Die Maschine von den Puhdys startet solo durch

Puhdys-Rocker Dieter Birr im Interview

Dieter Birr im Interview

Dieser Mann ist fast 70, rockt aber noch immer jede Bühne wie so manch 20-Jähriger: Dieter Birr, auch genannt Maschine, ist Sänger und Gitarrist der Puhdys. Im Interview plaudert er über Kinder und Karriere - bis er plötzlich ins Stolpern kommt…

Dieter Birr Puhdys
Dieter Birrs Spitzname ist Maschine. Er ist Gitarrist und Sänger der Band Puhdys.

Was für ein Mann, was für eine Maschine! Wenn sich die Kultrocker Puhdys im kommenden Jahr endgültig trennen startet der Sänger und Gitarrist der Band, Dieter Birr, als Solokünstler erst so richtig durch. Das ist sein Plan. Im Interview mit SchlagerPlanet stand er uns Rede und Antwort… Bis der sonst so plauderfreudige Rocker mit ganz privaten Geburtstagsfragen plötzlich ins verbale Wanken geriet.

Ende März wird Dieter Birr 70 Jahre alt, von Altersschwäche oder Müdigkeit keine Spur. Äußerlich vom Leben kaum gezeichnet prägt ihn innerlich die Musik, die ihn jung hält, ihm Kraft gibt, ihn leben lässt. Dieter Birr ist ein harter Kerl, er ist eine Maschine, wie ihn Freunde und Fans neckisch bezeichnen. „Dieter oder Maschine, was ist dir lieber?“, fragen wir und der spontane Berliner gibt uns schmunzelnd „die Lizenz zum Maschine sagen!“

Dieter, die „Freßmaschine“

Umgangssprachlich ist eine Maschine der Motor eines Fahrzeugs, so jedenfalls definiert es der Duden. Sie ist etwas Energiegeladenes, etwas das antreibt und voranbringt. Dieter Birr ist so ein harter Kerl, mit weichem Kern: Nicht umsonst trägt er diesen Spitznamen, wobei sich sein Beiname – wenn auch durchaus glaubwürdig – nicht auf den energiegeladenen Musiker, sondern im eigentlichen Sinne auf sein Essverhalten bezieht. Bandkollege Peter Meyer gab ihm einst den Namen Maschine: „Er frißt für drei, ´ne richtige Freßmaschine!“ Früher bestellte sich der junge Dieter immer die doppelte Portion, weil er einfach so gerne aß.

„Damals bin ich auch nicht dicker geworden. Heute muss ich ein bisschen mehr auf die Proportionen achten. Wenn man älter ist setzte man ja auch schneller an. Und das ist peinlich, wenn man mit einem Bauch auf der Bühne steht. Es ist auch anstrengend, den einzuziehen“, sagt die Maschine im SchlagerPlanet-Interview.

Wer viel isst, sollte sich viel bewegen. Also sag mal, Dieter, wie hältst du dich eigentlich fit?

„Ich habe mich lange Zeit überhaupt nicht fit gehalten, war ein absoluter Sporthasser. Dann hatte ich aber einen Zeckenstich und habe Borreliose bekommen. Ich war drei Wochen im Krankenhaus und danach ziemlich schwach und schlapp. Dann hat man mir geraten, doch was zu machen. Ein befreundeter Psychotherapeut hat mir Anleitung gegeben.“

Also habe seine Frau direkt nach Dieters Entlassung aus dem Krankenhaus einen Hometrainer gekauft. Und ich habe Liegestützen gemacht, so die Maschine. Plötzlich hat er gemerkt „hey, du fühlt dich ja besser“. Das war ein erster Schritt in Richtung gesünderer Lebensweise.

Außerdem rauche er seit 2003 nicht mehr. Auch nach sündigen Genüssen in flüssiger Form habe er nach der Erkrankung eine Zeit lang nicht verlangt. „Aber zum Glück schmeckt mir jetzt das Bier wieder“, scherzt die Maschine.

Rocken auf der Bühne, Rasenmähen zu Hause

Öffentlich so extrovertiert, ist der Musiker privat eher der ruhige Typ. Ausgleich zum anstrengenden Rockerleben auf der Bühne findet er zu Hause. Das ist bei Berlin. Dort wohnt er seit 1995 mit seiner Frau nahe Hoppegarten, einer kleinen Gemeinde in Brandenburg. Und was macht ein Rocker in seiner Freizeit? „Mein Hobby ist nach wie vor die Musik. Und ich lese gerne, arbeite auch mal gerne im Garten.“ Während sich seine Frau um viele andere Dinge kümmere sei er für das Rasenmähen zuständig.

Die Maschine und seine Puhdys

Dieter Birr ist Sänger und Gitarrist der Kultband Puhdys. Die fünf Rocker gehören mittlerweile zu den bekanntesten Bands der DDR. Gemeinsam musizieren sie beinahe schon ein halbes Jahrhundert. Doch selbst die größten Legenden werden einmal müde. Daher gab die Band vor kurzem ihr baldiges Aus bekannt. Am 31. Oktober 2014 werden die Puhdys in der o2 World in Berlin ihr 45-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Doch es ist gleichzeitig auch der offizielle Auftakt ihrer großen Abschiedstournee 2014/2015.

Bevor sich die Puhdys verabschieden könnt ihr Eure Stars aber 2014 noch einmal live erleben. Wo? Zahlreich in Deutschland, bestimmt auch in Eurer Nähe!

Sicher wird es auch während der großen Abschiedstournee der Puhdys ein Highlight geben, auf das sich alle Fans freuen können. Was genau das sein wird verrät Dieter aber noch nicht. „Bei uns gibt’s ja nur Highlights, wir geben bei jedem Konzert das Beste“, sagt er. Zu Spezialeffekten oder anderen Besonderheiten könne er noch nichts Genaues sagen. „Also das erste große Ding wird jetzt im Oktober sein, da sind wir in der o2 World in Berlin, dort haben wir am 1. Januar 2009 schon zu unserem 40-jährigen Jubiläum gespielt.“ Schon damals waren prominente Gesichter mit an Bord: So konnte sich das Publikum unter anderem über die Erfolgsband Karat, die Gruppe City oder Regisseur und Musiker Jan Josef Liefers freuen. „Mal sehen, was sich so alles anbietet“, sagt Dieter im Hinblick auf die Abschiedstournee.

Fasten ist für die Maschine ein Fremdwort

Das Thema Abschied ist eine Vorstufe des Verzichts. Wenn wir gerade beim Thema sind: Dieter, es ist gerade Fastenzeit! Hältst du dich daran und verzichtest auf etwas? „Ne, würde ich nie machen.“ Dafür sei das Leben einfach zu kurz. Außerdem müsse die Seele zufriedengestellt werden, „die Seele und die Geschmacksnerven“, sagt er. Nur dann „fühlt man sich wohl“.

Dieter Birr Puhdys
Dieter Birr und seine Gitarre - der Musiker liebt sein Rockerleben.
©Musicstarter

Er habe schließlich keine Alkoholexzesse oder sonstigen Konsum im Übermaß, den er zügeln müsste. „Nach drei oder vier Bier ist meine Zunge gelähmt.“ Er könne dann zwar noch klar denken, „aber das bringt doch nichts, das schmeckt dann auch nicht mehr. Ich freue mich immer wieder auf ein schönes Essen.“ Fasten ist „tierisch gesund, aber deine Stimmung ist im Arsch“, daher bleibt er ganz dem Motto treu: Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.

Band-Aus und Rocker-Rente. Nicht für Dieter Birr!

Während einige Bandmitglieder tatsächlich in ihre wohlverdiente Musiker-Rente gehen, denkt Dieter Birr noch nicht einmal ans Aufhören. Im Gegenteil! Als Solokünstler will er jetzt so richtig durchstarten. „Wir werden die Abschiedstour machen und dann werden wir mal sehen… Aber für mich steht fest: Ich mache weiter Musik!“

Dennoch muss auch ein harter Kerl wie die Maschine einsehen, dass man beim Gedanken an die Bandtrennung „natürlich ein bisschen wehmütig“ wird.

„Das ist ja der größte Teil des Lebens gewesen, aber es ist so, dass ich finde, dass man sich nach so einer Sache nicht gleich ins absolute Rentenalter stürzen sollte. Ich würde es schön finden, wenn ich eines Tages keine Lust mehr hätte, dann fällt der Abschied nicht so schwer. Aber das Schlimmste ist ja, ich habe noch Lust!“

Für alle, die noch etwas mit sich selbst oder dem Alter hadern hat Dieter einen Tipp: Alles gelassen sehen, denn „man wächst ins Alter hinein.“ Dabei wird er plötzlich „fast schon philosophisch“, stellt er selbst fest.

So will Dieter Birr als Solokünstler durchstarten

Am 14. März 2014 kommt Dieter Birrs neues Album heraus, es trägt den Titel „Maschine“ und ist als CD, Download und in limitierter Vinyl-Ausgabe erhältlich. Darauf enthalten sind unter anderem Duette mit Toni Krahl, Julia Neigel und Wolfgang Niedecken. Das war aber noch nicht alles: Der fast 70-Jährige lässt 2014 noch mehr von sich hören!

„Ich mache ganz viele Talkshows mit Lesungen und werde dort auch ein paar Sachen live spielen. Alle Termine und Auftritte sind auf meiner Facebook-Seite nachzulesen. Seit ein paar Tagen habe ich auch eine eigene Homepage“, sagt er. Dort gibt es ebenfalls alle Termine im Überblick.

Außerdem gibt er am 25. März 2014 ein Record Release Konzert in Berlin im Kesselhaus. Dort sind auch alle Gäste dabei, die auf dem Album zu hören sind.“

Die Rocker-Maschine über sein „Maschine“-Album

Sowohl auf sein neues Album als auch auf weitere musikalische Auftritte dürfen wir uns freuen. **Erwarten wird die Fans ganz einfach „schöne Musik“, sagt der Rocker.

Und was denkt er selbst über sein Album? „Das ist ja immer so ne Sache, ich gebe zu, ich habe dieses Album ja schon hunderttausendmal gehört. Bei dem Album ist es wirklich so, dass ich es bei jeder Gelegenheit höre, weil es gut klingt!“

Insofern ist er in typischer Maschine Manier „reifer geworden, die Musik ist reifer“, sagt er selbst über sich und sein Album „Maschine“.

Familie ist wichtig

Wer immer auf Achse ist und trotzdem mit beiden Beinen im Leben steht, braucht einen Fels in der Brandung. Diesen Rückhalt und die nötige Unterstützung bekommt der Rocker von seinen Lieben: „Ich habe eine super intakte Familie, meine Kinder, meine Enkelkinder, meine Frau. Ich kann mir nichts Schöneres wünschen“, so der glücklich Musiker.

Auf Nachfrage bezüglich seiner Kinder wird der laute Rocker auf einmal ganz leise und kommt verbal ins Stolpern. Wir müssen zugeben: Die Frage ist schon ziemlich gemein, ist doch allseits bekannt, wie schlecht sich Männer Familiendaten merken können. Daher, lieber Dieter, sei dir verziehen, dass du das Alter deiner Kinder nicht auf Anhieb im Kopf hast. Immerhin weißt du, wie viele du hast: „Zwei Kinder habe ich, eine Tochter und einen Sohn.“ Und wie alt sind sie? „Mein Sohn ist … 69 geboren, der ist also…“ er überlegt und überlegt und überlegt „… er wird 45.“ Und deine Tochter? „Meine Tochter ist… ähm… Moment, Moment… also, das ist jetzt aber peinlich. Die ist sieben Jahre jünger.“

Wir helfen gerne weiter: Wenn dein Sohn 45 wird und deine Tochter sieben Jahre jünger ist, dann wird sie in diesem Jahr 38 Jahre alt. Ich habs noch nie so mit Daten gehabt, entschuldigt sich die Maschine etwas zaghaft.

Laut wird der Rocker aber schnell wieder, wenn es um seine Fans geht, die er recht herzlich grüßt: Viele Grüße von mir und wenn Ihr gute Musik hören wollt, dann solltet Ihr Euch meine Platte besorgen!“

Wir sagen danke, Dieter, Maschine, du sympathischer Solorocker, für das nette Gespräch!

Stephanie Hirschvogl
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