Bernd Clüver

Bernd Clüver

Die Biographie von Bernd Clüver hat glänzende und dunkle Abschnitte vorzuweisen. Der Bernd Clüver Steckbrief notiert, dass er 1948 in Hildesheim geboren wurde und das Bernd Clüver Wiki verrät, dass er angefangen hatte, Rechtswissenschaften zu studieren, bevor sein musikalisches Talent seiner beruflichen Planung einen Strich durch die Rechnung machte. 1971, so sein Wiki, trat er beim Talentschuppen auf der Funkausstellung in Berlin auf und wurde sofort entdeckt, bekam einen Plattenvertrag und trat 1972 mit dem Song „Sie kommt wieder“ erstmals in der ZDF Hitparade auf. Schon zuvor hatte er Musik gemacht, doch erst dies war sein Durchbruch, der ihn entscheiden ließ, das Hobby zum Beruf zu machen. 1973 kam der Ruhm hinzu: Geradezu über Nacht wurde Bernd Clüver mit dem bei der ZDF-Hitparade präsentierten Mega-Hit „Der Junge mit der Mundharmonika“ deutschlandweit bekannt. 500.000 Mal verkaufte sich die Single und katapultierte Bernd Clüver auf einen royalen Platz im Schlagerhimmel. Seine Nachfolgesingle „Der kleine Prinz“ konnte an den Erfolg anknüpfen. Beide erreichten Platz 1 der deutschen Hitparade. Auch in den deutschen Nachbarländern wurde er bald bekannt und beliebt. Es folgten weitere Hits „Das Tor zum Garten der Träume“, „Bevor Du einschläfst“, „Schau mal herein“, „Mexican Girl“ und „Mike und sein Freund“.

Letztgenannter Song entzündete 1976 einen Skandal: Ein Vertreter des konservativen Schlagergenres wagte es, offen über Homosexualität zu singen. In einer Zeit, in der Rex Gildo seine Homosexualität durch die Hochzeit mit einer Cousine zu kaschieren versuchte und so den Grundstein für sein Abgleiten in die Depression, Alkohol- und Drogensucht legte, versuchte Bernd Clüver, das Thema weniger anrüchig werden zu lassen, gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Doch er sollte keinen unmittelbaren Erfolg damit haben – Auftritte wurden ihm verwehrt, das Lied durfte nicht im Radio gespielt werden und Bernd Clüver musste eine Promo-Tour absolvieren, um sicherzustellen, dass er selber „ganz normal“ sei. Ein hehres Anliegen ging nach hinten los, doch der Wille zählt und so muss Bernd Clüver als Vorreiter der Vernunft und der Humanität in der damals zugeknöpften Weltsicht der deutschen Schlagerfans gelten. Trotz mehrerer Anläufe, wurde Bernd Clüver nie die Ehre zuteil, die Bundesrepublik beim Eurovision Song Contest zu vertreten, andere Ehren dafür schon. So kann er sich rühmen, in seiner Biographie drei Goldene Stimmgabeln, mehrere Bravo Ottos, Gold und Platin Platten verliehen zu bekommen haben. Sein Tod 2011 kam plötzlich und unerwartet, hatte er doch gerade noch ein großes Comeback angekündigt. Doch seine Bemühungen um die Öffnung der Gesellschaft für progressive, humanistische Ideale - die zwar angesichts einer gesellschaftlichen Anerkennung von sozialdemokratischen Vorstellungen und deren Verankerung in der politischen Landschaft damals angemessen, dem konservativen Zeitgeist des Schlagermilieus aber weit voraus waren - muss heute als sein Lebenswerk gelten und ebenso mit Bernd Clüver in Verbindung gebracht werden, wie seine wunderschöne Musik.

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