Heute veröffentlicht die Band Phoenix West ihr Debütalbum „Ohne uns“. Phoenix West ist ursprünglich Name eines ehemaligen Hochofengeländes im Dortmunder Stadtteil Hörde, der sich mittlerweile musikalisch gibt und eine Veranstaltungshalle geworden ist. Die herbe Ursprünglichkeit dieser Industrielandschaft sorgte für die Namensgebung der Band. Hier fand ihr auch ihr erstes Foto-Shooting statt. Musikalisch haben sie sich eben genau diesem Landstrich verschrieben und transportieren in ihren Liedern die raue Romantik des Ruhrgebiets.
Diesen derben Charme, den die vier Jungs nach außen tragen, unterfüttern sie aber in ihrer Musik mit viel Empathie und Feingefühl für die alltäglichen Sorgen und Sehnsüchte der Menschen. **Wer brachialen Rock oder verklärte Pott-Nostalgie erwartet, liegt bei der Band falsch. Sänger Chris Dunkler ist Fan von [Herbert Grönemeyer](http://www.schlagerplanet.com/herbert-groenemeyer] und tritt bei Galas auf. Das merkt man dem Album, das mit pompöser Instrumentation, aufwendiger Produktion und starken Mitsing-Hymnen aufwartet. ** „Die Welt wäre Steinzeit ohne uns“, heißt es so im gewaltigen Titelstück „Ohne uns“.
Hymnische Liebeserklärungen an die Heimat Ruhrgebiet
Inhaltlich bleibt der Ruhrpott in seiner Vielfältigkeit an emotionalen Situationen Leitmotiv des Album. Die Band beleuchtet ihn in ihren Texten. So erzählen sie von treuen Fußballfans („Sein Verein“) und demonstrierenden, von Arbeitslosigkeit bedrohten Werksarbeitern („Was ist mit uns?).
Bodenständig haben sich Phoenix West auf die Fahnen geschrieben und thematisieren dabei menschliche Abgründe. Da wird von dem mutterlosen Jungen erzählt, der vom trinkenden Vater geschlagen wird und die Fängen von Rechtsextremen als Ersatzfamilie gerät und sich der Gewalt hingibt („Parolen“). Einsamkeit und Sehnsucht als großes Themen nimmt sich die Band mit Konsequenzen wie Alkoholsucht an („Maria Krohn“). Doch auch das kleine Glück Liebe zu schätzen, das den Arbeiter zu Hause erwartet, stellen sie untermalt von choralem Gesang und gewaltigem Einsatz von Streichern dar. Wichtig ist der Band die Darstellung von hautnahen Themen, die die Menschen auf der Straßen betreffen, und sie in einem orchestral-brachialischen Gewand zu kommunizieren. Dass Chris Dunkler musikalisch breit gefächert ist und auch Rammstein gerne hört, zieht sich auch als gesanglicher Faden durch das Album.
Aus dem Pott für den Pott
All diese Irrungen und Wirrungen des Lebens, die manchmal gut, manchmal schlecht ausgehen, empfangen sie dennoch mit großen Armen, geben den Schwachen eine Stimme. Phoenix West betreiben keine Kitschromantik. Mit all seinen Defiziten umarmen sie das Gebiet zwischen Rhein und Ruhr als ihr Zuhause. Mit der Singleauskopplung „Rhein und Ruhr“ haben sie der Region ein kleines Denkmal gesetzt, ein ganz persönliches Denkmal vor allem. Auch wenn nur Sänger Chris, dessen Großvater in einer Zeche arbeitete, aus Dortmund kommt, verbindet allen Mitglieder die Faszination des Ruhrpotts. So malochen ihre Mitglieder entweder bei einem Chemieunternehmen, haben durch ihre Tätigkeit im Automobilbereich einen Hang zum Stahl und zum Kernigen oder sind seit vielen Jahren treuer Anhänger des BVB. Das schweißt als Gruppe zusammen. Für sie ist Phoenix West die Heimat des Ruhrgebiets. 1984 veröffentliche Herbert Grönemeyer sein viertes Studioalbum „4630 Bochum“. „Ohne uns“ stellt dem 20016 einen würdigen, modernen Partner gegenüber.
Die Lieder
Insgesamt befinden sich 13 Titel auf dem Album „Ohne uns“. Hier sind sie:
- „Ohne uns“
- „Rhein und Ruhr“
- „Maria Krohn“
- „Solange wir leben“
- „Der Letzte macht das Licht aus“
- „Was ist mit uns“
- „Bei dir bin ich zuhaus“
- „Parolen“
- „Wir machen für dich weiter“
- „Hart wie Stahl“
- „Auf Sand gebaut“
- „Sein Verein“
- „Du sollst es mal besser haben“
