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Sebastian Raetzel im Interview: „Man muss im Schlager nicht cool sein, das befreit“

Sebastian Raetzel im Interview: „Man muss im Schlager nicht cool sein, das befreit“

Album „Derselbe Himmel“

Sebastian Raetzel spricht im Interview mit SchlagerPlanet über sein Debütalbum „Derselbe Himmel“, seine Komposition für Helene Fischer und darüber, warum Schlager und Pop sich immer mehr annähern.

Sebastian Raetzel
Sebastian Raetzel

Sebastian Raetzel ist seit Jahren erfolgreich mit seiner Rock’n’Roll-Band The Baseballs in ganz europa unterwegs. Am Freitag, den 12. Juli, veröffentlicht der Sänger und Komponist sein erstes Schlageralbum unter dem Titel „Derselbe Himmel“. SchlagerPlanet sprach mit dem Berliner über sein Schlager-Debüt und vieles mehr.

SchlagerPlanet: Was erwartet uns auf Deinem Schlager-Debüt „Derselbe Himmel“?

Sebastian Raetzel: Es sind vor allem sehr persönliche Geschichten, die ich auf dem Album erzähle. Dabei geht es thematisch, neben Liebe in all ihren Facetten, auch um Dinge, wie den Verlust eines geliebten Menschen, das Würdigen von unsichtbaren Helden, Kinderarmut und anderes. Mir war es wichtig, dass die Songs bei aller inhaltlichen Tiefe nie schwermütig werden und etwas Positives behalten. 

SchlagerPlanet: Hast Du Lieblingssongs auf dem Album?

Sebastian Raetzel: Man spricht bei Songs ja gerne von seinen Babys und natürlich liebt man alle seine Babys gleich stark. Jeder Titel bedeutet mir auf unterschiedliche Weise sehr viel, deshalb kann ich eigentlich keinen herausheben. 

SchlagerPlanet: Du bist bekannt als Sänger von „The Baseballs“. Wie bist Du zum Schlager gekommen?

Sebastian Raetzel: Ehrlich gesagt begann alles mit Schlager. Meinen allerersten Auftritt hatte ich mit 5 Jahren beim 65. Geburtstag meines Opas. Gesungen habe ich damals „Rote Lippen“ von Cliff Richard. [siehe Foto, Anmerkung der Redaktion] In den letzten Jahren bin ich dann als Songwriter zu diesen Wurzeln zurückgekehrt und habe unter anderem Songs für Vincent Gross, Ella Endlich und Helene Fischer geschrieben. Durch das Singen der Songdemos, bekam ich dann immer mehr Lust, auch selbst Schlager für mich zu schreiben und zu singen. Vor 2,5 Jahren habe ich es dann einfach gewagt und das Ergebnis hört jetzt auf meinem Album.

Sebastian Raetzel im Alter von fünf Jahren bei seinem ersten Auftritt auf dem 65. Geburtstag seines Opas.
Sebastian Raetzel im Alter von fünf Jahren bei seinem ersten Auftritt auf dem 65. Geburtstag seines Opas.

Sebastian Raetzels Schlager-Debüt „Derselbe Himmel“

SchlagerPlanet: Was sagen Deine Freunde dazu, dass Du jetzt Schlager machst? Gab es da negative Reaktionen?

Sebastian Raetzel: Natürlich gibt es schon Freunde, die erst mal verwundert waren, gerade, wenn sie nicht so viel mit Schlager zu tun haben. Wenn sie dann die Songs hören, dann sagt der ein oder andere schon mal, dass es ja gar kein Schlager sei. Das liegt sicher daran, dass sie die Entwicklung im Schlager der letzten Jahre nicht wirklich mitbekommen haben. Der Schlager ist eben heutzutage viel moderner und frischer geworden und die Grenzen zum Pop sind fließend. 

SchlagerPlanet: Wer sind Deine Schlager-Vorbilder?

Sebastian Raetzel: Das sind vor allem Größen, wie Roland Kaiser und unvergessene Entertainer wie Peter Alexander oder Udo Jürgens. Sie haben es geschafft, Schlager mit Inhalt und Kante zu machen und dabei trotzdem unterhaltsam sein. Deshalb sind sie definitiv echte Idole.

SchlagerPlanet: Als Songwriter hast Du bereits einige bekannte Schlager geschrieben. Wie ist zum Beispiel „Nur mit Dir“ für Helene Fischer entstanden?

Sebastian Raetzel: Das war eigentlich ein kleiner „Aprilscherz“. Denn geschrieben habe ich die erste Version mit Benoby, selbst ein toller Singer-/Songwriter, am 1. April 2016. Wir haben damals zusammen Fußball gespielt und ich wollte ursprünglich gar nicht für Helene schreiben. Denn ich wusste, dass jeder Schreiber in Deutschland versuchen würde, für Helenes Album etwas anzubieten und dachte, dass wir als relativ unbekannte Musiker, eh keine Chance haben würden. Aber dann haben wir es einfach gewagt und zusammen mit Tobias Schwall, den Song fertig gemacht und einfach angeboten. Der Rest ist immer noch eine Wahnsinnsgeschichte.

SchlagerPlanet: Was ist Dir beim Schreiben Deiner Songs wichtig?

Sebastian Raetzel: Als Erstes ist mir extrem wichtig, dass jeder Song eine Emotion hat, die authentisch rüberkommt. Denn darum geht’s in der Musik, um Gefühl. Dann versuche ich, so zu texten, dass sich der Hörer selbst wiederfinden kann. Vielleicht sogar eine eigene Geschichte hat, die er damit verbindet. Wenn man das schafft, wird der Song bedeutsam für den Hörer und das ist das Größte, was es als Musiker gibt.

Mehr Infos über das Debütalbum von Sebastian Raetzel als Schlagersänger mit einem Klick auf's Cover!
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SchlagerPlanet: Du sagst im Pressetext zu Deinem Album, dass Du die „allerletzten Mauern zwischen Schlager und Pop“ einreißen möchtest. Was ist Deiner Meinung nach noch der Unterschied zwischen diesen Genres?

Sebastian Raetzel: Im Schlager werden Dinge einfach ausgesprochen wie sie sind, geradeaus, während man im Pop manchmal etwas mehr drum herumredet. Deshalb liegt mir der Schlager vielleicht etwas näher. Außerdem muss man im Schlager nicht cool sein, das befreit sehr beim Schreiben. Dann gibt es noch in der Aussprache und Rhythmik Unterschiede, aber diese verschwimmen auch immer mehr. Deshalb sind die „Mauern“ die ich da einreißen will, gar nicht mehr so hoch. (schmunzelt) Auf meinem Album „Derselbe Himmel“ gibt es Songs, die klingen eher nach Schlager, manche sind poppiger. Ich wollte mich beim Schreiben da nicht beschränken, sondern das machen, das sich für mich richtig anfühlt.

Schlager der Zukunft?

SchlagerPlanet: Was ist Deine Vision vom Schlager der Zukunft?

Sebastian Raetzel: Ich denke, dass die Grenzen zwischen Pop und Schlager immer weiter verschwimmen werden. Man merkt ja jetzt schon, dass dem Publikum das Genre oftmals weniger wichtig ist, als man vielleicht denkt. Am Ende geht es eben um die Songs. Da hört jemand Helene Fischer und Andrea Berg, freut sich genauso über neue Songs von Sarah Connor und geht vielleicht sogar auf ein Rammstein-Konzert. Ich denke es tut Musik gut, wenn wir Musiker weiter die Scheuklappen ablegen und einfach gute Songs schreiben.

SchlagerPlanet: Mit wem würdest Du gerne einmal ein Duett singen?

Sebastian Raetzel: Da gibt es einige großartigen Stimmen, mit denen es eine riesen Ehre wäre zu singen. Wenn ich als Fan gefragt werde, wäre es wahrscheinlich Laith Al-Deen. Er ist für mich einer der besten deutschen Sänger und ich bin schon seit vielen, vielen Jahren ein riesiger Fan.

SchlagerPlanet: Wo möchtest Du mit Deiner Musik in 10 Jahren stehen?

Sebastian Raetzel: Ich hoffe, auf der Bühne! Live zu spielen, ist das Wichtigste für mich. Wenn ich das auch noch in 10 Jahren machen darf und ein paar Leute zu Konzerten kommen, bin unendlich glücklich.

SchlagerPlanet: Welche Pläne hast Du für die nächsten Monate?

Sebastian Raetzel: Hoffentlich darf ich möglichst viel mit meinem Album unterwegs sein, damit es so viele Menschen wie möglich erreicht. Weil live zu spielen für mich, wie gesagt, das absolute Wichtigste ist, habe ich mir selbst am 19. Oktober ein Konzert im Musik & Frieden in Berlin organisiert. Dort werde ich meine Songs das erste Mal live mit Band spielen. Da würde ich mich natürlich wahnsinnig freuen, wenn ganz viele Schlagerfans vorbeikämen.

SchlagerPlanet: Lieber Sebastian, wir wünschen Dir viel Erfolg mit Deinem Debüt und bedanken uns für das Gespräch!

© Sebastian Raetzel/youtube
Patrick Kollmer
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