Vanessa Mai: So klingt ihr neues Album „Schlager“

Vanessa Mai: So klingt ihr neues Album „Schlager“

Doppelalbum

Vanessa Mai nennt ihr neues Doppelalbum „Schlager“ und legt damit ein musikalisches Programm vor, das mit „Schubladendenken aufräumen“ will. Ob ihr das gelingt? SchlagerPlanet hat für euch hineingehört.

Vanessa Mai
Vanessa Mai nennt ihr neues Album schlicht „Schlager“.

Vanessa Mai steht für den modernen Schlager wie kaum jemand sonst. Die ehemalige Frontfrau von Wolkenfrei hat sich in atemberaubend kurzer Zeit bis hinauf in die Top-Liga der größten Entertainerinnen Deutschlands emporgesungen und –getanzt. In ihrer Musik hat sie von Anfang an moderne elektronische Elemente mit klassischen Songstrukturen und Schlagerthematiken gekreuzt. Diese Pionierarbeit krönt die 26-Jährige jetzt mit einem Doppelalbum, bei dem sie sich einiges vorgenommen hat.

Im Booklet zum neuen Album „Schlager“ schreibt Vanessa Mai einen Brief an ihr „zukünftiges Ich“. Darin heißt es: „So viel Herzblut, Gedanken, Wünsche und Worte wie in dieses Album, habe ich bislang wohl noch nie in ein Projekt gesteckt. Ich wollte nicht nur ein Doppelalbum produzieren, das ‚meinen Schlager’ zeigt, sondern für mich war SCHLAGER seit der ersten Idee mehr als nur ein neues Album. Ich wollte die Menschen zum Nachdenken anregen, endlich mal mit diesem dämlichen Schubladendenken aufräumen.

Anstoß hierfür war Vanessa Mais eigene ablehnende Reaktion auf den Vorschlag eines Freundes, das Album „Schlager“ zu nennen. Dies scheint sie zum Umdenken bewegt zu haben. In dem Brief schreibt sie weiter: „Wenn mir ein Song oder ein ganzes Album nicht gefällt, ist das total legitim. Es aber kategorisch auszuschließen, weil es Schlager ist, halte ich für falsch. Also nannten wir das ganze Album direkt so und wollten sehen, wie die Leute reagieren.“ Als musikalischen Beweis für ihr offenes, modernes Schlager-Konzept warf Vanessa Mai als Single ihr Rap-Duett mit dem aus der Ukraine stammenden Rapper Olexesh in den Ring, das nach anfänglicher Skepsis sehr positiv vor allem von jüngeren Schlagerfans aufgenommen wurde und Platz 33 in den deutschen Single-Charts erreichte – die beste Single-Platzierung für Mai bislang. Das Liebes-Duett mit den harten Beats ist ein echter Ohrwurm, der Pop, Rap und Schlager auf gelungene Art neu verbindet. Und wie klingt der Rest des Albums?

Vanessa Mai – "Schlager"
„Schlager“ erscheint am 03. August 2018.

So klingt „Schlager“ von Vanessa Mai

Um es vorweg zu sagen: Die Revolution bleibt auf „Schlager“ ausgespart. Vanessa Mai experimentiert mit deutschsprachiger Musik, Songstrukturen, Sounds und US-amerikanischen Dance- und R&B-Einflüssen, aber sie stellt das Genre nicht auf den Kopf. Dafür bleibt sie zu sehr der Erwartung an kommerzielle, massenkompatible Musik verpflichtet. Aber innerhalb dieser Grenzen bereichert Vanessa Mai das Genre durchaus. Los geht der „Schlager“-Reigen mit „Wiedersehen“, einem poppig-leichten Willkommens-Gruß der Schlagerprinzessin: „Wenn wir uns wiedersehen, lass ich dich nie mehr gehen.“ Immerhin für anderthalb Stunden gehört unser Ohr nur Vanessa Mai.

Weiter geht es mit „Mein Sommer“, der ersten Single des Albums. Ein melodischer, stimmungsvoller Sommer-Song, der vor allem auf der Tournee beim Publikum gut ankam. „Fallschirm“ überrascht mit einem abgehackten Beat, auf dem Vanessa Mai teilweise gekonnt verschoben im Takt singt. Ein spannendes Beispiel für ihr modernes Schlagerkonzept. Doch zurecht darf man fragen: Ist das überhaupt Schlager oder eher eine Variante von US-amerikanischem, zeitgenössischem R&B mit deutschem Text?

© Vanessa Mai/youtube

Loungig wird es in „Wie es einmal war“, bevor Vanessa Mai mit ihrem „Love Song“ sicher den gewagtesten Song des Albums präsentiert. Verzerrtes Keyboardgeknarze leitet den Song ein, langsam baut sich die Spannung auf, bis im Refrain die Beats durcheinanderpurzeln. „Love Song“ ist ein mitreißender, körperlich spürbarer Dance-Track und eines der Highlights des Albums. Auch „Glücksbringer“ und „Niemals“ überraschen mit neuen Klängen. Das Album beschließen die drei Power-Balladen „Ich wollt dich nur für eine Nacht“, „Vergessen dich zu vergessen“ und „Stärker“. Vor allem der letzte Song zeigt einmal mehr, dass Vanessa Mai in den ruhigeren, melodischen Nummern absolut unschlagbar ist.

Auf CD Nummer 2 finden sich Songs, die Vanessa Mai bereits auf ihren früheren Alben, teilweise auch aus der Wolkenfrei-Zeit, veröffentlicht hat und die sie mit ihrem Produzenten-Team auf den neuen, modernen Sound hin getrimmt hat – immerhin als „Ausführende Produzentin“, wie es im Booklet heißt. Besonders gelungen sind dabei die Remixe von „Wolke 7“, „Es wird schon hell über Berlin“, Ich sterb für dich“ und „Der Zaubertrank ist leer“.

Fazit

Vanessa Mais „Schlager“-Album erweitert das Genre um viele neue Einflüsse, Stile und Sounds, die teilweise erstmals auf diese Art vermischt werden. Thematisch bleibt sich Vanessa Mai dagegen treu: Es geht um Liebe, das Leben genießen, nach Rückschlägen wieder aufstehen und wahre Freundschaften. Musikalisch wagt die junge Sängerin einiges und wird den Schlager damit auf jeden Fall verändern. Das Wesen des Schlagers war es schon immer neue Stile aufzunehmen, wie Disco und Funk in den 70ern, Keyboard-Pop in den 80ern und Gitarren-Rock in den 90ern. Vanessa Mai sorgt dafür, dass der Schlager seine Wandelbarkeit behält und drückt ihm den Stempel unserer Zeit auf. Damit ist „Schlager“ ganz sicher eines der wichtigsten Alben des Jahres!

Tracklist von Vanessa Mais "Schlager"

CD 1

01. Wiedersehen
02. Mein Sommer
03. Fallschirm
04. Wie es einmal war
05. Wir 2 immer 1 (+ Olexesh)
06. Verdammter Engel
07. Love Song
08. Niemals
09. Glücksbringer
10. Ich wollt dich nur für eine Nacht
11. Vergessen dich zu vergessen
12. Stärker

CD 2

01. Wolke 7
02. Du berührst mein Herz
02. Jeans, T-Shirt und Freiheit
04. Es wird schon hell über Berlin
05. Du bist meine Insel
06. In all deinen Farben
07. Ich sterb für dich (2018 Remix)
08. Zauberland
09. Sommerliebe
10. SOS Prinzessin in Not
11. Der Zaubertrank ist leer
12. Ich versprech dir nichts und geb dir alles

© Vanessa Mai/youtube
Patrick Kollmer
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