Die Höhner: Festzeltstimmung im Deutschen Theater

Die Höhner: „Mach laut“ live im Deutschen Theater in München

Konzertbericht

Freunde der Domstadt und einer gekonnten Mischung aus Kölner Mundart, Schlager und Folklore kamen am Montagabend in München auf ihre Kosten. Ein letztes Mal traten die Höhner in München mit Gründungsmitgliedern auf.

Höhner München
Auch in München sorgten die Höhner für Stimmung.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, werden sich vermutlich einige Fans der Höhner fragen. Am Montag, den 13. April 2015, traten die Höhner im Deutschen Theater in München auf – mit den Gründungsmitgliedern Janus Fröhlich und Peter Werner. Im Rahmen ihrer „Mach laut“-Tour kamen sie nun auch in die bayrische Landeshauptstadt. Mit im Gepäck hatten sie nicht nur ihre Karnevalskracher à la „Viva Colonia“ oder „Schenk mir Dein Herz“, sondern ebenso auch nachdenklichere Titel von ihrer aktuellen CD „Mach Laut!“. Ob nun auch auf der Bühne etwas Wehmut mitschwingt?

So war das Konzert der Höhner im Deutschen Theater in München

Die Höhner sorgten am gestrigen Montagabend sogar dafür, dass im massverwöhnten München auch mal liebevoll zum kleinen Kölsch gegriffen wurde. Im Deutschen Theater standen die Verfechter der Kölner Lebensfreude annähernd drei Stunden auf der Bühne und wollten selbige scheinbar gar nicht mehr verlassen.
Bebende Böden, Schunkeln, schaurig-schiefe Publikumsgesänge und ein ganz besonderes Gefühl der Verbundenheit. In der bayrischen Landeshauptstadt München werden diese Attribute nur zu gern einem Festzeltbesuch zwischen Krügen und Dekolletés zugeschrieben. Die Höhner schafften es jedoch, diese befreite Stimmung auch in die elegante Location des Deutschen Theaters zu übertragen. Die Sitzplätze, von welchen die Zuschauer sich nur zu gerne erhoben, waren in diesem Fall keine versifften wackligen Bänke mit dem obligatorischen grünen Metallrahmen, sondern schicke weiche rote Sessel.

„Geiler Schuppen“ und „lecker Mädche“

Die Kölsche Lebensart sieht alles mit einem zwinkernden Auge, daran nahmen sich auch die Höhner, die vermutlich das letzte Mal mit ihren Gründungsmitgliedern in München auf der Bühne standen, ein Beispiel. Von „et kütt wie et kütt“ und „et hätt noch immer jot jejange“ war nichts zu spüren. Hier standen Voll-Profis auf der Bühne, die sich der Wirkung jedes einzelnen ihrer Songs bewusst waren. Bewusst spielten sie mit den mannigfaltigen Reaktionen des Publikums, unter das sich in München auch so einige Rheinländer gemischt hatten – einigen FC Köln Schals und Kölschen Akzenten nach zu urteilen.

Rausgeputzt betraten die Höhner pünktlich die Bühne, entzückt stellten sie fest, dass sie sich in einem „geilen Schuppen“ befanden. Schon nach den ersten zwei Songs wollten sich einige Zuschauer nicht mehr auf den bequem gepolsterten Sesselchen aufhalten. Keyboarder Peter Werner stellte das Musikprogramm des gestrigen Abends zusammen. Momente der Nachdenklichkeit und der Aufruhr paarten sich bei „Saach mir wo die Blome sin“ und „Skyline von Kölle“, als Frontmann Henning Krautmacher die Zeiten seines Sohnes bei der Bundeswehr rezitierte und voller Besorgnis in die Zukunft blickte.

Doch wie auch im Festzelt, schwappte die Stimmung innerhalb von Sekunden in andere Sphären. Seien es einzelne Töne, ein angedeuteter Akkord oder eine kleine Anekdote: Witterten die aufmerksamen Zuschauer Lieder wie „Wann geht der Himmel wieder auf“ und „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“, reagierten sie prompt. Letzteres erhob die Münchner in den Schunkelhimmel, „bliev he als Fründ“ magnetisierte die Wedellichter und später wollten, die mit teilweise schon 43 Jahren Bühnenpräsenz betagten, Höhner nochmals so richtig „Party machen“. „Viva Colonia“ und „Schenk mir Dein Herz“ punkteten auf ganzer Linie in der Bastion des Südens. Als „Anknipser“ bezeichnete Henning Krautmacher, der sich wie ein Schnitzel freute, diese Stimmungsmacher.

„Dä Kölsche Pass“ in Minga

Auch einen Stargast aus den eigenen Reihen gab es zu erleben: Janus Fröhlich, seines Zeichens Gründungsmitglied und Schlagzeuger in der Kölschen Combo, der nur noch wenige Konzerte spielen wird. Mit Oldies wie „Ich bin ne kleine Mann“ ritt er auf einer Applauswelle, während er in goldglänzenden Frack mit passendem Zylinder selbstbewusst über die Bühne stolzierte. „Danke, das bin ich gewohnt“, meinte der Stargast und verkrümelte sich bald wieder hinter sein Schlagzeug.

Nostalgie mit alten Titeln und Abrocken mit Stücken vom neuen Album „Mach Laut!“ verbanden die Höhner gekonnt zu einem. Obgleich ihre Kölsche Inspiration mit Liedern wie „Echte kölsche Band“ oder „Dä Kölsche Pass“ immer im Vordergrund war, zeigten sich die Höhner weltoffen und kompromissbereit. Aus Kölle am Rhein leiteten sie auch gerne Minga an der Isar ab. Jeder der Höhner hatte nochmals die Gelegenheit zu glänzen. John Parsons begeisterte mit seinen Gitarrensoli das Deutsche Theater, Jens Streifling zeigte seine Fähigkeiten als Multi-Instrumentalist und Peter Werner bewies, dass er die Dramaturgie eines emotional verbindenden Konzerts versteht. Henning Krautmacher und Hannes Schöner bildeten eine gelungene gesangliche Doppelspitze, die oftmals durch belustigende Einsätze von Janus Fröhlich unterstützt wurde.

Schon im nächsten Jahr wollen die Höhner sich von Kölle am Rhing in die Biermetropole Minga an der Isar begeben. Bis dahin wünschten sie allen Zuschauern nichts anderes als „Mach et jot“.

Melanie Gladbach
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