Guildo Horn: „Der ‚ESC‘ 2015 ist schön bunt“

Im Interview: Guildo Horn über den „ESC“

„ESC“-Stimmen

17 Jahre ist es nun her, dass der „Eurovision Song Contest“ für die Deutschen ganz im Zeichen eines Mannes stand: Guildo Horn mischte mit „Guildo hat Euch lieb“ die Musiklandschaft und den Wettbewerb gleichermaßen auf.

Guildo Horn ESC Interview
Guildo Horn bewarb sich 2014 erneut für die „ESC“-Teilnahme.

Er ist einer der wenigen, der Halbglatze und Langhaarfrisur auf einem Kopf vereinen kann und der für Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ für Aufsehen sorgte. 1998 gab Guildo Horn mit seinem Titel „Guildo hat Euch lieb“ den deutschen Beitrag zum „ESC“. Der Titel, produziert von Michael Holm und Stefan Raab, erreichte den siebten Platz und 86 Punkte und avancierte zum Dauer-Ohrwurm der damaligen jungen Generation.

Auch heute noch erinnert sich Guildo Horn gerne an diese Zeit zurück, sein Titel ist für ihn immer wieder Ausgangspunkt für musikalische Spielereien, aber auch der „ESC“ an sich ist 2015 noch ein Thema für ihn.

„Man sollte sich auch mal wieder ein bisschen was wagen“

„Schön bunt“ lautet Guildo Horns Beschreibung des diesjährigen „Eurovision Song Contests“, trotzdem betrachtet er die Künstler-Auswahl kritisch: „Ich glaube, die deutschen verantwortlichen Ausrichter müssen im Moment aufpassen, dass es auch spannend bleibt. Man sollte auch mal wieder ein bisschen was wagen.“ Mainstream sei für ihn zwar ok, „das tut nicht weh, aber ist auch nicht immer abendfüllend.“

Seit seiner Teilnahme 1998 pflegt der Musiker eine enge Verbindung zu dem größten europäischen Musikwettbewerb und versuchte sein Glück erneut – mit sehr sozialen Absichten: „Ich habe mich letztes Jahr nochmal zum ‚ESC‘ beworben als Pate für eine Behindertenband, eine inklusive Band mit körperlich und geistig Behinderten.“ Angenommen wurde seine Bewerbung jedoch nicht. „Die Verantwortlichen des NDR konnten da offensichtlich überhaupt nichts mit anfangen und haben das auch so behandelt, beziehungsweise uns am langen Arm verhungern lassen,“ berichtet Guildo Horn.

In diesem Jahr ist Finnland mit einer ähnlichen Idee im Boot. Ganz kalt lässt den Künstler diese Tatsache nicht: „Jetzt tritt Finnland mit behinderten Punkern an und das wird ein riesen Thema werden. Die Themen, die beim ‚ESC‘ stattfinden, die großen Themen, das sind auch immer gesellschaftspolitische Themen. Ob es jetzt Conchita Wurst ist oder etwas anderes. Ein Riesenthema damals 98: Dana International hat gewonnen oder wenn es einfach nur heißt: ‚darf so ein Humor dort stattfinden?‘ Das ist spannend.“

Andreas Kümmert – „Man sollte sich vorher überlegen, was das alles mit sich bringen könnte“

Der diesjährige deutsche Vorentscheid-Gewinner Andreas Kümmert nahm seinen Sieg nicht an und gab die Chance an die zweitplatzierte Ann Sophie weiter. Damit trat er einen enormen Shitstorm in der Öffentlichkeit und den Sozialen Netzwerken los. Auch wenn Guildo Horn sich mit dem Künstler Andreas Kümmert nicht sonderlich auseinandergesetzt hat – „Ich kenne den Menschen nicht, ich habe ihn noch nicht mal singen gehört. Ich weiß gar nicht, was der so macht.“ – hat er aus künstlerischer und menschlicher Sicht trotzdem eine Meinung zum Vorgehen des Sängers und gibt für junge Talente gleich eine Anleitung im Umgang mit Öffentlichkeit und Medien mit:

„Ich finde, man sollte sich vorher überlegen was das alles mit sich bringen könnte. Ob man es will, oder ob man nicht will. Man sollte sich vor allem nie zu irgendwas überreden lassen, was man am Ende gar nicht stemmen möchte oder kann.“

Wer es dieses Jahr auf den „ESC“-Thron schafft, wird am 23. Mai 2015 feststehen. In Deutschland wird im Ersten ab 21 Uhr live aus Wien übertragen. Davor und danach begrüßt Barbara Schöneberger von der Hamburger Reeperbahn zum „Countdown für Wien“ und zur „Grand Prix Party“.

Gerda Naumann
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