsmärkte geöffnet. Auf dem Christkindlmarkt in der Residenz treten täglich hochkarätige Musiker auf. Gestern wärmte Angela Wiedl die Besucher mit ihrer weichen Altstimme.

Angela Wiedl
Wenn auch nicht ganz so glamourös, dafür umso natürlicher präsentierte sich Angela Wiedl in München.

Der Himmel ist grau, es ist feucht und kalt. Trotzdem hat sich schon vor Beginn des Konzerts von Angela Wiedl eine kleine Traube Menschen vor der Bühne gebildet. Das vornehmlich ältere Publikum wartet gespannt, während die jüngeren Fans wohl an diesem Nachmittag noch im Büro hocken.

Die Bühne ist in der Mitte des Christkindlmarktes in der Münchener Residenz aufgebaut, umgeben von Glühweinständen und Bratwurstbuden. Sie ist sehr spärlich mit einigen roten und goldenen Kugeln geschmückt, die von der Decke hängen. Ansonsten wirkt sie kahl und leer. Und auch Angela Wiedls Auftritt scheint auf den ersten Blick wenig glamourös: Warm eingepackt in einen braunen Daunenmantel und Jeans unterscheidet sie sich kleidungstechnisch nicht von ihrem Publikum. Alles wirkt zunächst etwas lieblos. Angela Wiedl steht allein auf der Bühne, das Orchester, der Chor und die Harfe kommen vom Band. Doch als sie beginnt zu singen, hellt sich die ganze Szene auf. Die Sängerin strahlt mit ihrer Bühnenpräsenz und Natürlichkeit auch ohne schickes Bühnenkleid und aufwendige Dekoration. Ihre kräftige, gut geschulte Stimme signalisiert sofort: Hier ist ein Profi am Werk. Bereits beim ersten Stück, dem Intermezzo aus Mascagnis Ope „Cavalleria Rusticana“, zeigt sie, was sie kann. Die tiefen Lagen kann sie mit ihrer warmen Altstimme voll ausfüllen, aber zum Schluss überrascht sie das Publikum mit einem glockenhellen Ton, der den Umfang einer Altstimme weit überschreitet. Ganze vier Oktaven umfasst die Stimme der Ausnahmesängerin!

„Ich will die Musik des Himmels zu euch bringen“, erklärt die Münchenerin eingangs. Dazu hat sie nur Lieder ausgewählt, die etwas mit Engeln zu tun zu haben. Bei manchen Liedern ist dieser Bezug offensichtlich, wie bei ihrem Hit „Der Engel an deiner Seite“, bei anderen muss sie das Publikum erst darauf stoßen. Einen Dreher bei den Anmoderationen bügelt sie mit ihrem bayrischen Humor aus: „Da hob I scho alles aufm Bladl stehn und bring trotzdem alles durcheinand!“ Das kommt bei den Münchenern gut an, ebenso wie das Lied „Es wird scho glei dumpa“, das in bayrischer Mundart von vielen Zuschauern mitgesungen wird.

Aber auch diejenigen, die den Dialekt nicht beherrschen, kommen auf ihre Kosten. Bei Weihnachtsliedern wie „Aba Heidschi Bombeidschi“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „Süßer die Glocken nie klingen“ können alle mitsingen – und viele tun es auch. Die Stimmung ist andächtig und tatsächlich etwas weihnachtlich.

Inzwischen hat sich die Menge vor der Bühne mehr als verdoppelt. „Wer ist denn das?“, werde ich von einem Passanten angesprochen. „Die hat ja eine tolle Stimme. Eigentlich hör‘ ich sowas ja nicht, aber das ist wirklich besonders!“

Bei Ralph Siegels Komposition „Weihnachten ist das Fest der Liebe“ wird es dann noch einmal etwas fetziger und man kann sich zu den Swingrhythmen etwas warmwippen. Für ihr Weihnachtsmedley holt sich Angela Wiedl ihren Mann Uwe Erhardt nach vorne, der zuvor am Mischpult saß. Der beneidet das Publikum: „Ihr könnt Glühwein trinken und Bratwurst essen! Davon kriegen wir hier nichts mit!“ Doch das tut seiner guten Laune keinen Abbruch. Mit viel Witz präsentiert er sich auf der Bühne, man merkt, dass auch er als Mitglied der Volksmusik-Truppe die Schäfer bereits viel Erfahrung hat.

Als Zugabe beweist Angela Wiedl noch einmal mit „Die Sinfonie der Berge“ ihr Jodel-Talent. Beeindruckend, was man mit einer Stimme alles anstellen kann! Kontrolliert, technisch einwandfrei und dabei immer noch gefühlvoll singt Angela Wiedl einen Jauchzer nach dem anderen.

Rund 80 Minuten hält es das Publikum mit der Sängerin in der Kälte aus. Denn bei so schöner Musik wird einem trotz schlechten Wetters ganz warm ums Herz!

Frauke Steinhoff
Lade weitere Inhalte ...