Exklusives Interview mit Ostalgie-Faktor: Karat

Karat: Interview mit SchlagerPlanet

Exklusiv-Interview

Die Band Karat ist in ganz Deutschland beliebt. Was Ihr schon immer einmal über Karat, ihre Bandgeschichte, ihre Schwierigkeiten in der DDR und die Zukunft der Jungs erfahren wolltet, das hat SchlagerPlanet nachgefragt.

Karat Interview
Claudius Dreilich und Bernd Römer von Karat waren zu Gast bei SchlagerPlanet.

Die Gruppe Karat wurde 1975 gegründet und gehört noch heute zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands der ehemaligen DDR. Die Band hatte es in der Vergangenheit wegen der deutschen Teilung und anderen Schicksalsschlägen nicht gerade leicht - trotzdem haben sie es geschafft, ihren Erfolg zu halten.

Jüngst hat die Band ihr neuestes Werk „Symphonie“ veröffentlicht, das mehr klassisch angehaucht ist und weniger rockt, als wir es von Karat erwartet hätten. Doch gerade diese Mischung aus Klassik und Rock macht das gewisse Etwas des Albums aus.

SchlagerPlanet durfte den Sänger der Band Claudius Dreilich, der seit 2005 Mitglied der Gruppe ist, und den Gitarristen Bernd Römer, seit 1976 Mitglied, in der Redaktion begrüßen.

SchlagerPlanet: Wie seid Ihr auf den Namen Karat gekommen? Was hatte es mit dem Rechtsstreit 2006 auf sich, als Ihr zwei Jahre lang nur als „K…“ auftreten durftet?

Bernd Römer: Das mit dem Namen ist folgendermaßen passiert: Die Band hat sich zusammengetan und sich überlegt: „Wie heißen wir jetzt?“- wie das halt so ist in der Gründungsphase einer Band. Es gab schon ein paar Präferenzen, es sollte ja auch etwas Eingängiges sein, wertig auch international verständlich. Es wurden ganz viele Vorschläge auf einen Zettel geschrieben und Freunde und das nähere Umfeld haben Kreuze an dem Namen gemacht, den sie für passend hielten und da war Karat ganz vorne.

Claudius Dreilich: Der Rechtsstreit wegen dem Namen Karat war 2006 und 2007 und ging fast zwei Jahre lang. Das hatte den einfachen Hintergrund, dass mein Vater in den 90ern den Namen Karat sich hat sichern lassen, damit der Band so etwas wie Namensstreit etc. nicht passiert, was uns letztlich dann aber doch passierte. Bevor er verstorben ist hatte er allerdings nicht mehr darüber nachgedacht, weil er natürlich verständlicher Weise mit anderen Dingen beschäftigt war. Zwischen uns (der Band) war alles geklärt, er hat es aber nicht mehr geschafft sein Testament so zu ändern, dass die Band letztendlich die Rechte für den Namen bekommen hätte. Die Rechte hatte meine Stiefmutter, seine damalige Frau, also die jetzige Witwe, geerbt. Diese hatte uns zwar 2005 zugesichert, dass wir weiterhin unter dem Namen Karat auftreten dürfen, hat uns dies dann aber 2006 doch untersagt. Das war rein aus finanziellen Gründen – sie wollte einfach Geld und wir waren nicht bereit ihr Geld zu bezahlen.

BR: Und sie wollte auch Einfluss haben, obwohl sie nichts mit der Band zu tun hatte.

CD: Ja und deshalb hat sie uns untersagt den Namen Karat zu verwenden, wir haben geklagt und glücklicherweise gewonnen.

SP: Die meisten Gruppen haben einen klaren Frontmann, wie ist das bei Euch?

BR: Das ist eigentlich bei einer Band immer der Sänger.

CD: Ja, das ist meistens der Sänger, also in unserem Fall ich, wobei ich das nicht alleine bin, weil wir sind eigentlich immer drei, die vorne stehen – Gitarrist Bernd, Bassist Christian und ich als Sänger. Dann haben wir noch einen Keyboarder und einen Schlagzeuger, die hinter uns stehen. Und manchmal lassen wir sie auch mal ganz kurz an den Bühnenrand, (mit einem Zwinkern) aber nur ganz kurz!

BR: Jeder darf mal Frontman sein, damit sie auch mal spüren, wie geil das da vorne ist, (schmunzelnd) aber dann schicken wir sie ganz schnell wieder zurück.

CD: Jeder ist also sozusagen Frontman bei Karat. Es gibt zwar nur einen Sänger, das hat aber nichts damit zu tun, wer der Chef der Band ist. Wir sind eine demokratische Band, bei uns zählt immer die Mehrheit. Eine Pattsituation gibt es nicht, weil wir ja zu fünft sind.

BR: Und falls sich doch mal einer enthält oder wir ratlos sind, dann wird unsere Managerin Adele mit hinzugezogen. Die hilft immer und hat den Blick von außen.

CD: Wir haben keine Hierarchie bei uns und das wollen wir auch nicht. Wir arbeiten wesentlich fruchtbarer, wenn jeder mit den gleichen Rechten und Pflichten rangehen muss.

SP: Hat jeder außer seiner musikalischen Funktion noch eine weitere Aufgabe was Karat betrifft? Wer entscheidet beispielsweise, wie das Cover gestaltet wird?

BR: Bei unserem letzten Album „Symphonie“ zum Beispiel, welches wir mit dem Kieler Philharmonischen Orchester aufgenommen haben, bekamen wir alle eine Rundmail mit den Cover-Entwürfen. Darüber kann sich dann jeder auslassen. Die ersten Varianten haben wir alle gnadenlos abgewählt, doch als die Variante mit dem jetzigen Cover kam, waren wir uns alle komplett einig.

CD: Wir haben schon eine Aufgabenteilung in der Band, aber die ist eher pragmatisch, also praktisch gedacht. Zum Beispiel übernimmt unser Schlagzeuger den groben technischen Part, unser Bassist ist verantwortlich für den gesamten Internetauftritt, das entscheidet er auch nicht alleine, aber er koordiniert. Bernd und ich machen so den größten Teil der Öffentlichkeitsarbeit – deswegen sind wir ja hier. Und unser Martin ist der musikalische Leiter, der zum Beispiel auch Playbacks vorbereiten muss oder irgendwelche Sachen musikalisch abstimmen muss. Er hat auch die beste Möglichkeit dazu, denn er hat ein kleines Studio zuhause. Und so ist das bei uns aufgeteilt.

SP: Erzählt mal etwas über Euer neues Album „Symphonie“. Das Album ist ja eher klassisch angehaucht. Wie kam es denn dazu? Von Rock zu Klassik?

BR: Es ist wunderschön! (lacht) Wir haben uns ganz bewusst für die klassische Richtung entschieden.

CD: Wir sind vor fast vier Jahren eingeladen worden, um bei der Kieler Woche auf dem Rathausplatz gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Kiel zu spielen. Das haben wir dann erst einmal abgesagt. Es gab keine Probezeiten, wir wussten nicht was uns da erwartet und wir kannten das Orchester nicht und da hatten wir schon so unsere Vorurteile.

BR: Wir hatten sozusagen geschmackliche Vorbehalte.

CD: Dann wurden wir aber von den Kielern, welche uns sogar persönlich angerufen haben, überredet und dann haben wir gesagt: „Ok, wir probieren das!“ Wir sind einen Abend vorher angereist, hatten gerade mal zwei Stunden um gemeinsam mit dem Orchester für das Konzert zu proben. Das hört sich jetzt dramatisch an, aber wenn jeder seine Hausaufgaben macht, also wir jetzt als Band und das Orchester auch, dann ist das durchaus ausreichend.

BR: Die Live-Fassungen unserer Titel waren dem Orchester durchaus bekannt und mit diesen haben sie auch geprobt. Diese haben dann die Arrangements genau auf unsere Live-Stücke ausgerichtet.

CD: Und dann haben wir diese zwei Stunden Probe gehabt, wir waren sehr kritisch, und wussten nicht genau was uns erwarten wird.

BR: Aber die Aufnahme und das Kennenlernen waren sehr herzlich und da dachte man schon: „Ist ja doch vielleicht ganz cool.“

CD: Und dann haben wir den ersten Titel „Gewitterregen“ gespielt, der ist zwar nicht auf unserem Album „Symphonie“ drauf, aber den haben wir damals live in Kiel gespielt, und wir mussten nach ein paar Sekunden aufhören. Das war so extrem dynamisch, emotional, auf den Punkt und einfach super gut, das hat uns einfach überrollt.

BR: Das lag bestimmt auch mit am Dirigenten. Er hat natürlich auch ganz fantastische Musiker in seinem Orchester. Wir haben schon oft, auch zu früheren Karat-Zeiten, mit Orchestern gespielt. Ein Orchester spielt immer etwas langsamer als eine Rockband, etwas träger und hängt ein wenig hinterher, nicht wie bei einer Rock-Band, wo es auf den Punkt gespielt wird. Und das Kieler Philharmonische Orchester war genauso auf dem Punkt wie unser Schlagzeuger, die hatten so einen Beat und Drive drauf, das waren wir nicht gewohnt.

CD: Und dann haben wir am nächsten Tag das Konzert gespielt, was bis heute einen Zuschauerrekord hält – über 25.000 Menschen auf dem Rathausplatz in Kiel. Da ging nichts mehr auf dem Platz. Selbst der Polizeipräsident hat uns gebeten, nach dem Konzert noch eine Stunde im Rathaus zu bleiben, weil diese es nicht sicherstellen konnten, uns unversehrt zurück ins Hotel zu bringen. Dieses Konzert war für uns ein Megaerfolg! Und dann hat es uns natürlich auch extrem viel Spaß gemacht und es war schon an dem Abend klar, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist mit dem Orchester zu spielen.

BR: Da passierte auch auf der Bühne Unglaubliches. Wie miteinander gespielt wurde, das haben wir von einem Orchester überhaupt nicht so vermutet. Wir schauten uns an und hatten gemeinsam so eine Spielfreude – das war hammergeil!

CD: Und dann hat es zwei Jahre gedauert, weil wir auch diesbezüglich das Orchester unterschätzt haben, nicht nur wir wissen, dass die so unglaublich gut sind, das wissen Leute auf der ganzen Welt. Das Orchester ist wirklich unglaublich viel unterwegs, sie haben einen sehr straffen Spielplan. Da ist es unheimlich schwer einen Termin zu finden an dem wir dieses Projekt starten konnten. Doch wir haben ihn glücklicherweise gefunden und jetzt ist das Produkt fertig. Wir sind gemeinsam im Studio gesessen und haben das Album abgemischt und ganz bewusst die Klassik in den Vordergrund gestellt. Der Toningenieur und der Intendant und Chef Georg des Kieler Orchesters sind also mit ins Studio, weil wir als Rockband das überhaupt nicht alleine hätten abmischen können, dazu fehlt uns das gewisse Know-how. Also haben wir gemeinsam in zwei Tagen das Album abgemischt und das hat zur Folge, dass man jetzt glücklicherweise das Ergebnis hat, dass dieses Orchester auch hörbar und spürbar ist. Es war uns ganz wichtig nicht ein Album, welches auch so viel Geld kostet, zu produzieren, wo man vielleicht dieses Orchester nur am Rande hört, das wär Quatsch. Dazu bräuchten wir ja kein Orchester, das könnte unser Martin auch am Keyboard spielen. Wir wollten, dass eben auch die kleine Harfe gehört wird – jedes einzelne Instrument hat da seine Berechtigung, weil die Arrangements auch so gut sind.

BR: Die Arrangements sind natürlich auch bewusst expressiv gestaltet. Es ist also nicht so, dass sie sich zurücknehmen, sondern das Orchester sollte im Vordergrund stehen. Es gibt aber natürlich auch genug Passagen, in denen sich die Band ein wenig nach vorne tut und insgesamt gibt das, glaube ich, eine unglaublich coole Mischung.

SP: Gibt es einen Lieblingstitel auf dem Album? Oder einen, welcher besonders gut in Erinnerung geblieben ist?

CD: Naja, was heißt Lieblingstitel? Wir haben zwei verschiedene. Also bei mir ist es „König der Welt“. Schon alleine die ungemischte Rohfassung hat mich so umgehauen, das war unglaublich. Das ist auch mit eines der ältesten Lieder von Karat und das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten, das man so etwas Gigantisches daraus machen kann. Darüber habe ich mich unglaublich gefreut.

BR: Bei mir sind es sogar zwei Titel. Einmal „Albatros“ und dann noch für mich persönlich, was mich unheimlich gefreut hat und wo ich im Vorfeld auch sehr aufgeregt drangegangen bin, das war das Instrumentalstück namens „Musik zu einem nicht existierenden Film“. Diesen Song haben wir damals mit dem Orchester im Studio für die Platte live eingespielt. Und das war das erste Mal, seit dem Ursprung damals, dass ich das wieder mit einem Orchester zusammen gespielt habe. Das ist nicht so einfach, da ich dieses Stück verhältnismäßig frei interpretiere und das Orchester muss auf mich reagieren. Da muss der Dirigent und das Orchester ziemlich genau wissen, was ich denn jetzt gleich spielen werde, das komplette Orchester muss dann ja mit mir nachsteigen, und das ist schon eine Hammer-Nummer gewesen. Hat aber tierisch Spaß gemacht!

SP: Euer bekanntestes Lied ist immer noch „Über sieben Brücken musst du gehn‘“. Erzählt mal was darüber! Wie ist es entstanden, wer hatte die Idee dazu?

BR: Das ist eine ganz kuriose Geschichte. Das Lied ist in einer Auftragsebene produziert worden. Wir hatten die Anfrage, für einen Fernsehfilm die Musik zu schreiben und es gab einen Text. Der Text von „Über sieben Brücken musst du gehn“ war also schon vorhanden. Dann hat die Band diesen Text vertont, das war das erste Mal überhaupt, und so ist „Sieben Brücken“ ziemlich schnell entstanden. Der Text war sehr inspirierend. Wir haben den Titel in einem uralten Ü-Wagen aufgenommen, weil es ja ursprünglich nur für einen Film gedacht war. Daher war es auch keine aufwändige Studioproduktion. Wenn man das jetzt so überlegt, war das schon alles etwas kurios.

SP: Wie findet Ihr es, dass Peter Maffay oft mit dem Song in Verbindung gebracht wird und viele meinen, das Lied stamme von ihm?

CD: Der arme Kerl, der kann da überhaupt nichts dafür. Er hat nie gesagt, dass der Titel von ihm ist. Keine Ahnung warum manche Leute das denken. Es ist einer seiner letzten Titel, auch heute noch, bei seinen Live-Konzerten und wir wissen, dass er immer zuvor noch einmal klarstellt, dass der Titel nicht von Peter Maffay selbst ist. Das macht er schon immer so. Warum das also so ist, weiß ich nicht. Es stört uns aber auch nicht, im Gegenteil, es ist ja für uns eine Win-Win-Situation. Wir sind unheimlich froh, dass wir diesen Titel haben, wir sind natürlich auch froh, dass wir der Ursprung des Titels sind aber genauso ist es ein Glücksfall für uns, dass Peter diesen Titel gesungen hat, weil sonst wäre dieser Titel heute nicht so bekannt, wie er ist.

BR: Anfang der 80er Jahre haben wir ja versucht den Westen Deutschlands zu erobern und hatten mit „Über sieben Brücken“ einen kleinen Fernsehauftritt, in Hamburg damals. Daraufhin gab es Anforderungen von allen großen Samstag-Abend-Shows, das waren ja immer so Familiensendungen und wenn du da als Band drin warst, dann wurde das Fundament für den ganzen Erfolg gelegt. Ich sage immer: „Alle die damals präsent waren, haben kurz darauf Platin bekommen.“ Und wir haben uns schon total gefreut und waren stolz, dass wir eingeladen wurden. Die Verträge waren auch alle geschrieben, aber immer einen Tag bevor wir in den Westen reisen wollten, um zu proben, haben die uns die Pässe nicht gegeben im Osten. Da spielte der Kalte Krieg mit eine große Rolle, Raketen-Stationierung im Osten, und der Osten wollte in dieser Phase Stärke zeigen und wollte keinerlei Präsenz von Künstlern in den West-Medien. Bis dahin wurde „Über sieben Brücken musst du gehen“ auch in keiner Sendung aufgeführt, obwohl wir immer wieder angefragt wurden. Von daher sind wir froh, dass Peter Maffay mit dem Lied auftrat, denn ohne ihn hätte das Lied in dieser Zeit nicht diese Bekanntheit erlangen können.

SP: Seid Ihr auch persönlich mit Peter Maffay befreundet?

BR: Ja. Man telefoniert zwar nicht ständig. Aber wir freuen uns tierisch, wenn wir hören, nächste Woche ist eine Fernsehsendung oder ein Open Air, wo wir zusammen auftreten.

CD: Nicht nur mit ihm, auch mit der ganzen Band.

SP: Ihr standet ja schon öfter mit Peter Maffay zusammen auf der Bühne…

BR: Das durften wir z.B. zu Ostzeiten nie. Peter Maffay hat uns immer nach Bad Segeberg zu seinem Jahresjubiläumskonzert eingeladen – leider erfolglos... Wir durften spielen, wo wir wollten, aber wir durften nie zusammen mit Peter auf der Bühne stehen. Erst nach der Wende.

SP: Mit welcher anderen Person würdet Ihr gerne mal auf der Bühne stehen oder etwas zusammen aufnehmen?

CD: Das ist schwierig zu beantworten. Interessanter würde ich es finden, kreativ mit jemandem zusammenzuarbeiten. Aber das kann man nicht auf eine Person reduzieren. Jeder Einzelne bei uns in der Band ist extrem musikinteressiert und hat seine Musikrichtungen. Es ist natürlich immer wieder interessant, wenn wir mit internationalen Kollegen zu tun haben. Das letzte Mal war das mit Chris de Burgh, der ja auch „Über sieben Brücken“ gecovert hat und uns fragte, ob wir das mit ihm zusammen machen können. (überlegt kurz) Es ist schön, mal ein Duett zu singen mit jemandem, aber es gibt da so viele gute Künstler…

BR: Das Coolste wäre, wenn man sich irgendwo in einem Club treffen würde, um gemeinsam live Musik zu machen.

SP: Die Mitglieder der Band haben ja im Laufe der Zeit immer mal wieder gewechselt. Findet Ihr das gut oder fändet Ihr Beständigkeit besser?

CD: (lachend zu seinem Bandkollegen Bernd Römer): Du, ich geh mal kurz auf Toilette, dann kannste erzählen!

BR: (auch lachend) Hattest Du Frauen oder Bandmitglieder gesagt?

CD: Das war ja nicht gezielt, (immer noch lachend) wir haben ja nicht einfach beschlossen, mal unseren Bassisten auszutauschen. Das ist ja alles aus schicksalhaften Geschichten heraus passiert. Von der Ur-Formation von Karat ist heute niemand mehr dabei, denn die hat nur sechs Monate existiert. So gesehen, würde es ohne die Mitgliederwechsel Karat heute gar nicht mehr geben. 1976 sind Bernd und Micha (Michael Schwandt), unser Trommler, dazugekommen. 1986 hat der damalige Bassist, der damals noch als unser Manager fungierte, sich von der Band getrennt, sodass dann unser Christian (Liebig) dazugekommen ist. Und unser Ed Swillms war eigentlich nie weg, im Geiste war er immer unser Keyboarder und auch der Komponist unter anderem von „Über sieben Brücken“.

BR: Ed Swillms brauchte nur dringend eine Pause. Er konnte nicht mehr, weil er als Komponist so viel Druck bekommen hat von unserer damaligen Plattenfirma Amigos, die Devisen, West-Kohle, gewittert hat. Die wollten innerhalb eines Monats eine LP, ein komplettes Album – und das verkraftet man einfach nicht.

CD: Das hatte zur Folge, dass an den Tasten in den folgenden Jahren immer wieder befreundete Leute ausgeholfen haben, die sich gar nicht mal selber als vollwertige Bandmitglieder betrachtet haben. 1992 kam dann Martin (Becker), unser jetziger Keyboarder, hinzu. (zögert kurz) Und wäre mein Vater 2005 nicht gestorben, würde es Karat immer noch in dieser Formation geben. Das hat ja nun auch keiner gewollt, dass er stirbt, dass ich jetzt seine Position als Sänger übernehme.

CD: Kurioserweise waren aber genau diese Trennungen die ersten Bewährungsproben für Karat. Die richtig großen Härteschläge kamen ja erst später: die Wende, nach der erstmal keiner mehr die Musik von Karat hören wollte. 1997 der Schlaganfall meines Vaters, in dessen Folge die Band fast zwei Jahre lang nicht spielen konnte und dann verlor 2007 die Band ihren Namen. Kein Mensch wusste, wenn wir in der Zeit irgendwo aufgetreten ist, wer „K…“ überhaupt ist… Viele andere Bands hätte das zersprengt, aber bei uns hatte all das zur Folge, dass wir gesagt haben: Wir müssen durchziehen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir uns alle untereinander sehr gut verstehen und uns sehr, sehr viel daran liegt, gemeinsam Musik zu machen.

SP: Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

CD: Es gibt viele Dinge, was wir noch vorhaben, aber wir setzen uns da nie Deadlines. Aber wenn man konkret werden möchte: Wir haben uns bereits einen tollen Produzenten gesucht, der uns unterstützen möchte, zu unserem 40-jährigen Jubiläum, also 2015, ein neues Album herauszubringen. Wir haben dafür einerseits bei Musikerkollegen angefragt, ob sie uns mit Texten und Soundideen unterstützen möchten. Andererseits möchten wir auch gerne eigene Sounds erfinden, die von anderen übernommen werden, wie wir das schon in den 80ern gemacht haben. Leider wissen die wenigsten Leute, dass Sounds der Neuen Deutschen Welle wie z.B. von Trio ursprünglich von Karat stammen.

BR: (lacht und singt eine Melodie von Trio) Wenn wir das spielen, heißt es dann: „Och, das ist ja von Trio“.

CD: Wir möchten gerne wieder mit unseren Sounds Maßstäbe setzen wie mit „Albatros“ oder „Der Blaue Planet“. Wir wollen experimentell sein, egal, ob es sich dabei um ältere Sounds handelt oder um ganz neue Ideen.

CD: Und dann überlegen wir wie wir unseren 40. Bandgeburtstag begehen möchten. Den wollen wir natürlich groß feiern, vielleicht schaffen wir es ja sogar mit diesem tollen Orchester aus Kiel zusammen aufzutreten, es gibt da bereits Pläne, gemeinsam an Orten zu spielen, an denen Bands üblicherweise nicht auftreten wie z.B. in der Dresdner Semperoper.

BR: Dieses Jahr gibt es zum Glück nicht mehr ganz so viel zu tun, noch einige Konzerte. Wir waren jetzt vier Wochen am Stück unterwegs, um unser neues Album zu promoten.

CD: Traditionsgemäß ist es bei Karat so, dass wir im Januar und Februar nicht spielen. Ab März geht es dann wieder los, sowohl mit dem kreativen Prozess als auch mit den Live-Auftritten. Also viel zu tun, aber wir freuen uns sehr darauf.

SP: SchlagerPlanet hat ja über 380.000 Facebook-Fans, gibt es etwas, was Ihr ihnen sagen wollt oder auch Euren Fans mit auf den Weg geben wollt?

CD: Wir grüßen natürlich alle Leute und freuen uns natürlich, wenn die Besucher der SchlagerPlanet-Facebookseite uns auch mal auf unserer Facebookseite und unserer Homepage besuchen.

BR: Und an unsere Fans liebe Grüße.

CD: Ganz, ganz liebe Grüße.

BR: Und nächstes Jahr ein baldiges Wiedersehen bei unseren Konzerten – mit viel Spaß.

Vielen Dank Bernd Römer und Claudius Dreilich für das nette und lustige Interview und alles Gute für die weitere Karriere von Karat!

Nina Farr
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