Schlager-Debatten über Diskriminierung und Toleranz

Tag für Toleranz - die Debatten im Schlager

Toleranz

Heino ein Albino? Völliger Quatsch! Heute findet der Internationale Tag für Toleranz statt - wir von SchlagerPlanet haben uns aus diesem Anlass mal umgesehen, wer sich im Schlager für mehr Toleranz einsetzt und wo sich noch einiges ändern muss.

Toleranz Schlager
Geht mit gutem Beispiel voran: Patrick Lindner setzt sich für mehr Toleranz und Akzeptanz Homosexueller ein.

Heute ist der Tag für Toleranz – auch im Schlager ein heißes Thema. Sei es, weil sich ältere Menschen durch die Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Sender diskriminiert fühlen, oder Patrick Lindner, der sich für mehr Toleranz für Homosexuelle einsetzt – Diskriminierung findet täglich statt und es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Schlager ist traditionell sehr vielfältig – zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund haben in Deutschland, teilweise sogar mit ausländischem Akzent eine fulminante Karriere hingelegt. Da sind die norddeutsch aussehenden Künstler wie Heino eher die Minderheit.

Patrick Lindner setzt sich für homosexuelle Jugendliche ein

So vielfältig und multi-ethnisch die Herkunft unserer Lieblings-Schlagerkünstler auch ist, es geht in der Branche trotzdem nicht immer ganz so tolerant zu. Die extrem helle Hautfarbe Heinos scheint einige sogar zu irritieren – nicht selten wird gefragt, ob Heino ein Albino sei. Das ist natürlich Unsinn und es geht auch schon bei der Bezeichnung los: Von Albinismus betroffene Menschen bevorzugen in der Regel die neutralere Form „Menschen mit Albinismus“. Und auch wenn der Kult-Sänger mit dunkler Sonnenbrille auftritt, ist er nicht von Albinismus betroffen und damit auch kein Albino. Heino hat einfach blaue Augen und blondes Haar.

Werden ältere Menschen im Schlager diskriminiert?

Schlagerfans forderten mehr Toleranz für ältere Menschen: So gab es 2007 einen Vorstoß der Mitglieder des Vereins ADS, die wohl übersehen hatten, dass ihr Name sich eher nach einer schwerwiegenden Krankheitsdiagnose als nach einem Kürzel für „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlager und Volksmusik“ handelt. Jedenfalls setzt sich der Verein gegen die jüngsten Anstrengungen der Öffentlich-Rechtlichen ein, ihr Programm zu verjüngen. Der Rausschmiss Hansi Hinterseers und Karl Moiks hat offenbar nicht nur die Betroffenen selbst geärgert. Für den Vorsitzenden des Vereins, Manfred Knöpke ist klar, dass dieses Vorgehen gegen das Anti-Diskriminierungsgesetz verstößt:

„Uns stört die Begründung des ZDF“, sagt Knöpke der Zeitung Welt: „Man wolle sein Programm verjüngen - das bedeutet, dass die Älteren ausgeschlossen werden, und das verstößt unserer Meinung nach gegen das Anti-Diskriminierungsgesetz.“

Auch Trude Unruh, die Chefin der Partei „Graue Panther“, unterstützte die Kampagne:

„Das ist eine Beleidigung für alle, die Deutschland nach dem Krieg aufgebaut haben“, sagt Unruh der „Bild“.

Patrick Lindner für mehr Toleranz

Auch Schlagerstar Patrick Lindner setzt sich für mehr Toleranz ein: Der Sänger hat eine, nach ihm benannte Stiftung gegründet, die die Gleichstellung Homosexueller fördern soll. Jugendliche Homosexuelle sind nach Info des „Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft“ besonders suizidgefährdet. Darum ergreift Lindner die Initiative und macht sich mit Unterstützung der Stadt München für die Jugendlichen stark. Ziel der Stiftung ist es mithilfe von Aufklärungsangeboten die Toleranz gegenüber bi- und homosexuellen, sowie Transgender-Jugendlichen zu fördern.

Ein tolles Projekt, das vielleicht auch helfen kann, dass mehr Schlagersänger- und Sängerinnen sich zu einer eventuellen Homosexualität bekennen können. Das Genre hat viele homosexuelle Fans – auf dem Christopher Street Day wird Schlager gespielt und auch der Eurovision Song Contest ist eine Veranstaltung, bei der die Grenzen der Heteronormativität oft aufgebrochen werden und wurden. So tritt im kommenden Jahr der Travestie-Künstler Conchita Wurst für Österreich beim ESC an.

Legendär ist auch der Sieg der Transgender-Künstlerin Donna International mit ihrem Song „Diva“ im Jahr 1998. Nichtsdestotrotz gibt es im Schlager und in der Volksmusik erstaunlich wenige geoutete homosexuelle Künstler und Künstlerinnen. Ist das Klima in der Branche, trotz der vielen homosexuellen Fans, nach wie vor nicht offen genug? Künstler wie Patrick Lindner zeigen, dass sich hier etwas bewegt, was sehr zu begrüßen ist. Mehr Vielfalt wird dem Genre auf jeden Fall guttun. Das Festhalten an heternormativen Stereotypen ist längst nicht mehr zeitgemäß.

Susanne Dickhardt
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