Immer wieder sonntags droht die Quotenflaute

Kommentar: „ZDF-Fernsehgarten“ verliert im Quotenduell

„ZDF-Fernsehgarten“

Nein, anders als viele Klatschblätter gerne berichten – Stefan Mross und Andrea Kiewel tragen im TV keinen öffentlichen Konkurrenzkampf aus. Dennoch stellt sich der ein oder andere Zuschauer sonntags die alles entscheidende Frage – ARD oder ZDF?

Stefan Mross Andrea Kiewel
Bisher hatte vor allem Stefan Mross am Sonntag gut lachen.

Schon 30 Jahre läuft der „Fernsehgarten“ mittlerweile im deutschen Fernsehen. Ein Erfolgsformat könnte man also sagen. Dennoch sieht sich die Show seit einigen Jahren einem Quotenkampf ausgeliefert, der sich gewaschen hat. „Immer wieder sonntags“ heißt es: Was wird mehr eingeschaltet: ARD oder ZDF?

Durch die mehrmalige Sendezeit-Verlängerung der Konkurrenzsendung „Immer wieder sonntags“ in den vergangenen Jahren, verhärteten sich die Fronten. Böses Blut spritzte ausgerechnet am ehrenwerten Sonntag aus dem „ZDF-Fernsehgarten“. Wie die damals gereizte ZDF-Programmleitung reagierte, machte nicht zuletzt klar, dass Andrea Kiewels Erfolgsformat sich nicht nur in Sachen Quoten immer mal wieder vor Stefan Mross wegducken muss. Während „Immer wieder sonntags“ jeden Sonntag einen neuen Quotenerfolg aufstellte, fehlte es dem „ZDF-Fernsehgarten“ an Profil – und dadurch auch an Zuschauern.

„Fernsehgarten“ ist eine Wundertüte

30 Jahre ist der „Fernsehgarten“ in der Fernsehlandschaft präsent und trotzdem mangelt es an Profil. Er ist immer für eine Überraschung gut, eine regelrechte Wundertüte – so könnte dieser Umstand positiv umschrieben werden. Aber wer „Immer wieder sonntags“ einschaltet, weiß: Es gibt ein Begrüßungslied von Stefan Mross, Gäste aus Volksmusik und Schlager sowie lustige Einlagen des Gastgebers. Das muss nicht gefallen, aber denjenigen, die am Sonntag das TV-Gerät einschalten, scheint dies zu entsprechen.

Im ZDF hingegen scheint Andrea Kiewel die einzige Konstante zu sein. Ansonsten ist der „ZDF-Fernsehgarten“ bunt, vielseitig, aber eben immer anders. Die wöchentlich wechselnden Mottos der Sendungen wirken wie auf einem ewigen Findungstrip. Was ist die Signatur der Show? Freiluft-Musik, Kocheinlagen – und eine quirlige Moderatorin, die sich in jeder Sendung einem anderen Thema widmet, das in die Show geboxt und mühsam hereingebastelt wird. Man nehme zum Beispiel die Show zur Begrüßung der Queen.

In besagter Show traten ausschließlich englischsprachige Künstler auf. Nicht das erste Mal, dass die Schlager- oder Volksmusik keinen Platz in den zwei Stunden Sendezeit fand. An sich annehmbar, wenn es das Konzept der Show so vorsehen würde und die Fans darauf eingestellt sind. Aber: Zum Beispiel beim „ZDF-Fernsehgarten“ Thema „Discofox“ gaben sich Schlager-Pur-Stars wie Christian Lais und Norman Langen das Mikro in die Hand. Welche Zielgruppe soll dieser Mix, der zu kurz püriert wurde und lästige Brocken hinterlässt, erreichen?

So wird die Sendung nicht zum Treffpunkt einer Fangemeinschaft und zum fixen Termin am heiligen Sonntag. Außer vielleicht bei Andrea Kiewel-Fans. Den „ZDF-Fernsehgarten“ am Sonntag einzuschalten, wird so vermutlich in einigen Haushalten nicht zur Tradition oder Gewohnheit. Bei Stefan Mross weiß der Zuschauer, was er bekommt – ohne Programmzeitschrift oder sonstige vorherige Recherche. Die Sendung ist homogener, spitzer zugeschnitten und zielgerichteter.

ZDF schafft Kompromiss

Durchaus gibt es sie: die Musikfans, die beides sehen wollen und gerade den jähen Wechsel bei Andrea Kiewel schätzen. Diesen wird es in dieser Saison einfacher gemacht: Das ZDF verschob die Sendezeit seines Formats von 11:00 Uhr auf 11:50 Uhr – so überschneiden sich die beiden Sonntagssendungen lediglich um 30 Minuten. Aber ob das dem Quotenkampf wirklich ein Ende setzt?

Melanie Gladbach
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