„Ich finde die Worte nicht, ich hab' die Worte nicht...“ Was sich hier anfänglich wie der Hit „Wenn Worte meine Sprache wären“ von Tim Bendzko anhört, ist eigentlich ein Fazit vom gestrigen Abend in der Max-Schmeling-Halle Berlin. Denn was der Künstler an Show und Songs abgeliefert hat, lässt sich nur schwer beschreiben. Viele Medien loben den 28-jährigen Berliner auf höchstem Niveau und es wäre falsch, sich den Äußerungen nicht anzuschließen. Um es auf den Punkt zu bringen: Tim Bendzko steht nicht zu unrecht ganz weit oben, denn auch gestern sorgte er in einer ausverkauften Halle, mit über 8.500 Menschen, für viele Gänsehaut-Momente.
Ein gelungener Abend mit Tim Bendzko
Von der ersten Minute an bis zur letzten stimmte einfach alles. Tim Bendzko betrat unter dem Gekreische tausender Fans die Bühne, die Band baute musikalisch die Spannung auf und als er zum Mikrophon griff und die ersten Zeilen sang, erwischte die Gänsehaut einen kalt. Eine kraftvolle und charakterstarke Stimme, genau so, wie man sie von seinen Tonträgern kennt. Nur scheint sie emotionaler, viel leidenschaftlicher klingen die Songs – wahrscheinlich, weil man ihn hautnah beobachten kann und sieht, mit wie viel Herzblut er seine selbstgeschrieben Texte singt. Vielleicht ist es eine Täuschung oder Illusion – im Grunde jedoch schwer vorstellbar, dass Tim Bendzko seine Songs bewusst mit der Hand auf der Brust singt und dabei die Augen schließt, ohne es zu fühlen.
Nicht zuletzt hat er sich für seine „Ich steh nicht mehr still“-Tournee eine wertvolle Band ins Boot geholt, die seine Hits auf eine einzigartige Weise wiedergibt und interpretiert, jedoch keinesfalls verfremdet. Wer zum Konzert geht, bekommt das volle Paket namens Tim Bendzko.Frech, charmant, authentisch – an keiner Stelle wirkt er aufgesetzt oder überzogen. Man kauft ihm sein Image ab, dass er sich nicht verstellt und trotz all seiner Erfolge mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht. In weißen Sneakers betrat er die Bühne, Jeans und Jackett, so als würde er gerade über die Straße schlendern wollen. Es ist sein eigener lockerer Stil, ohne Special Effects oder großem Feuerwerk. Wer gehofft hatte, man bekäme bei ihm eine Artistik-Show mit Feuer und Seiltanz, wurde enttäuscht. Tim Bendzko brauchte keine Pyrotechnik, um einen zu überraschen oder sprachlos zu machen.
Überraschungsgäste in Berlin
Musikstil und Texte lieferten die große Show. Der Abend begann mit Poetry-Slammerin Julia Engelmann, die die Bühne betrat und das Publikum mit einem ihrer Gedichte emotional auf das Konzert einstimmte. Auch Cassandra Steen, die überraschenderweise für das Duett „Unter die Haut“ auf die Bühne kam, erfreute die Zuschauer. Mit diesen beiden Künstlerinnen hatten die 8.500 Fans nicht gerechnet – die Überraschung und die Begeisterung äußerten sich im Beifall. Und nicht zuletzt war es die Hauptperson selbst, die mit Charme und Witz unterhielt und während der Songs gemeinsam mit der Band über die Bühne hüpfte.
Eine Pause gab es nicht. Seine Fans wurden mit allen Hits gefüttert und unterhalten. „Ich steh nicht mehr still“, „Am seidenen Faden“, „Sag einfach ja“, „Wenn Worte meine Sprache wären“, „Ohne zurück zu sehen“ wurden gespielt, neben „Programmiert“ ebenso „Auch wenn es gelogen ist“ - zu jedem Hit sang die Halle lauthals mit und die Fans wurden zum Chor. Gänsehaut? So was von!
Bis in die Nacht stand Tim Bendzko auf der Bühne und als sich das Ende langsam ankündigte, machte sich Wehmut breit und so etwas wie ein Gefühl des Nie-Enden-Wollens. Tim Bendzko verließ die Bühne nicht ohne einen großen letzten Kick, Gänsehaut und Faszination. Dafür aber mit der Hoffnung, dass es dieses unfassbar einzigartige Konzerterlebnis bald als Platte zu kaufen gibt.
