Die Zeichen der Zeit stehen auf Abschied

Tabaluga sucht in München die Zeichen der Zeit

Märchenhafter Auftritt

Tabaluga schreibt seit dreißig Jahren Erfolgsgeschichte. Gestern war das Musical mit seiner letzten Folge zu Gast in der Münchener Olympiahalle. „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ begeisterte Jung und Alt.

Tabaluga Zeichen der Zeit
Peter Maffay ist mit Tabaluga ein letztes Mal auf Tour.

„Tabaluga, das ist doch was für Kinder“, mag mancher denken. Dass das falsch ist, zeigt bereits der Besucherstrom, der von der U-Bahn Richtung Olympiahalle fließt. Nur vereinzelt sieht man Kinder mit ihren Eltern, ansonsten sind alle Generationen vertreten. Vor dem Eingang werden sie bereits von einer drei Meter großen Tabaluga-Figur begrüßt. Heute findet die erste von fünf Shows des Erfolgsmusicals in München statt.

„Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ heißt die fünfte und letzte Folge des Märchens um den kleinen grünen Drachen. Mehr als drei Millionen verkaufte Tonträger und eine Millionen Tourneebesucher beschreiben die einzigartige Erfolgsgeschichte des Musicals. Als Peter Maffay, Gregor Rottschalk, Rolf Zuckowski und Zeichner Helme Heine 1983 den kleinen Drachen Tabaluga zum Leben erweckten, hätten sie wohl nicht gedacht, dass er einmal dreißig Jahre alt werden würde. Doch mit ihrem Rockmärchen trafen sie einen Nerv der Zeit.

Tabaluga vermittelt zentrale Fragen und Werte verpackt in eine bunte, lustige Show. Dieses Mal widmet sich das Musical einem sehr abstrakten Thema: Der Zeit. Was ist Zeit überhaupt? Wem gehört die Zeit? Kann man Zeit kaufen? Und wieso vergeht die Zeit gerade dann so schnell, wenn man sie am liebsten anhalten würde? Fragen, die sich wohl jeder schon einmal gestellt hat.

Und das lockt nicht nur Familien in die Olympiahalle, sondern auch so manchen Promi: Am Seiteneingang begegne ich keinem Geringeren als Florian Silbereisen! Ganz leger in Jeans und mit großer Hornbrille mischt er sich unter die Zuschauer. „Ich bin ein großer Fan. […] Peter Maffay ist einer der größten Musiker in Deutschland. Ich freu‘ mich auf die Show!“, erzählt er mir voller Vorfreude.

Die Stimmung in der ausverkauften Olympiahalle ist ausgelassen. Bereits beim Intro wird mit geklatscht und spätestens nach der Explosion eines überdimensionalen Weckers auf der Bühne ist jeder wach. Diese Explosion ist der Anstoß zu Tabalugas Suche nach der Zeit, die ihm immer wieder im Traum begegnet. Dargestellt wird sie durch eine wunderschöne Ballerina, die mit ihrer Leichtigkeit und Eleganz verzaubert. Auf der Suche nach ihr begegnet Tabaluga vielen lustigen Gestalten, die alle eine eigene Meinung dazu haben, wie man seine Zeit am besten nutzt. So streiten sich Schnecken und Hasen darum, wer sich seine Zeit besser einteilt. Die einen mit einem langsamen Reggae-Song, die anderen mit einer schnellen Rocknummer. Ein netter Gag: Die Hasen tragen passend zum Auftrittsort Trikots des FC Bayern München.

Es sind diese kleinen Witze, die der Show den nötigen Pepp geben. Maßgeblich daran beteiligt ist der Magier, verkörpert von Regisseur Rufus Beck, der Tabaluga bei seiner Reise begleitet. Mit Sprüchen wie „Arktos, seit du bei den Weight Watchers bist, bist du irgendwie so gereizt“, sorgt er für so manchen Lacher.

Ein echtes Highlight bildet das Finale des ersten Teils, in dem sich die vier Jahreszeiten in Form eines Igels (Herbst), Eiszapfens (Winter), Schmetterlings (Frühling) und einer Biene (Sommer) vorstellen. Jede Jahreszeit wird durch einen eigenen Sound charakterisiert, der von Rammstein-ähnlichen Gitarrenriffs bis hin zu Samba-Rhythmen reicht. Dazu wechselt zu jeder Strophe das Bühnenbild und verwandelt die Olympiahale von einer Schneelandschaft in eine Blumenwiese. Auch die Kostüme der Tänzer sind beeindruckend und zeugen von Ideenreichtum und Detailverliebtheit. Der Song „Die vier Jahreszeiten“ ist charakteristisch wie die ganze Show: vielseitig, bunt und ein bisschen verrückt.

Doch nicht immer ist es so wild und farbenfroh auf der Bühne. Die Balladen bilden kleine Ruhepunkte, bei denen die Band und Peter Maffay in den Vordergrund rücken. Und auch so mancher prominenter Gast ist dabei:

An diesem Abend singt Max Mutzke mit ihm das Duett „Dafür sind Freunde da“ und erklärt Tabaluga als Kuckuck: „Es ist ganz egal, ob du die Zeit kürzt oder dehnst, Hauptsache ist, du hast eine gute Zeit!“ In den anderen Spielstädten werden Peter Maffay u.a. noch David Garrett, Sissi Perlinger, Barbara Schöneberger, Tim Bendzko, Laith Aldeen, Helene Fischer und Rea Garvey begleiten.

Tabalugas Reise führt ihn bis in den Orient. Hier zeigen Akrobaten zu schnellen Trommelrhythmen ihre Kunststücke und spielen buchstäblich mit dem Feuer – und auch Tabaluga bläst ein paar Flammen aus seinen Nüstern. Richtig heiß wird es dann beim Bauchtanz der verführerischen Kameliendame, die mit französischem Akzent und sexy Hüftschwung versucht, Tabaluga von seiner Suche abzubringen. Verkörpert wird diese Dame von keinem Geringeren als Uwe Ochsenknecht!

Die Menge jolt und tobt. Dabei wollte Ochsenknacht die Rolle zunächst gar nicht annehmen. „Als Rufus mich wegen der Rolle gefragt hat, hab ich zuerst gedacht, der spinnt. Nur weil ich bei ‚Hairspray‘ mal eine Frau gespielt habe, mime ich jetzt doch nicht immer die Frau!“, gesteht Uwe Ochsenknecht nach der Show. „Aber so eine Rolle ist auch immer eine Herausforderung. Ich wollte sie so rüberbringen, dass sie nicht peinlich wirkt, aber dem Publikum trotzdem Spaß macht.“ Und das ist ihm offensichtlich gelungen.

Tabalugas Reise nach der Zeit endet erst, als er bereit ist sein Herz zu öffnen. Denn nur eins kann die Zeit besiegen: Die Liebe! Und so gelingt es ihm, die Zeit zurück zu drehen und noch einmal seine große Liebe Lilli zu treffen, gespielt von Ex-Monrose-Mitglied Mandy Capristo. Der bleibt neben Peter Maffay zwar zum Teil die Stimme weg, aber wer könnte das nicht verstehen. Während die beiden eng umschlungen tanzen, regnet es Rosenblätter von der Decke – ein etwas kitschiges, aber doch schönes Ende.

Als Zugabe darf natürlich „Ich wollte nie erwachsen sein“ nicht fehlen, das Stück, das seit dreißig Jahren die Hymne des kleinen Drachen ist. Die ganze Halle singt mit und selbst Peter Maffay ist gerührt.

Doch auch Tabalugas Zeit ist gekommen: Nach dieser Tournee ist es aus mit dem kleinen Drachen. „Es ist immer am Schönsten, auf dem Höhepunkt aufzuhören“, erklärt Peter Maffay. Er will mal wieder richtige Rockmusik machen. Laut soll es sein. „Ich habe seit sechs Jahren kein Album mehr gemacht. Es wird Zeit!“

Doch bis dahin ist „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“ noch in folgenden Städten zu sehen:

  • 17.-18.11. München
  • 23.-24.11. Köln
  • 30.11.-2.12. Leipzig
  • 8.11. Oberhausen
  • 11.12. Chemnitz
  • 13.12. Bremen
  • 15.12. Kiel
  • 18.12. Rostock

Tabaluga Zeichen der Zeit
Tabaluga und die Zeichen der Zeit bietet eine bunte, abwechslungsreiche Show.
©Tine Acke, Sony Music

Tabaluga Zeichen der Zeit
Uwe Ochsenknecht brachte mit seinem Bauchtanz die Stimmung zum Kochen.
©Tine Acke, Sony Music
Frauke Steinhoff
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