Vicky Leandros hat mit Wien gestern ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist sie vielleicht älter geworden, aber keineswegs gealtert. Sie tanzt, singt, und ist sich in all den Jahren selbst treu geblieben. Mit Liedern von jungen Kollegen, wie Xavier Naidoo, bleibt sie am Puls der Zeit. Die Fans nennen die, im bürgerlichen Leben inzwischen zur Freifrau, aufgestiegene Sängerin immer noch liebevoll und schlicht bei ihrem Kosenamen „Vicky“. Auch nach 50 Jahren sitzt ihre Stimme perfekt – nur die Lebenserfahrung, die aus ihren Liedern klingt, erinnert daran, wie lange Vicky Leandros auf den Bühnen dieser Welt steht: Egal ob Deutsch, Griechisch, Englisch, Französisch oder gar Japanisch: In jeder Sprache ist sie scheinbar zuhause.
Hits für die Massen
Mit ihrer Konzertreihe „Das Leben und ich“ schaut Vicky Leandros im bodenlangen schwarzen Kleid zurück auf ihre künstlerische Laufbahn. Anhand von Filmausschnitten, Anekdoten und in zahlreichen Hits nimmt sie gestern die Zuschauer im Wiener Konzerthaus mit auf eine Zeitreise. Dabei dürfen diese auch selbst die Stimmen erklingen lassen. Nachdem Vicky Leandros von ihrer Liebe zu Karaoke erzählt hat, erscheint der Text von „Blau, wie das Meer“ hinter ihr auf der Leinwand und Vicky Leandros kommt ins Publikum, um das Mikrofon an Wiener Gesangstalente weiterzugeben. Es sollte nicht das einzige Lied bleiben, das die Zuschauer zusammen mit Vicky Leandros singen. Die Stimmung steigerte sich im Verlauf des Konzerts immer weiter, bis am Ende der ganze Saal stehend klatschte und mit der gebürtigen Griechin und ihrer sechsköpfigen Band „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ und „Ich liebe das Leben“ sang. Das bewies einmal mehr, welche Hits Vicky Leandros ihr Eigen nenne darf, wenn das ganze Konzerthaus die Jahrzehntealten Songs mitsingen kann.
Harte Arbeit für Familienmensch Vicky Leandros
Ein halbes Jahrhundert als Bühnenjubiläum feiern zu können wird für viele heutigen Teeniestars, die schon jetzt nach der Castingshow und dem ersten Top-Ten-Hit als One-Hit-Wonder in der Versenkung verschwinden, schwer. Für Vicky Leandros war dies scheinbar leicht und an einen Ruhestand ist bei der Sängerin noch lange nicht zu denken. Ein Video aus längst vergangenen Zeiten zeigt jedoch, wieviel harte Arbeit hinter der Karriere steht: Ihr Vater geht darin mit der jungen Vicky jede einzelne Zeile durch und feilt an jeder Stelle.** „Mein Vater wusste genau, welche Lieder zu meiner Stimme passen“ erinnert sich Leandros, nachdem sie den Fernsehausschnitt vorgespielt hat. Ihre Familie nimmt einen großen Teil der Show ein. Es ist deutlich zu spüren, wie wichtig ihr ihre Angehörigen sind. Stolz präsentiert sie während „Mama, ich werde alt“ einen Filmausschnitt einer Doku mit ihrer Tochter, der Schauspielerin Sandra von Ruffin. Nostalgisch erinnert sie sich an ihre Großmutter zurück.
Ohne ersten Hit
Ein kleines Manko gab es jedoch bei der dreistündigen Show. Selbst Vicky Leandros ist es nicht gelungen alle ihre Hits in einem Abend unterzubringen. Auf den Hit „Messer, Gabel, Schere, Licht“, mit dem ihre Karriere begann, mussten die Zuschauer verzichten. Genauso wie auf „Manolito“, „Weil mein Herz Dich nie mehr vergisst" und auch „Auf dem Mond da blühen keine Rosen“. Dafür konnten die Fans „Après Toi“ der Grand-Prix-Siegerin, „Verlorenes Paradies“ sowie zum Schluss noch wunderbare A-cappella-Versionen von „Ich hab die Liebe gesehen“ genießen.