Roland Kaiser hat die Krone auf

„Schlagernacht des Jahres“ 2015 in der Stadthalle in Wien

Giganten-Treffen

Howard Carpendale, die Paldauer, voXXclub und Roland Kaiser waren gestern in Wien die Vorboten für die Schlagerkönigin Andrea Berg. In der Stadthalle der österreichischen Hauptstadt kamen 5.000 Menschen zur „Schlagernacht des Jahres“ 2015.

Roland Kaiser Schlagernacht
Roland Kaiser sorgte für eines der Highlights des Abends.

Zwei Schlager-Giganten ließen es in der Wiener Stadthalle gestern so richtig krachen: Ohne viel Aufsehen und sehr menschlich begeisterten besonders Howard Carpendale und Roland Kaiser mit ihren Hits aus den letzten Jahrzehnten.

Coole Socke

Howard Carpendale hat gestern seinen Humor bewiesen: „Wenn ich mich so umschaue, dann bin ich der einzige, der gelebt hat, als das Lied raus kam“, scherzte der 69-Jährige vor „Das schöne Mädchen von Seite eins“. Seine Songs klangen frisch und fetzig. Sie wurden modernisiert, ohne einen Einheitsbeat, der in jüngster Zeit gerne unter die modernen Schlager gelegt wird. Trotzdem haben sie ihre alte Melodie behalten und haben nicht an Wiedererkennungswert verloren.

Howard Carpendale Schlagernacht
Howard Carpendale stand gewohnt lässig auf der Bühne.
©SchlagerPlanet/Ansgar Gersmann

„Das schöne Mädchen von Seite eins“ hat schließlich eine flotte Rap-Einlage von seinem Background-Sänger erhalten. Howie – wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird – verdient das Prädikat „Coole Socke“. Lässig sitzt er mit Schal und Jackett auf einem Barhocker – das Publikum steht hingegen, und das schon seitdem er die Bühne betreten hat. „Ihr könnt Euch wieder hinsetzen“, beginnt er nach einigen seiner größten Hits eine seiner Moderationen. „Ihr werdet eh gleich wieder stehen“, lacht er in seinem gewohnt charmanten Akzent.

Mit seinem charmanten Akzent und der unglaublichen Sanftheit in seiner Stimme hatte zuvor auch schon Semino Rossi gepunktet. „Bella Romantica“ oder „Rot sind die Rosen“ durften in seinem Teil natürlich nicht fehlen. Der gebürtige Argentinier legt viel Höflichkeit an den Tag: „Können Sie bitte mitsingen?“

Der Gentleman des Abends

Nach Carpendale folgte als weiteres Highlight Roland Kaiser. Der Gentlemen des deutschen Schlagers erscheint edel im Dreiteiler mit Krawatte und Einstecktuch. Doch auch sprachlich legt er Wert auf Etikette. Wo andere nur mehr „Danke, Wien“ sagen, formuliert er ganze Sätze: „Es freut mich, dass ich heute Abend ihr Gast sein darf.“ „Schach Matt“, „Dich zu lieben“, „Ich glaub es geht schon wieder los“ – Kaiser singt elf Lieder und nicht eines ist darunter, das nicht ein Hit wäre. Falls er nicht einfach nur in der Mitte der Bühne steht und durch seine Aura besticht, schlendert er lässig mit sicherem Gang über die Bretter, die die Welt bedeuten.

Andrea Berg war nicht der Gipfel

Zuletzt kam Andrea Berg. Sie schaffte es nicht, während des gesamten Auftritts die Halle mitzureißen. Erst nach der Hälfte ihrer Lieder bildeten das Publikum und sie eine Einheit. Bei „Himmel auf Erden“, „Der letzte Tag im Paradies“ und „Du hast mich tausendmal belogen“ sang die gesamte Halle schließlich bei der 49-Jährigen mit. Schade ist auch, dass Andrea Berg das Finale alleine bestreiten musste. Die Chance, alle Stars nochmal auf die Bühne zu holen, um zum Beispiel einen Klassiker von Udo Jürgens oder einen anderen Schlager zu singen, wurde nicht genutzt.

Wer sind Eure liebsten Schlagerstars?

Rockige Nacht

Die Schlagernacht war schon stark gestartet. Gleich im ersten Teil heizte voXXclub ein. Die auf Quintettgröße geschrumpfte Band sang nicht nur „Rock mi“, sondern gab auch den Seer-Hit „Wilds Woassa“ und „Sierra Madre“ zum Besten. Auch die Paldauer, die nach der Pause den zweiten Teil eröffneten, glänzten nicht nur mit den eigenen Hits wie „Schaff mir die Hölle nicht auf Erden“, sondern auch mit der Instrumentalversion des „Gefangenenchor“ aus Nabucco.

Ausgelassen

Die Show hat leider in Wien auf zwei Größen verzichten müssen: Wolkenfrei sang lieber vor Fernsehkameras, als vor dem Wiener Publikum. Matthias Reim musste wegen einer Entzündung des Herzmuskels auch den Termin in Wien absagen. Stattdessen waren Julia Buchner und Melissa gekommen. Zurecht auf der großen Bühne stand Melissa. Mit ihrer Harmonika und ihren Liedern über die Liebe ist sie die österreichische Mischung aus Beatrice Egli und Andreas Gabalier.

Auf Wolkenfrei mussten die Wiener verzichten.
©Youtube/wolkenfreiVEVO
Ansgar Gersmann
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