Von Mäuseroulette und Eierknacken

Mittelalter Spiele – so war das damals

Mittelalterspiele

Das gab es fast nur im Mittelalter! Berufe, bei denen man spielt. Aber nicht nur Gaukler waren verspielt, auch für die Kinder und Erwachsenen Zuhause gab es viel zu erleben. Mittelalterspiele waren bunt und vielfältig.

Mittelalter Spiele
Gaukler gehörten zu den Verspielten im Mittelalter.

Wer glaubt, der Mittelalter Beruf Gaukler sei ein durch und durch lustiger Job gewesen, liegt falsch. Sie gehörten zum Berufsstand Schausteller und damit zum niederen Stand. Trotzdem waren sie verrückte Gesellen im Mittelalter. Spiele waren generell sehr vielfältig und beruhten oftmals auf Berufen des Mittelalters.

So beschäftigte man sich im Mittelalter – Spiele für drinnen und draußen!

Märkte des Mittelalters: Spiele für historische Veranstaltungen.

Diese Mittelalterspiele gibt es heute.

Es gibt viele archäologische Belege über Spielgegenstände aus dem Mittelalter, die Anleitungen dagegen sind eher dürftig. Gespielt wurde nicht nur von Kindern, sondern überaus häufig auch von den Erwachsenen.

Mittelalter: Spiele für Kinder und Erwachsene

Anders als heute waren viele Spiele im Mittelalter nicht auf Kinder ausgelegt. So nahmen sie zum Beispiel nicht an Brett- oder Kartenspielen teil. Ihre Beschäftigung bewegte sich eher im körperlich aktiven Bereich, wie Steckenpferdreiten, Ballspiele oder Murmeln. Diese Spielgegenstände waren aus einfachen Mitteln hergestellt, wie Schweineblasen, Holzresten oder Steinchen.

Brettspiele

Die Brettspiele aus dem Mittelalter wurden aus früheren Zeiten übernommen. Eine besondere Art des Schachspiels und eine Art Backgammon waren somit schon vielen Menschen bekannt. Ein beliebtes Spiel war das auch heute noch bekannte Mühle. Es war in zahlreichen Varianten vorhanden, aber im Grunde ging es in allen Versionen darum, drei Steine in einer Reihe zu platzieren. Im Mittelalter gab es aber auch zahlreiche andere Brettspiele – so zum Beispiel das Spiel „Fuchs und Gänse“.



Fuchs und Gänse – Spielregeln

Es spielen zwei Spieler gegeneinander. Einer ist der Fuchs und erhält einen Spielstein, der andere erhält 17 Spielsteine als Gänse. Nun gilt es für den Gänsespieler, den Fuchs auf dem Spielfeld einzukesseln. Im Gegenzug kann der Fuchs durch überspringen die Gänse herauswerfen und hat gewonnen, wenn nicht mehr genügend Gänse vorhanden sind, um ihn einzukesseln.


Kartenspiele

Das Kartenspiel nahm im Mittelalter eine besondere Position ein. Es war verpönt und wurde sogar dem Teufel zugeschrieben. Trotzdem wurde es in Wirtshäusern oft betrieben und dabei sogar um Geld gespielt. Heute übliche Casinospiele stammen aus der damaligen Zeit. Wie etwa Einundzwanzig, Rouge et Noir oder Baccarat.

Würfelspiele

Im Mittelalter gab es nicht nur Würfel mit sechs Seiten, sondern auch solche mit nur vier Seiten oder gar runde Würfel. Würfelspiele waren sehr beliebt, darunter befanden sich verschiedene Varianten. Entweder siegte derjenige mit der höchsten Gesamtaugenzahl oder es wurde um 3er- oder 6er-Reihen gespielt.

Kugelspiele

Eine lange Tradition gibt es auch im Bereich der Kugelspiele. Als Kugeln benutzte man zunächst runde Naturgegenstände – Nüsse, Äpfel, Wollknäuele oder auch Eier. Aus der Römerzeit war beispielsweise das Deltaspiel bekannt. Man spielte es auf einem dreieckigen Spielfeld. Jede Seite bestand aus zehn gleich breiten Feldern. Das Spiel kann mit zwei oder mehr Spielern gespielt werden, jeder erhält fünf Nüsse gleicher Farbe. Nun muss aus einem Abstand von zwei Metern eine Nuss auf ein Kästchen gekullert zu werden. Diese sind nummeriert und der Wurf ergibt somit die Punktzahl.

Andere Spiele mit Kugeln hießen zum Beispiel:

  • Nüsse kullern
  • Murmeln, Klicker, Picker, Schneller, Marbel oder Schusser
  • Zielmurmel
  • Schusserspiel
  • Meilenspiel

Bewegungsspiele

Besonders für die Kinder im Mittelalter waren die Spiele mit Bewegung interessant. Teilweise stammen diese Spiele aus kultischen Ritualen. Was diesen Ursprung untermauert, sind zum Beispiel die Namen. So trägt ein Hüpfspiel auch den Namen „Himmel und Hölle“ bzw. „Tempelhüpfen“. Dieses Spiel dürfte auch heute noch von vielen Kindern auf dem Schulhof oder der Straße gespielt werden.

Das Stelzenlaufen hat seinen Ursprung bei den alten Griechen. Die Darsteller von ziegenbeinigen Satyren und auch des Pans liefen auf Stelzen und somit erschließt sich auch wieder die Verbindung der Spiele zu den Mittelalter Berufen. Die Kinder im Mittelalter veranstalteten Stelzenwettläufe oder versuchten, die Bewegungen eines Kindes auf Stelzen nachzuahmen. Beim Steckenpferdrennen ging es natürlich um Schnelligkeit. Das Fladenessen war eine besonders lustige Angelegenheit. Hierbei wurde ein Fladen, ein Keks oder Kirschen an einer Schnur aufgehängt. Der Spieler musste nun versuchen, das Essen ohne die Zuhilfenahme der Hände vom Faden abzubeißen. Reifenspringen ist der Vorgänger vom im 16. Jahrhundert aufgekommenen Seilspringen. Der Ursprung des Reifentreibens wiederrum ist nicht bekannt, hierbei wurde ein Reifen mit der Hand zum Rollen gebracht und anschließend mit einem Stock vorangetrieben. Das Ringelstechen entstand aus einem der vielfältigen Mittelalter Berufe, nämlich dem des Ritters. Mit einer Lanze musste ein Ring betroffen werden, der Spieler mit den meisten Treffern gewann das Spiel.

Mittelalter Spiele
Gerade für Kinder gibt es auf Mittelaltermärkten heute viele Spiele. Zum Beispiel das Ringelstechen.
©Kaltenberger Ritterturnier

Moberle heißt ein Spiel des Mittelalters, das nur von Erwachsenen gespielt wurde. Dabei wurde ein fingerdickes kurzes Stäbchen auf einen Baumstumpf gelegt, sodass ein großer Teil über die Auflagefläche hinaus ragte. Nun musste mit einem Schlagstock auf dieses überstehende Ende geschlagen werden. Gewonnen hat der, dessen Hölzchen den weitesten Weg zurück legte.

Spiele für Mittelaltermärkte

Auf Mittelaltermärkten werden neben Ritterturnieren, Schwertkampf und Gaukeleien auch heute noch einige Spiele des Mittelalters vorgeführt und können auch von dem interessierten Besucher selbst ausprobiert werden. So gibt es hölzerne Riesenräder oder auch Karussells, die mit Handkurbeln angetrieben werden – ein zugegeben nicht ganz historisch korrekter Spaß.

Dass es aber andere Attraktionen auch schon im finsteren Mittelalter gegeben haben könnte, ist durchaus vorstellbar. Dazu gehören zum Beispiel der Eierknacker, das Mäuseroulette oder das Bauernkegeln.


Beim Eierknacker geht es darum, ein Ei, welches in einiger Entfernung auf einem Baumstumpf liegt, mit einem Stein abzuwerfen bis es zerbricht.

Für dieses Spiel sind mehrere Behältnisse und eine kleine Umzäunung von Nöten. Inmitten der „Häuschen“ und der Umzäunung wird eine Maus gesetzt. Zuvor muss getippt werden, in welchem Behältnis die Maus Schutz suchen wird.

Dieses Spiel ist eine abgewandelte Form des heutigen klassischen Kegelns – mit einer Ausnahme. Es gibt zu den normalen Kegeln auch einen Andersfarbigen, den König. Diese Figur darf beim Kegeln nicht umgestoßen werden, die anderen schon.


Weitere sehr beliebte Spiele auf Mittelaltermärkten leiten sich ganz natürlich von den Mittelalter Berufen ab. Darunter fallen Spiele wie Bogenschießen, Messer-, Axt- und Hufeisenwerfen. Lustig, aber auf keinerlei beruflichen Verbindung beruhend, ist dagegen das Erbsen- oder Kirschkernweitspucken.

PC- und Gesellschaftsspiele – holt Euch das Mittelalter nach Hause

Ihr seid Fans vom Mittelalter? Spiele gibt es in jeglichen Formen auch für Zuhause. Ob für den PC, die Konsole oder als Gesellschaftsspiel – Angebote gibt es en masse.

Kleine Auswahl an Mittelalter PC-Spielen

Die Liste der PC-Spiele, die in irgendeiner Form auf das Mittealalter abzielen, ist lang. Manche erzeugen ein realistisches Bild der Epoche, andere erliegen sehr stark der Kreativität der Erschaffer. Ein Erlebnis sind sie für jeden Mittelalter-Fan aber garantiert.

Hier eine Auswahl:

  • „War of the Vikings“
  • „The Kings of the Dark Age“
  • „Stronghold Kingdoms“
  • „Die Gilde“
  • „Die Sims: Mittelalter“
  • „War of the Roses“
  • „Der Inquisitor“
  • „Knights of the Temple - Infernal Crusade“
  • „Real Warfare 1242“
  • „Game of Thrones“
  • „Age of Empires“

Aber auch gemeinsam mit der Familie am heimischen Esstisch lässt sich das Mittelalter gut nachspielen – wenn auch nur mit Figuren, Karten und Spielplan. „Die Baumeister“, „Carcassonne“, „Die Tore der Welt“ oder „Alhambra“ sind nur einige Gesellschaftsspiele mit Mittelalterbezug.

Mittelalter Spiele
Gaukler benutzten auch Marionetten, um Kindern ein Lachen zu entlocken.
©Kaltenberger Ritterturnier

Ihr seht: Auch heute noch lebt das Mittelalter! Spiele machen es möglich, diese Epoche in einem kleinen Rahmen wieder auferstehen zu lassen. Ob auf einem Mittelaltermarkt, Zuhause mit der Familie oder alleine am PC – Mittelalterspiele liegen im Trend!

Gerda Naumann
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