„Schlager hat mehreren Plattenfirmen den Arsch gerettet“

Bernhard Brink im Interview über Plattenfirmen und den Schlager

Bernhard Brink

Auf seinem neuen Album „Unendlich“ zeigt Bernhard Brink seine alten Hits in neuem Gewand. Bekannte Songs wurden neu überarbeitet, insgesamt ein wenig poppiger – aus einem ganz bestimmten Grund…

Bernhard Brink Schlager
Bernhard Brink findet, dass die Wertigkeit der Musik in den letzten Jahren etwas abgenommen hat.

„Du musst dem Zeitgeist entsprechen“ – das sagt Sänger Bernhard Brink über die Songs auf seinem neuen Album „Unendlich“, das an diesem Freitag erscheint. Neben vier neuen Liedern sind auf der Platte vor allem bekannte Hits aus seinem Repertoire zu hören. Diese wurden angepasst und modernisiert. Der Songs „Ich wär so gern wie du“ und „Erst willst du mich, dann willst du nicht“ hat sich das Team rund um den Grafen von Unheilig angenommen.

Doch nicht nur Bernhard Brink setzt auf Beats und poppige Elemente, auch Kollegen wie Julian David oder Vanessa Mai von Wolkenfrei modernisierten den Schlager in den letzten Monaten. Laut Bernhard Brink ist solch ein Handeln heutzutage notwendig, um auf der Erfolgswelle mitschwimmen zu können.

„Nur weil Helene Fischer alles absäbelt, darf man nicht vergessen, dass wir viele sind“

In den Airplay-Charts ist sein Song „Von hier bis zur Unendlichkeit“, geschrieben vom Grafen, bereits auf Platz eins. Einen ähnlichen Erfolg erhofft er sich mit seinem Album, dessen Umsetzung er sich genau überlegt hat: „Du musst dem Zeitgeist entsprechen und so produzieren. Damals in den 70er Jahren war ein Akkord schon sehr modern für die damalige Zeit. Jetzt haben wir es dem Zeitgeist angepasst, auch die Unheilig-Nummer, das ist sehr modern. Es ist ja unsinnig, wenn ich heute hingehe und singe: ‚Sie stand da, mit 17 Jahr und himmelte mich an‘. Das ist doch Unsinn! Jetzt hab ich die Sechs vorne und bin trotzdem noch ein ganz gut erhaltener Typ, der auch mal einen Spruch drauf hat, sodass ein junger Mensch sagen kann ‚Den find ich in Ordnung‘.“

In einem Interview mit SchlagerPlanet vor ein paar Monaten sagte sein Kollege Howard Carpendale in Bezug auf den aktuellen Schlager: „Es ist nicht wahr, dass Schlager boomt. Was boomt, ist Helene Fischer!“ Dieser Aussage kann Bernhard Brink nicht zu 100 Prozent zustimmen:

„Das würde ich jetzt nicht unterstreichen, denn es ist nicht ganz wahr. Helene Fischer läuft besser als jeder Star nach dem Krieg. Sie hat eine Größenordnung erreicht, die hat es noch nie gegeben. Trotz Caterina Valente und Peter Alexander und allen. Warum, kann keiner so richtig nachvollziehen. Ich habe nicht geglaubt, dass es noch möglich ist. Keiner in der Branche hat geglaubt, dass es möglich ist, über zwei Millionen Exemplare von einem Album zu verkaufen. Aber es gibt noch andere, die erfolgreich sind. Die Amigos zum Beispiel laufen gegen den Trend. Die machen bestimmt keine poppige, super Schlagermusik, sondern machen einfach ihre Lieder, sind glaubhaft und authentisch in ihrer Art. Andreas Gabalier läuft sensationell, Santiago läuft sensationell, Andrea Berg läuft nach wie vor ganz hervorragend. Aber nur weil Helene Fischer jetzt alles absäbelt, darf man nicht vergessen, dass wir viele sind.“

Schlager wichtig für Plattenindustrie

Früher kauften die Menschen noch CDs, um etwas in der Hand zu haben, heute laden sie ihre Musik auf Portalen wie Spotify oder Napster herunter. Ein Trend, den bereits Frank Zander im Interview mit SchlagerPlanet bemängelte. Auch Bernhard Brink hat darüber eine klare Meinung:

„Die ganze Medienlandschaft hat sich mit den Downloads verändert. Die Wertigkeit der Musik hat etwas verloren. Der Schlager boomt in dem Sinne nicht, aber der Schlager läuft immer. Und der Schlager lebt – Totgesagte leben länger – zwar nicht in der Breite, aber in der Spitze sehr gut. Und deswegen hat der Schlager auch letztes Jahr mehreren Plattenfirmen den Arsch gerettet. Auch durch Helene Fischer – früher war es mal Heintje. Ich würde sagen, da läuft schon eine ganze Menge. Viele sind auf den Bauch gefallen und laufen einfach nicht mehr so richtig gut, das ist wohl war. Aber es gibt auch nicht mehr so viele Konkurrenten, durch die veränderte Medienlandschaft ist das weniger geworden.“

Jenny Rommel
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