Alexander M. Helmer: „Ich bin ein ewiger Schreiber“

Alexander M. Helmer im Interview über „Bel Ami“ und Poesie

Interview

Musik, Theater und Poesie in einem Jackett bietet Alexander M. Helmer. In den letzten Jahren widmete er sich vor allem dem Theater. Damit ist nun Schluss. Mit „Bel Ami“ veröffentlichte der Tausendsassa Anfang März sein siebtes Album.

Alexander M. Helmer Bel Ami
Alexander M. Helmer greift mit neuem Album an.

Ein Kavalier wie er im Buch steht, könnte man beim Anblick von Alexander Maria Helmer meinen. Glatt gebügeltes, gut sitzendes Jackett und eine Rose am Revers bilden bei ihm eine unumstößliche Einheit – wäre da nicht, der lässig um den Hals geschwungene Schlips, der auch im Laufe des SchlagerPlanet-Interviews nicht gebunden werden sollte.

Alexander M. Helmer ist der lebende Beweis dafür, dass eine Symbiose aus Theater und Musik lange Jahre auf fruchtbarem Boden hausen kann. Der gebürtige Wiener vereint seit Jahrzehnten sein theatralisches Geschick und sein musikalisches Interesse zu einem bühnenverwöhnten Ganzen. Das Bindeglied dieser beiden Welten? Die Poesie, das Schreiben und auch das Denken. SchlagerPlanet hat mit dem Tausendsassa über sein neues Album „Bel Ami“, seine Liebe zur Poesie und die zwei Herzen in seiner Brust gesprochen.

Von tröpfelnden Singles zum fließenden Album

Am 6. März ist es erschienen: das neue Solowerk von Alexander M. Helmer. Über Jahre hinweg tröpfelten immer wieder neue Singles des Musikers in sein musikalisches Auffangbecken. Jetzt gibt es den Sänger erstmals seit 2007 wieder in voller Länge. „Dass ein Album folgen wird, war immer klar. Nur der ZEITPUNKT, wann es wird, war nicht ganz klar.“ Die Singles, die er zuvor in den vergangenen Jahren veröffentlicht hatte, bekräftigen den Wiener in dieser Entscheidung: „Die letzten beiden Singles waren sehr erfolgreich und dann war schnell klar, dass es auch ein Album werden wird.“

Doch der Prämisse des unklaren Zeitpunkts entsprechend, suchte er nicht die Inspiration, sondern wartete bis ihn die Muse küsste. „Also ich plane nicht, nach dem Motto ‚ich muss jetzt schreiben für dieses Album.‘ Für mich schreibe ich eigentlich immer und sehr entspannt.“ Letztendlich stammen 13 der 14 Albumtitel von dem Multi-Talent selbst.„Ich hab heuer mein 25-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert und da habe ich einige Dinge aufgearbeitet, die mir in dieser Zeit passiert sind.“

„Bel Ami“: auf ewiger Suche

Doch Ideen und Inspiration zu sammeln und zu Papier zu bringen, genügt noch nicht. Für seine Single „Schick sie zu mir zurück“ und auch einige andere Titel auf „Bel Ami“ hatte er Matze Roska an seiner Seite, der auch mit Alpen-Elvis Andreas Gabalier und Nik P. zusammenarbeitete. Letzterer empfahl ihm auch die Zusammenarbeit: Der Matze hat es genauso getroffen, wie ich es mir vorgestellt habe.

13 Mal Alexander M. Helmer pur und ein Klassiker der Musik- und Filmgeschichte erwarten den Hörer auf dem jüngsten Sprößling des Schlipsträgers. Der Titeltrack „Bel Ami“ hat wahrlich Geschichte, von Berührungsängsten ist bei dem Musiker jedoch keine Spur. „Ich bin ein Ewigsuchender. Und da habe gedacht, dieses Lied passt eigentlich gut zum Grundthema des Albums ‚Bel Ami‘“. Ein neuer Anstrich musste für den Song dennoch her: „Max Raabe hat den Song im alten Arrangement gesungen. Wir haben versucht, es doch irgendwie ein bisschen zeitgemäßer zu machen.“ Dass der Text und die Melodie nicht aus seiner Feder stammen, erschwert nichts. „Bei eigenen Liedern und Texten, ist man immer ein bisschen auch eitel. Also ist es eigentlich fast lockerer und leichter mit fremden Texten, als wenn ich ein Lied von mir selber singe.“

Eine Begegnung in Frankfurt

Doch der schöne Freund, der bei allen Frauen landet und oftmals wieder davonfliegt, soll nicht das einzige Thema bleiben. Auch ernstere Töne werden angeschlagen: das Schicksal eines Obdachlosen. „Ich ging wie alle anderen an ihm vorüber. Eines Tages kam ich die Treppe hoch und er sagt zu mir ‚ich hab was für Sie!‘ Ich fragte was er für mich habe. Da gibt er mir einen 20-Euro-Schein und sagt zu mir ‚den haben Sie verloren‘“. Diese Geschichte berührte den Schauspieler nachhaltig. Es entwickelte sich eine Verbindung zwischen dem Heimatlosen mit Hund und dem vielbeschäftigten Bühnenhelden, die bald aber von der Kälte gekappt wurde. „Er ist im Februar erfroren, auf der Straße in Frankfurt erfroren“: Unverständnis, Bestürzung, Trauer.

Es ist jedoch nicht die einzige persönliche Geschichte, die sich von einem Gedanken zu einem musikalischen Werk wandelte. „Das erste Lied auf dem Album heißt ‚Einfach nur Gefühl‘ und in diesem Lied ziehe ich ein bisschen ein Resümee über meine 25 Jahre auf der Bühne.“ Seine zerbrochene Ehe und zerrüttete Freundschaften, die das Leben auf der Bühne mit sich brachte, lässt er Revue passieren. Selbst sagt der Künstler über sich, dass seine Lieder zumeist aus jeweils einem Drittel Wahrheit, Sehnsucht und Fantasie bestehen.

Die Poesie im Alltag

Nicht immer schauspielerte Alexander Maria Helmer, nicht immer sang er – doch das Schreiben, das sollte ihn nie verlassen. Ich bin ein ewiger Schreiber. Ich reise gerne, da schreibe ich. Auch bin ich gerne im Café, wo ich Leute vorübergehen sehe, die mich inspirieren oder auch nicht inspirieren.“ Die Poesie spielt eine wichtige Rolle im Leben des Multi-Talents. 1998 erhielt er für seine Textkreationen den renommierten „Fred-Jay-Preis“. „Poesie heißt einfach den Augenblick in Worte zu fassen, in Gefühle zu fassen und irgendwie also einen verregneten Nachmittag in Worte zu fassen, das ist für mich Poesie.“

Auch Musik ist für den Texter eine Form der Poesie. Doch was ist zuerst da Poesie oder Musik? „Die letzten Jahre war immer die Musik zuerst da und dann der Text aber die Geschichte ist immer als erstes da.“

Zwei Herzen in einer Brust

Ohne Frage, Alexander M. Helmer kann vieles, doch eines kann er nur schwerlich. Das sind siamesische Zwillinge, die sind schwer zu trennen, sagt er über die zwei Herzen in seiner Brust, die für die Schauspielerei und die Musik schlagen. Immer wieder verfolgte er die beiden Darstellungsmöglichkeiten im fließenden Wechsel. „Wenn mir die Songideen ausgehen, dann wird es vielleicht mehr Theater sein“, denn Alexander M. Helmer möchte nicht um des Musizierens Willen Musik machen, sondern um seine Kreativität ausleben zu können.

Auf keinem anderen Weg finden Theater und Musik besser zusammen, als auf einer Bühne. „Nervös bin ich nie.“ Kein Wunder also, dass der Künstler sein „Bel Ami“ 2016 auf eine ganz besondere Weise präsentieren möchte: „ Es soll ein bisschen mit Geschichte sein. Also ein Konzert mit Handlung. Es soll die Geschichte des ‚Bel Ami‘ erzählen.“ Bereits in Kürze stehen jedoch reguläre Auftrittstermine an: „Ich freue mich auf alle Termine!“ Dann vermutlich auch wieder mit Rosen-Revers und freiheitsliebendem Schlips.

Melanie Gladbach
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