Trauer um Udo Jürgens: Merci...für die Stunden, Chérie.

Nachruf zum Tod von Udo Jürgens: Merci, Chérie

Nachruf

Im Alter von 80 Jahren ist gestern die Stimme des großen Udo Jürgens für immer verstummt. Nach 100 Millionen verkauften Alben und nach wie vor ausverkauften Konzerthallen ist dies für die Musikwelt unbegreiflich. Schien er doch unsterblich...

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Der Mann am Flügel. So behalten ihn viele in Erinnerung.

Wer war eigentlich Udo Jürgens, der mit bürgerlichem Namen Udo Bockelmann hieß und am 30. September 1934 im österreichischen Klagenfurt geboren wurde? Für die einen war er der Gute-Laune-Garant Mr. „Aber bitte mit Sahne“, für die anderen der ernsthafte Chansonnier. Ein glänzender Star mit großer Geste. Den meisten wird er jedoch einfach als der Mann am Klavier in Erinnerung bleiben, der mit Inbrunst in die Tasten greift - nicht selten im weißen Bademantel am Ende eines jeden Konzerts.

Udo Jürgens - der kritische Spießer?

Stilvoll, im Smoking mit rotem Tuch in der Westentasche, stets adrett gescheitelt - ein ehrenwerter Mann, der nicht selten die bürgerliche Gesellschaft in Songs wie „Ein ehrenwertes Haus“ auf die Schippe nahm. Gesellschaftskritik zu üben, Nachdenkliches anzustimmen und nicht nur der Unterhaltungskünstler zu sein, war ihm ein Anliegen. Und er hatte damit Erfolg. Von seiner Rolle als „Spaßnudel“ hat er sich immer distanziert.

Doch für die „echten Linken“, wie er einmal in einem TV-Interview betonte, war er nicht „links genug“. Vorwürfe habe man ihm aus diesem politischen Lager gemacht, zu anbiedernd zu sein. Für die Konservativen erschien er jedoch oft zu kritisch und stellte zu viele Fragen. Udo Jürgens stand mit seiner musikalischen Bandbreite nicht selten zwischen den Stühlen. Recht machen konnte er es nur seinem Publikum, die ihn für alle seine Songs liebten.

Wer einmal ein Udo Jürgens Konzert besucht hat, weiß: Den Spagat zwischen Liedermacher und Entertainer, zwischen ernstzunehmendem Musiker mit substantieller Botschaft und Sänger mit Gute Laune-Song schaffte er auf der Bühne spielend. Und seine Fans dankten es ihm stets mit frenetischem Applaus und minutenlangen choralen Gesängen, die er nur noch dirigieren konnte.

Wo alles begann...

Es war das Münchener Schwabing der 1950er Jahre, in dem der österreichische Musiker Anlauf auf eine steile, legendäre Karriere nahm. Nach einer Kindheit in Kriegswirren und der Generation der Hitlerjugend angehörend fand er hier zwischen Jazz-Gigs und Saxophonen seine Berufung. Dies beschreibt er in seiner 2004 erschienenen Autobiografie „Der Mann mit dem Fagott“, dessen Titel auf seinen Großvater anspielt.

Nach „Siebzehn Jahr', blondes Jahr“ gelang ihm 1966 der Durchbruch und Grand Prix-Sieg in Luxemburg mit „Merci, Chérie“.

„Merci, Chérie“ - Grand Prix Sieg 1966

Kaum einer seiner Hits beschreibt wohl die Situation nun treffender, in der sich aktuell nach seinem Tod, Familie, Freunde und Fans befinden:

  • Uns're Liebe war schön, so schön, merci, Chérie
  • Sei nicht traurig, muß ich auch von dir geh'n
  • Adieu, adieu, adieu
  • Deine Tränen tun weh, so weh, so weh
  • Unser Traum fliegt dahin, dahin, merci, Chérie
  • Weine nicht, auch das hat so seinen Sinn.*

„Ich war noch niemals in New York“ - der Musical-Erfolg

Im Jahr 2007 feierte die Musical-Komödie im Hamburger Operettenhaus Weltpremiere. Bestückt ist das Musical mit 20 seiner größten Hits. Es handelt von drei Paaren, die mit verschiedenen Problemen in ihrer Paarbeziehung zu kämpfen haben und auf einer Kreuzfahrt nach New York den wahren Sinn des Lebens entdecken und erfahren was wirklich wichtig ist. Noch nie zuvor ist es einem deutschsprachigen Künstler gelungen, mit seinen eigenen Hits ein ganzes Musical zu füllen.

Udo Jürgens war für Frauenquote und aktive Sterbehilfe

Besonders kurz vor seinem 80. Geburtstag sorgte Udo Jürgens noch einmal für große Schlagzeilen. Nicht nur, wegen seines Duetts mit Helene Fischer bei seiner großen Geburtstagsgala, die heute nochmal um 20:15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird. Er machte auch von sich Reden, als er sich kürzlich erst für mehr weibliche Politikerinnen aussprach und sich für aktive Sterbehilfe einsetzte. Der Zeitschrift „Hörzu“ verriet er damals: „Sollte ich je so schwer erkranken, dass mein Verstand nicht mehr funktioniert, hoffe ich, es möge dann mehr Toleranz dafür geben, dass es unter der Mitwirkung von Ärzten möglich ist, den letzten Wunsch eines Einzelnen zu erfüllen.“

Das Ende eines großen Künstlerlebens - beim Sonntagsspaziergang

Dass sein Ende so nahe ist, hat der vitale 80-Jährige, der gerade sein neues Album „Mitten im Leben“ veröffentlichte und sich auf großer Tournee befand, wohl nicht ahnen können. Bei einem Sonntagsspaziergang in der Schweiz versagte gestern Abend sein Herz und alle Rettungsversuche, ihn wiederzubeleben, scheiterten.

Udo Jürgens hinterlässt eine Lücke in der Musikwelt, die nicht zu füllen ist. Merci, merci, merci...für die Stunden, Chérie.

Susanne Dickhardt
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