Schwäbisch für Anfänger: Alles, außer Hochdeutsch

Schwabenland-Hoimatland: Schwäbischer Dialekt und Bands aus dem Ländle

Schwabenhymne

Zwischen Schwarzwald und Allgäu ist einiges los im Ländle: Musiker bekennen sich zu ihrer Heimat im Schwabenland und schwäbischer Dialekt kommt wieder in Mode. Wir haben die wichtigsten Facts und die besten Schwabenhymnen für Euch zusammengestellt!

Schwäbisch Dialekt Schwabenland
Stuttgart ist die Hauptstadt Baden-Württembergs.

Nachdem wir auf unserem Dialekt-Trip schon Stopp in Bayern und Köln gemacht haben, geht es heute ins Schwabenland!

„Preisend mit viel schönen Reden, ihrer Länder Wert und Zahl,
saßen viele deutsche Fürsten einst zu Worms im Kaisersaal…“

Während die echte Schwabenhymne sicherlich etwas an Popularität eingebüßt hat, werden die neuen „Schwabenhymnen“ zwischen Stuttgart und Kempten und zwischen Freiburg und Augsburg im Bierzelt oder im Konzertsaal lautstark von Jung und Alt mitgesungen. Schwäbischer Dialekt und Musik aus dem Ländle sind wieder in!

Mir schwätzet schwäbisch – Die Fakten

Der schwäbische Dialekt gehört zu den alemannischen Dialekten und wird im Südosten Baden-Württembergs und im Südwesten Bayerns gesprochen. Er setzt sich durch die neuhochdeutsche Diphtonigierung von allen anderen alemannischen Mundarten wie den rheinischen Dialekten stark ab:

  • Hochdeutsch: Mein neues Haus
  • Alemannisch: Mi nüs Hus
  • Schwäbisch: Mei nuis/ neis Hous

Auch innerhalb des Schwäbischen gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Die schwäbischen Dialekte werden auch von den benachbarten Mundarten stark geprägt. So wird der Allgäuer Dialekt beispielsweise vom Bayerischen beeinflusst. Die Verabschiedung „Pfiat di“ ist hier allgegenwärtig, im restlichen Schwaben jedoch nicht vorhanden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Schwäbischen ist der nasale Klang. Man spricht fast jeden Vokal durch die Nase, was das Erlernen der französischen Sprache erleichtert.

Hier noch einige Beispiele des Schwäbischen mit Übersetzung:

  • Hochdeutsch: schön, gut, Stein, Der Mann
  • Schwäbisch: schee, guat, Stoi, dr Maa

Und bei den folgenden Begriffen möchte man der Kampagne „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ des Landes Baden-Württemberg fast glauben:

  • Afdrmedig (Dienstag), Breedla (Keks), Grend (Kopf), Schmarra (Unsinn), bledla (lustig sein), luaga (schauen), losa (hören), schwätza (reden)

Schwabenhymnen – Die musikalischen Botschafter

Musikalisch hat das Ländle viel zu bieten. Joy Flemming, die Söhne Mannheims (wenn auch beide badisch, nicht schwäbisch!) und die Fantastischen Vier kommen aus Baden-Württemberg. Jedoch singen diese alle Hochdeutsch. Die musikalischen Dialektbotschafter sind noch eher rar oder haben den Weg auf die großen Bühnen noch nicht gefunden, so wie die Spider Murphy Gang aus Bayern zum Beispiel. Und dennoch gibt es sie und die ein oder andere Schwabenhymne wird zum Klassiker!

So zum Beispiel „Rock & Rollinger“. Unter dem Motto „Hochdeutsch war gestern!“ rocken die beiden Blödelbarden mit eingängigen Songs wie „Sommer auf der Alb“ oder „Krone der Schöpfung“ die Bühnen Baden-Württembergs. Ihre „Schwabenhymne“ singt man landauf und landab mit:

„Schwobaland du bisch mei Heimat,
Auf de ganze Welt bekannt.
Wenn mir schaffet wie die Blede
und nemmet alles selbscht in d’Hand.
Auf de Alb sind unsre Berge
und de Bodesee ischs Meer.
Wenn i durch mei Ländle wandre,
Dann brauch i überhauptsch nix mehr.
So bisch du, so bisch bloß du,
mei Schwobaland, mei Schwobaland.“

Als „Pionier des Schwabenrocks“ gilt Wolle Kriwanek. Der 2003 verstorbene Sänger und Songwriter wurde mit Hits wie „Reggae di uf“ und „Es schneielet“ weit über das Schwabenland hinaus bekannt. Schwäbischer Dialekt war sein Markenzeichen! Seine „Stroßaboh“ wurde zur Schwabenhymne:

„I muss di Stroßaboh no krieaga, bloß dr Fünfer bringt me hoim.
I muss di Stroßaboh no krieaga, den laufa will I net.
I kann kaum no schnaufa und renn scho was I kaa.
und alles wega derar Stroßaboh.“

Eine weitere Ländle-Band will eines klarstellen: „Mir können fei au Hochdeutsch!“ Die Musiker der Band Wendrsonn könnten zwar auch hochdeutsch singen, wollen aber nicht, sie machen lieber „Folkrock mit Herz & Hirn“ und zwar 100% Schwäbisch:

„Mir können fei au Hochdeitsch
doch mir, mir wellat net!
Mir können fei au Hochdeitsch
doch bei ons wird schwäbisch g‘schwätzt!
Mir können fei au Hochdeitsch
doch mir, mir wellat net!
Schwäbisch isch schee jetzt hasch dr Dreck!“

Weiter geht es nach Bayerisch-Schwaben! Hohe Berge, viele Kühe und Neuschwanstein warten: Auch im Allgäu wird im Allgäuer Dialekt gesungen. Dass dieser absolut „verlockend“ sein kann, zeigen die beiden Frauen Irene und Inka aus Wiggensbach bei Kempten, besser bekannt als Vivid Curls. Sie singen Englisch, Spanisch und vor allem Allgäuerisch. Ihre Songs handeln von Liebe („I halt di fescht“) und Heimat („Allgäu“), greifen aber auch sozialkritische Themen auf („Geiz isch geil“). Ihr „Allgäu“ wurde ebenfalls zu einer inoffiziellen (Bayerisch-)Schwabenhymne:

„I luag aus meim Fenschter naus,
Blick auf a fremde Stadt.
Weiß wer wann und wia sei Licht ausmacht,
Doch bin noch nia dahoim aufg’wacht.“

Ihr Hit ist von der Kemptener Festwoche, dem größten bayerisch-schwäbischen Volksfest, nicht mehr wegzudenken: Losamol – Die Mundart-Reggae-Band aus Kempten fand mit ihrem „Nauf auf die Bank“ den Weg in die Bierzelte Schwabens und sind seitdem auf Erfolgskurs!

„Nimm dein Schatz an der Hand und stand
Nauf auf die Bank, nauf, nauf auf die Bank!
Gib ihr an Schmatz und na stand
Nauf auf die Bank, nauf, nauf auf die Bank - ey!
Koiner bleibt hocka, na alle standat auf
Nauf, nauf, nauf…!
Koiner bleibt trocka, na alle duan oin auf
Nauf, nauf, nauf…!“

Unsere letzten musikalischen Dialekt-Botschafter sind Toni H. und Toni K. von der Königlich privilegierten Waschhausvereinigung aus Bayerisch-Schwaben. Seit den 70er Jahren sind sie als „Liedermacher – Bluegrass Pflücker – Alm Skiffler – Klangerzeuger“ unterwegs. Sie sind für eine Schwabenhymne verantwortlich, die dem Hörer die schwäbischen Essgewohnheiten näher bringt:

„Oft denk i no an mei Muatter, wia sa kocht hat eisa Fuatter.
Mir erzählat jetzt mitnand, was mer all’s so g’essa hand:
Gschupfte Nudla, saure Kuttla, Härasmuas, a Flädlesuppa,
Grondbiara mit Mill und Käs, e Moscht vom Keller, gar it räs.“

Schwäbische Maultaschen
Schwäbische Maultaschen sind das „Nationalgericht“ im Ländle.
©Fotolia/Thobie

Schaffe schaffe, Häusle baue – Die wichtigsten Klischees

Im Text der Königlich privilegierten Waschhausvereinigung geht es mit dem Vers „Am Montig, ja do geit’s Mauldäscha…“ weiter. Dies legt die Vermutung nahe, dass der übermäßige Verzehr von Maultaschen tatsächlich eine schwäbische Eigenart und nicht bloß ein Vorurteil ist. Sie schmecken ja auch!

Auch das Klischee der geizigen, oder sagen wir lieber „sparsamen“ Schwaben scheint nicht völlig aus der Luft gegriffen. Im Deutschlandschnitt haben die Menschen im Schwabenland laut Studie vergleichsweise viel Geld auf klassischen Sparkonten angelegt, was natürlich nichts Schlechtes ist! Auch ist hier im Ländle die größte Anzahl an Bausparkassen verzeichnet, was den Spruch „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ ebenfalls bestätigt.

Nächstes Klischee: Schwäbischer Dialekt ja, aber doch bitte nur sparsam eingesetzt! Die Schwaben sind wortkarg. Nun ja, folgt man der Schwäbischen Devise „It gschimpft, isch globat gnua“ – also „Nicht geschimpft ist gelobt genug“ – oder der schwäbischen Universal-Antwort-Floskel „Joh/ Noi“, scheint sich auch dieses Klischee nicht aus der Welt schaffen zu lassen.

Auch ihren Mercedes lieben die Schwaben und mit den „Badensern“ ist das auch so eine Sache… Die Schwaben-Klischees scheinen tatsächlich nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein, wenngleich sie doch alle nichts wirklich Schlechtes darstellen.

Am besten haben diese sympathischen Eigenheiten im Ländle immer noch Rock & Rollinger in ihrer „Schwabenhymne“ zusammengefasst:

„Mir kennet elles außer Hochdeitsch,
sind ganz vorne mit debei!
Esset Spätzle, bauet Heisle
und mir saget „Heidenei“!
Mir sind stolz auf unre Heimat
und mir sparet unser Geld
und mir bauet die beschte Audos auf de Welt!“

Unsere Dialektreise führt uns als nächstes nach Österreich. Zwischen Tirol und Wien gibt es viele verschiedene Dialekte und noch mehr Dialekt Bands! Wir stellen sie Euch vor!

Host mi?! - Hier geht es zum Bayerischen Dialekt!

Mit Jeföhl – Hier geht es zum Kölner Dialekt!

Florian Liebenstein
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