Nik P. im Interview: „Ich vertraue meinem Gefühl ohne Wenn und Aber“

Nik P. im Interview: „Ich vertraue meinem Gefühl ohne Wenn und Aber“

Zum Jubiläum

SchlagerPlanet traf Nik P. zum großen Interview über sein 20-jähriges Bühnenjubiläum, das neue Album „Ohne Wenn und Aber“, seinen Weg zur Musik und seine Freundschaft mit DJ Ötzi auf Gut Aiderbichl.

Nik P. feiert sein 20-jähriges Bühnenjubiläum.
Nik P. feiert sein 20-jähriges Bühnenjubiläum.

2017 ist ein besonderes Jahr für Nik P. Der österreichische Sänger, Komponist, Texter und Produzent feiert sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Am 15. September erscheint zudem sein brandneues Album „Ohne Wenn und Aber“ – ein Titel, den der 55-jährige aus einem bestimmten Grund gewählt hat. Um diese zwei Ereignisse zu feiern, lud Nik P. seine Fans auf das Gut Aiderbichl nahe Salzburg ein. Dort feierte der Autor und Komponist des Schlager-Mega-Hits „Ein Stern (...der deinen Namen trägt) am 02. September eine fette Open-Air-Party. Kurz vor seinem Auftritt traf SchlagerPlanet Nik P. zum großen Jubiläums-Interview:

SchlagerPlanet: Heute ist ein besonderer Abend für Dich. Warum hast Du Dir für Dein Konzert zum Bühnenjubiläum das Gut Aiderbichl als Veranstaltungsort ausgesucht?

Nik P.: Ich bin fünfzehn Minuten von hier entfernt zu Hause, es ist also nicht weit. (lacht) Und natürlich unterstütze ich die Idee von Gut Aiderbichl und Michael Aufhauser seit vielen Jahren. Ich bin sehr oft mit meiner Familie hier, weil das Zusammenleben von Mensch und Tier hier wie sonst nirgendwo anders praktiziert wird. Auf Gut Aiderbichl wird gezeigt, wie man mit Tieren leben kann, wenn man ihnen den nötigen Respekt entgegen bringt. Da ich sehr tierliebend bin, ist das für mich eine große Sache, die ich gerne unterstütze. Vor etwa einem Jahr habe ich mit Michael und dem Geschäftsführer Dieter Ehrengruber über die Idee gesprochen, in der Nähe von meinem Zuhause ein Jubiläumskonzert zu geben. Da meinte Dieter: „Warum machen wir das nicht hier? Du bist gerne bei uns zu Gast, die Location bietet sich super an. Es ist quasi alles eingerichtet für ein Konzert. Wir müssen nur eine Bühne aufbauen.“

Viele haben sich Sorgen um die Tiere gemacht, die hier leben, weil es zu laut sein könnte. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, weiß ich, dass Tiere Musik lieben. Auf dem Bauernhof habe ich vier Jahre lang Kühe gemolken. Die beste Milch haben die Kühe gegeben, wenn man das Radio schön laut aufgedreht hat. Wir sind ja keine Heavy-Metal-Band, sondern spielen Schlager. Es gibt also keine ohrenbetäubende Akustik und Lautstärke, sondern eine die für ein Open Air passt.

Neues Album "Ohne Wenn und Aber"

SchlagerPlanet: Dein neues Album „Ohne Wenn und Aber“ erscheint am 15. September. Darauf findet sich allerdings kein Song, der so heißt. Wie kamst Du auf den Album-Titel?

Nik P.: Dem Album habe ich diesen Titel aufgrund meiner Karriere und meiner Art, die Sachen anzupacken, gegeben. Ich produziere seit 20 Jahren meine Songs so, wie ich es für richtig halte, und habe mich nie von irgendwelchen Besserwissern leiten lassen. Ich vertraue meinem Gefühl ohne Wenn und Aber. Das hat mich schlussendlich zu meinem Erfolg geführt und zu dieser Beständigkeit, die ich heute leben und mit meiner Musik genießen kann. Ich versuche, speziell im Schlager, mehr Ehrlichkeit hineinzulegen, keinen Kitsch zu verpacken, sondern auch ernstere Themen anzupacken – ohne Wenn und Aber. Oft musste ich mir Meinungen anhören, ob das noch Schlager sei, was ich mache. Ich sage ja. Schlager verträgt mehr denn je. Das Genre spricht ein breiteres Publikum als jemals zuvor an, Schlager ist so populär wie noch nie und verträgt auch Einflüsse von Pop und Rock.

SchlagerPlanet: Was erwartet uns auf dem neuen Album?

Nik P.: Ich habe 12 neue Songs geschrieben. Dabei bin ich nicht einer, der ins Studio geht und losschreibt, sondern ich arbeite wirklich Jahre an manchen Songs, die in meinem Archiv lungern – und immer, wenn ich ins Studio gehe, habe ich das Gefühl, dass ein Text oder eine Komposition danach schreit, veröffentlicht zu werden. Die schaue ich mir genau an und setze mich dann ran. Finde ich die Essenz, den Titel so umzusetzen, dass er passt oder lege ich ihn wieder zurück? Das ist ein Prozess, der über viele Monate abläuft. Jeder Song ist für mich speziell und hat seine Eigenheiten, die es Wert sind, dass man sich darüber den Kopf zerbricht, um die Essenz des Songs zu finden, die in der Komposition und dem Text funktioniert.

SchlagerPlanet: Das klingt nach einem sehr intensiven Prozess!?

Nik P.: Ja, das ist es wirklich. Ich leide auch sehr darunter, wenn ich nicht Textzeilen finde, die einen Reim oder einen Sinn ergeben. Dann nehm ich das mit ins Bett, schlaf schlecht, weil mir die Zeile jedesmal im Kopf rumschwirrt. Die Produktion eines neuen Albums ist für mich immer ein geistiger Stress, den ich mir auferlege. Oder ich finde die Melodie nicht, die dem Text die Kraft gibt. Da ich sowohl komponiere, texte und produziere ist das für mich eine sehr intensive Prozedur.

Nik P. im Interview auf Gut Aiderbichl.
Nik P. im Interview auf Gut Aiderbichl.
©SchlagerPlanet / Patrick Kollmer

SchlagerPlanet: Es gibt einen Song auf Deinem neuen Album, der heißt „Über das Liebesleben der Glühwürmchen“. Was weißt Du über das Liebesleben der Glühwürmchen?

Nik P.: Jetzt ein bisschen mehr als vorher. Ich bin auf die Idee gekommen, als ich einmal im Sommer im Garten übernachtete. Es war eine schwüle und drückend heiße Nacht. Ich habe es drinnen im Zimmer nicht ausgehalten und bin in ein Zelt in meinem Garten raus. Als ich in die Dunkelheit hinaus schaute, sah ich einige Glühwürmchen fliegen. Erst fand ich es interessant, weil ich das schon lange nicht mehr gesehen hatte. Doch dann fragte ich mich, warum leuchten die eigentlich? Im Internet las ich dann: Wenn Glühwürmchen auf Pärchensuche gehen, leuchten sie, um dem anderen zu imponieren. Für mich ist es ein Licht der Liebe. Sie lassen es leuchten, um auf sich aufmerksam zu machen und anderen zu zeigen: „Du gefällst mir, komm zu mir.“ So bin ich zu diesem Song gekommen.

SchlagerPlanet: Es gibt außerdem zwei sehr unterschiedliche Songs über die Ehe. Einmal das sehr euphorische „Dieser Ring“ und das schmerzhafte „Alles geht vorbei“. Sind das die beiden Seiten einer Ehe?

Nik P.: Ich versuche immer die Facetten des Lebens darzustellen. Das Leben ist nicht immer schön, es hat auch seine Schattenseiten – speziell in der Ehe. Die Ehe bringt auch Scheidungen mit sich. Nicht alles geht gut. So wie in einer Ehe der Himmel voller Herzen sein kann, so voller schwerer Glocken ist er dann, wenn’s in die Brüche geht.

SchlagerPlanet: Du sprichst aus Erfahrung. Du bist jetzt in Deiner dritten Ehe. Was ist aus Deiner Erfahrung ein guter Rat, um eine Ehe lange zu bewahren?

Nik P.: Das ist schwer zu sagen. Jeder geht mit der Einstellung in eine Ehe, dass es das ist: Einmal heiraten und für immer verbunden sein. Doch das Leben spielt manchmal andere Akkorde. Oft kommen Moll-Akkorde in die Quere und dann läuft es eben ganz anders. Wer auch immer das Drehbuch für dein Leben schreibt, der schreibt wahrscheinlich auch die Drehbücher der Ehe. Bei mir hat es zwei Mal nicht funktioniert. Ich hoffe, dass es diesmal gut läuft. Das Leben ist ein Auf und Ab, aber es ist immer Wert, es zu leben.

SchlagerPlanet: Gibt es auch etwas, was man auf keinen Fall machen sollte, um seine Ehe zu retten?

Nik P.: Untreu sein. (lacht) Dem anderen sollte man immer den nötigen Respekt geben und ihn spüren lassen, dass man da ist, dann kann nicht viel schief gehen. Das ist ja der Sinn einer Partnerschaft, dass man einander vertraut, sich respektiert und füreinander da ist.

©Youtube / Mein Herz schlägt Schlager

Nik P.s 20-jähriges Bühnenjubiläum

SchlagerPlanet: Du feierst heute Dein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Was war der schönste Moment in dieser Zeit?

Nik P.: Für mich war die Verleihung des „ECHOS“ 2008 sicherlich ein ganz großer Moment. Ich glaube, dass nicht zu viele Schlagerinterpreten den „ECHO“ für den „Erfolgreichsten Titel International“ bei sich zuhause stehen haben. Ich war mit meinem Freund DJ Ötzi ja neben Rihanna und Justin Timberlake nominiert für den erfolgreichsten internationalen Song in Deutschland – und wir haben ihn bekommen. Deswegen bin ich darauf so wahnsinnig stolz, weil es eine internationale Auszeichnung ist. Das ist für mich einer der größten Erfolge, die ich in meiner Karriere bislang erleben durfte. Neben vielen anderen Erfolgen und Auszeichnungen. Ich stehe ja eigentlich schon 36 Jahre auf der Bühne, aber eben 20 als Nik P. Und in diesen 20 Jahren ist so viel passiert, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Es war nie geplant, dass ich einmal ein großer Musiker oder ein Star werde wollte. Ich habe Musik nur für mich und meine Freunde geschrieben, ohne den Gedanken, das irgendwann einmal auf CD zu bringen. Bis mir eines Tages ein Freund sagte: „Das geht aber net. Du schreibst so schöne Lieder, mach da mal was draus.“ Alle Plattenfirmen, denen ich meine Musik damals schickte, lehnten ab. Dann machten wir das selbst, die Musik an Radiostationen geschickt und plötzlich lief das Ding, gegen die Prognosen der Konzerne. Das ist jetzt 20 Jahre her.

SchlagerPlanet: Kannst Du „Ein Stern (...der deinen Namen trägt)“ heute noch hören?

Nik P.: Ja, klar. Du spürst bei jedem Konzert, dass die Leute auf dieses Lied warten. Auch nach so vielen Jahren hat das Lied immer noch eine unglaubliche Präsenz. Ich glaube, dass der Song noch viele Jahre im Radio und auf Veranstaltungen präsent sein und irgendwann einmal ein Evergreen werden wird. Da ist mir etwas passiert, was nicht jedem widerfährt, und ich kann nur einen Dank an den Herrgott nach ganz oben richten, dass er mir die Idee geschenkt hat, dieses Lied zu schreiben.

SchlagerPlanet: Du hast sehr früh Deine Mutter verloren. So schrecklich diese Erfahrung für einen kleinen Jungen gewesen sein muss, bist Du darüber zur Musik gekommen. Kannst Du erzählen, wie das damals vor sich ging?

Nik P.: Meine Mutter starb als ich neun Jahre alt war. Wenn ich damals jemanden gefragt habe, wo meine Mutter ist, gab es als Antwort meist: „Deine Mutter ist jetzt da oben im Himmel beim lieben Gott.“ Als Junge habe ich oft in den Sternenhimmel geschaut und mich gefragt: „Was macht sie da oben? Warum ist es im Himmel so schön? Warum ist sie da?“ Da macht man sich eben Gedanken. Es gab damals ja nicht so etwas wie Psychologen, mit denen man darüber hätte sprechen können. Später, als ich zu Zieheltern kam, fing ich an, aufmerksam Musik zu hören. Ich merkte, dass mich interessante Melodien oder Texte in eine Stimmung versetzten oder auch Fragen beantworteten. Dann habe ich angefangen, die Dinge, die mich belasten oder Fragen nieder zu schreiben. Auch wenn ich die Notizen oft wegwarf, war das für mich dann erledigt. Meine Zieheltern haben den ganzen Tag Radio gehört, vor allem Schlager von Peter Alexander, Conny Froboess oder Caterina Valente. Da habe ich oft, sehr schöne Texte wahrnehmen können. Ich versuchte für mich, Vierzeiler zu schreiben, dadurch bin ich irgendwie zur Musik gekommen. Mit 15 Jahren und meinem ersten selbst verdienten Geld kaufte ich mir eine Gitarre, weil ich meine Texte auch vertonen, singen, spielen wollte. Das sind diese Texte, die später jahrelang bei mir im Archiv lagen, bis ich im Alter von 35 Jahren endlich mein allererstes Album produzierte.

SchlagerPlanet: DJ Ötzi ist ein guter Freund von Dir. Er ist ja ebenfalls nicht bei seinen leiblichen Eltern aufgewachsen. Verbindet Euch das auf eine besondere Weise?

Nik P.: Natürlich, wir haben beide ein ähnliches Schicksal, unserer Kindheit war nicht so einfach. Das prägt und stärkt einen in gewissen Dingen. Ich kann da nur für mich reden, aber man lernt, dass man für viele Dinge im Leben selbst verantwortlich ist. Ich habe sehr früh gelernt: Der, der dir aus dem Spiegel entgegenlacht, der ist für alles verantwortlich.

SchlagerPlanet: Was erwartet uns auf Deiner Tournee?

Nik P.: Nach 20 Jahren auf der Bühne natürlich ein Hit-Programm, von „Gloria“ bis „Dieser Ring“, auch „Ein Stern“, „Wo die Liebe deinen Namen ruft“ und viele mehr. Wir haben viele Nummer-1-Titel in den Radio-Charts gehabt, die sind natürlich alle dabei im Tournee-Programm.

Lieber Nik, vielen Dank für das Gespräch!

Patrick Kollmer
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