
Erste Oscar-Nominierung mit 20 Jahren
Isabelle Adjani begann als Tochter eines algerischen Automechanikers und einer Deutschen vom Bodensee – und wurde zur ikonischen Projektionsfläche des europäischen Kinos. Ihre erste große Rolle: die wahnhafte Adèle H. in François Truffauts gleichnamigem Film. Mit gerade einmal 20 Jahren ließ sie dort ein Feuerwerk innerer Zerrissenheit explodieren – und erhielt dafür ihre erste Oscar-Nominierung.
Fortan jagten sich die Regisseure um sie: Roman Polanski, Werner Herzog, Luc Besson, Claude Miller, Patrice Chéreau. Und sie spielte – geheimnisvoll, schmerzvoll, expressiv – Frauen, die lebten, als würden sie verbrennen. Ob als Opfer in „Nosferatu“ oder als eiskalte Spielerin in „Driver“ – Adjani war nie nur schön. Sie war immer eine Provokation des Normalen, eine Figur, die aus dem Film heraus in den Zuschauer eindrang.

Die Furie hinter dem Puppengesicht
Was Isabelle Adjani ausmacht, ist der Kontrast: das puppenhaft Schöne mit der unberechenbaren inneren Kraft. Ihre Mimik, mal starr wie Porzellan, mal zitternd vor Intensität, war das Werkzeug einer Schauspielerin, die immer mehr fühlte als die Szene verlangte. Doch der Mythos war nicht nur Talent – er war auch Disziplin und Widerstand. Fast zwei Jahrzehnte hielt sie sich an der Spitze – in Filmen wie „Camille Claudel“ oder „Ein mörderischer Sommer“.
Doch selbst Mythen altern. Adjani wusste das – und kämpfte. Gegen das Verschwinden, gegen das Altern im Scheinwerferlicht. Sie spielte weiter: Lehrerinnen, Gangsterinnen, Geliebte, Frauen mit Vergangenheit. Sie schrieb Chansons, gab Lesungen, trat auf Theaterbühnen auf. Und blieb – unverkennbar, unersetzlich.