Vom hohen Norden kommen wir her...

Plattdeutsche Musik

Een, Twee, Dree

Plattdeutsch geht ins Ohr, denn der niederdeutsche Dialekt, der im norddeutschen und ostholländischen Raum verbreitet ist, klingt schon gesprochen wie Musik. Immer mehr Bands präsentieren ihre Musik stolz im plattdeutschen Heimatdialekt.

Wanduhr Plattdeutsch
Wanduhr auf Plattdeutsch in Ostenfeld bei Husum.

He vertsteit Platt - Die Fakten

Plattdeutsch ist eine westgermanische Sprache, die sich aus dem altsächsischen Entwickelt hat. Der Begriff orientiert sich, wie beim Hoch- und Mitteldeutsch an den geografischen Gegebenheiten. Platt ist also eine Sprache, die in den niederen Gebieten Deutschlands gesprochen wird. Da die niederdeutsche Sprache nicht der Lautverschiebung unterzogen wurde, die zum heutigen Hochdeutsch führte, ähneln viele Begriffe im Platt der englischen, dänischen oder niederländischen Sprache, die alle ebenfalls einen germanischen Ursprung haben:

Hochdeutsch: Das Wasser ist tief

Plattdeutsch: Dat Water es däip.

Englisch: The water is deep.

Niederländisch: Het water is diep.

Immer noch halten sich mehr als zehn verschiedene Variationen des Plattdeutschen und werden unter anderem in Schleswig-Holstein oder Hamburg wieder besonders gerne eingesetzt, um Heimatverbundenheit zu demonstrieren.

Friesenklänge – Die musikalischen Vertreter

Neben prominenten Stars aus Norddeutschland, wie Otto Waalkes oder Ina Müller, die durch Funk und Fernsehen eine bundesweite Bekanntheit erlangt haben, gibt es auch noch kostbare musikalische Perlen zu entdecken, die an ihrem Erfolg arbeiten und auch auf kleinen Bühnen begeistern.

De fofftig Penns sind so ein musikalisches Schmuckstück. Drei Jungs aus Bremen haben sich dem konsequent plattdeutschen Elektro-Hip-Hop verschworen und beweisen, dass Musik im Dialekt jenseits von Folk-Klischees möglich ist.

De fofftig Penns live
De fofftig Penns live im Westwerk in Hamburg.
©Wikicommons/Arne Battefeld

Jung, dynamisch und vielversprechend ist auch der Sound von Pyramit, einer Gruppe aus vier ostfriesischen Musikern, die seit Kurzem die Fans und Zuhörer der plattdeutschen Musikvielfalt neu aufmischen. Ihr Hit „Von Minsch to Minsch“, also „Von Mensch zu Mensch“ beweist, dass plattdeutsche Sounds direkt ins Ohr gehen.

Die Kultband schlechthin ist die plattdeutsche Truppe Timmerhorst. Mit ihren fröhlichen Hits auf Platt hat die fünfköpfige Gruppe es sogar schon in die USA, nach China und nach England geschafft.

Auch die Band Liekedeler, benannt nach Störtebekers Seeräubern, zählen zu den populären Vertretern waschechter Musik up Platt und sorgen schon seit über fünfundzwanzig Jahren für gute Laune bei Konzerten im ganzen Land.

Beim Publikum beliebt und seit über zehn Jahren nicht mehr aus der plattdeutschen Musikwelt wegzudenken ist das Duo Anne & Hannes. Ihre fetzige Volksmusik in Hoch- und Plattdeutsch macht die beiden Norddeutschen 2003 sogar zum Publikumsliebling beim Grandprix up Platt.

Der wohl berühmteste plattdeutsche Musiker ist Hannes Wader. Weit über die norddeutschen Grenzen hinaus hat sich dieser als Liedermacher zu einem der größten deutschen Musiker entwickelt. Neben seinen hochdeutschen Hits wie „Heute hier – morgen dort“ setzte sich Hannes Wader immer wieder mit traditionellem friesischem oder niederdeutschem Liedgut auseinander und beschäftigt sich auch heute noch mit Shanties oder Gedicht-Vertonungen auf Platt.

Hannes Wader Live
Hannes Wader Live beim Singen
©Wikicommons/Schorle

Folkloristisch und traditionell geht es bei der begehrten Band Laway zu. Seit über zwanzig Jahren hat sich die Band einen Namen mit plattdeutschem Liedgut gemacht und wird dabei bis heute von Kritik und Hörern gefeiert.

Andere aufstrebende Bands aus dem niederdeutschen sind Audiowolf, Lichtjahr oder Halfway Decent, die mitunter in Hochdeutsch oder Englisch musizieren und dabei eine immer breiter werdende Fangemeinde ansprechen – natürlich nicht, ohne ihre plattdeutschen Wurzeln dabei zu verleugnen.

Naiv, zurückgeblieben, versoffen – Klischees über die Plattdeutschen

Städte, in denen das echte Norddeutsch gesprochen wird, sind rar. So entstand im Laufe der Jahrhunderte das Klischee vom hinterwelterischen Friesen, der über die Grenzen seiner Wiesen nicht hinaus kommt. Und wer kennt sie nicht, die ewigen Ostfriesen-Witze, die noch immer im Volksmund kursieren? Hinzu kommen die optischen Klischees vom hünenhaften Norddeutschen mit blondem Haar und blauen Augen. Wie jedes Klischee haben auch die Geschichten über die Norddeutschen einen gewissen Wahrheitsgehalt. In der Tat sind die Friesen größer als der durchschnittliche Bundesdeutsche. Grünkohl gilt, neben Fisch, als die wichtigste Nahrungsquelle. Was die Offenheit und den Humor angeht, sind die Norddeutschen allerdings vorne mit dabei. Denn ein Klischee entkräften die plattdeutschen Musiker im Handumdrehen: Das, des unterkühlten Norddeutschen.

Nina Farr
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