„Let me entertain you“ schmetterte sie wie bei der ECHO-Verleihung zu Beginn des Open Air München Konzerts auf dem berühmten Münchner Königsplatz. Im weißen Overall mit sexy Rückenausschnitt powert Helene Fischer über die gigantische Bühne vor einem gefährlich wolkenverhangenen Himmel. Ein paar Tropfen lassen das 16.000-köpfige Publikum nichts Gutes ahnen, aber der Engel auf der Bühne weiß mehr.
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Mit dem zweiten Song – „Phänomen“ – schickt sie München eine Botschaft: „München ich zieh den Hut vor Dir“, singt sie – immerhin war das Konzert in der ehemaligen Schlagermuffel-Hochburg innerhalb kürzester Zeit schon ausverkauft. „Von hier bis unendlich“ verspricht Helene Fischer ihr Publikum mitzunehmen, singt „Draußen fällt der Regen“ und schickt gleich hinterher: „Nein, heute nicht!“ Sie hat Recht.
Nach dem dritten Titel bedankt sich Helene bei ihrem Publikum am Königsplatz für das „Königswetter“, das es mitgebracht hat. Ein paar Fragezeichengesichter werfen skeptische Blicke Richtung bedrohlichem Himmel, aber die Entertainerin sollte Recht behalten. Mehr als 5 Tropfen dürfte kein Zuschauer abbekommen haben. Helene redet viel mit dem Publikum, sie spricht über persönliche Hintergründe zu den einzelnen Songs und beweist einmal mehr ihr Talent als Moderatorin. Sie verspricht zwei bis drei Stunden Show, ein Bombenkonzert, von dem München noch lange sprechen soll. „99 Prozent reichen mir heute nicht aus“ und weiter ging es mit „100 %“.
Raffiniert gelöst wurde eine kurze Umziehpause mit Nase-Pudern für Helene. Sie erscheint – natürlich vorab aufgezeichnet – übergroß auf dem Monitor mit Korkenzieherlocken als Gospel-Predigerin in schwarzer Kutte. Ganz nach dem Vorbild afro-amerikanischer Gospel-Chöre sagt sie mit tiefem vibrierenden Sprechgesang Aufforderungen vor, die das Publikum nachmacht. Das war allerdings nichts Spirituelles wie „Praise The Lord“, sondern „Halleli – hallelu-lja“ und „Meine Freunde, wollt Ihr Schlager hören?“ – „Ja, wir wollen Schlager hören!“ Helene Fischer beweist ihr komödiantisches Talent, der freche Sprechgesang mit albernen Vorgaben endet in einem wilden Gospel unterstützt von begnadeten Musikern, Tänzern und Backgroundsängerinnen vor riesigen Kirchenfenstern. Und zack, da war sie wieder, frisch umgezogen, gekämmt und gepudert:
Helene Fischer im 70er Jahre Hippie-Kleid. Das Helene Fischer Musical nimmt seinen Lauf: Vom Gospel kommt sie zur Schlager-Medley. Mit dabei: „Ein Bett im Kornfeld“, einer Andeutung von „YMCA“, „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, „Griechischer Wein“, „Biene Maja“, bis hin zu „Über den Wolken“ – ein kleiner Texthänger? Kein Problem, einfach charmant mit der frech gerümpften Nase überspielen.
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Nach der Medley das vorläufige Fazit der Lichtgestalt Helene Fischer in München: „Des war a Gaudi!“ Lange musste sie den bayerischen Dialekt wohl nicht üben, immerhin kommt ihr Schatzi aus Passau: Florian Silbereisen. Zur Überraschung der Fans präsentiert sie jetzt den Titel „Te quiero“, der erst im Herbst auf ihrem neuen Album erscheinen soll. Melancholie verbreitet sich und vertieft sich beim Sextett-Auftritt von Helene mit ihrer Vorgruppe Santiano. „Weit übers Meer“ führen einen die Gedanken vor der ins tiefe Blau getauchten Bühne und vor dem tiefblauen Himmel zur Blue Hour. Dem Zufall wird hier nichts überlassen.
Womit der Santiano-Sänger nicht rechnet: Helene will eins unbedingt noch erwähnt haben: Die Folk-Rock Gruppe Santiano erhielt am Vorabend, am 20.06.2013, 3-fach Platin für ihr Debüt-Album „Bis ans Ende der Welt“. Gold gab es für die gerade veröffentlichte zweite CD „Mit den Gezeiten“. Glückwunsch!
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Helene Fischer begeistert zweieinhalb Stunden lang. Mit ihrem sexy Blazer mit tiefem Rückenausschnitt hört man zwischen den Reihen die Fans: „Die ist nicht nur nett, die ist geil!“ Und München tanzt. Zu Schlager. Die einstige Schlagermuffel-Hochburg hat seine Meisterin gefunden. Und plötzlich: München rennt! Ja wo laufen sie denn?!
Licht aus, Spot an – Helene Fischer steht urplötzlich inmitten der Zuschauer auf einem Podest mit einem Musiker am Piano. Die Fans sind jetzt ganz nah dran. Alle wollen zu ihr und ihr Charisma spüren. Tontechnik-Probleme? Egal, Hauptsache sie ist da. Wie ein Engel singt sie „Angel“ von Sarah McLachlan aus dem Film „City of Angels“.
Schon jetzt – nach eineinhalb Stunden – schreit, Nein, fleht das bunt gemischte Publikum zwischen 10 und 80 Jahren um Zugabe. Lächerlich eigentlich - Helene geht nicht vor 2 Stunden von der Bühne und das war noch lange nicht alles. Ein Hubschrauber erscheint über dem Spektakel – ob aus dem Helene Fischer Open Air in München vielleicht eine DVD wird? Zu Fuß macht sich Helene wieder zurück zur Bühne, quer durch die Menschenmassen hindurch. Wieder Tontechnikprobleme? Egal, Hauptsache sie ist da. Dann wird eben mit den Fans und Bodyguards zu Samba getanzt.
20 Musiker, Tänzer und Backgroundsänger helfen Helene Fischer dabei, ihr Helene Fischer Musical zu inszenieren. Für ihr umwerfendes Charisma ist nur sie alleine zuständig.
Mit „Peng, Peng, Peng“ endete das Spektakel – ein Feuerwerk verabschiedete München in die Nacht. Die Lichtgestalt verabschiedete sich mit einem bescheidenen und fast wehmütigen Winken. Mensch, Helene: Wir lieben Dich.
