Kirchweih und Erntedank auf Fränkisch und Badisch

Kirchweihfeste

Die meisten Kirchweihfeste sind rein örtliche Veranstaltungen. Einige aber ziehen Publikum aus ganzen Regionen an. SchlagerPlanet stellt Euch zwei Orte und ihre Feiern vor: das fränkische Fürth und das badische Hilzingen.

Die Kirchweih in Fürth ist bekannt und beliebt.

Mit seinen 120.000 Einwohnern ist Fürth Groß- und Kleinstadt zugleich. Denn im Osten ist es mit dem mehr als viermal so großen Nürnberg zu einer Doppelstadt zusammengewachsen. Und da sich dort sowohl die großen Kaufhäuser als auch die meisten Kultureinrichtungen und Publikums-Anziehungspunkte konzentrieren, wirkt das Fürther Zentrum beschaulich. Doch kann „Färdd“, wie die Einheimischen sagen, keineswegs als Vorstadt angesehen werden. Die Stadt hat Geschichte und zeigt sie. Ihr historisches Zentrum ist von Ensembles kleiner Stein- und Fachwerkbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert geprägt.

Michaelis-Kirchweih Fürth

Die Fürther pflegen eine Rivalität zu Nürnberg – und das nicht nur im Fußball. Sie sind stolz auf die eigene Altstadt mit ihrer Fülle an Baudenkmälern. Dort feiern sie jedes Jahr eines der größten und ältesten Volksfeste des Landes, die Michaelis-Kirchweih. Oder wie der Volksmund sagt, „Färdder Kärwa“. Historiker schätzen, dass das Fest zur Weihe der St. Michael Kirche um das Jahr 1100 entstand und somit seit rund 900 Jahren gefeiert werde. Heute ist es die größte Straßenkirchweih Bayerns, zu der fast die komplette Stadt samt einer Bundesstraße gesperrt wird.

Mehr als zehnmal soviel Besucher wie Einwohner

Startschuss für die Kärwa ist am Namenstag des Kirchenpatrons St. Michael, dem 29. September, oder am darauffolgenden Samstag. Auf einem rund 42.000 Quadratmeter großen Areal schlendern die Besucher 12 Tage lang zwischen Schausteller-Geschäften, Ausschänken und Leckereien-Buden umher. Daneben bieten Händler und Marktschreier ihre Produkte an – seien es Haushaltswaren, Kleider, Lebensmittel oder Pflanzen. Rund 1,5 Millionen Besucher verzeichnet das Fest pro Jahr. Sein Highlight ist der Erntedankfestzug am zweiten Sonntag mit etwa 3.000 Aktiven. Auch bekannte Volksmusik- und Schlager-Gruppen treten gern auf der Michaelis-Kirchweih auf – so beispielsweise voXXclub oder Truck Stop.

Kirchweih Hilzingen

Bescheidener sind die Dimensionen, groß aber die Ambitionen auf einem Fest gleichen Namens, das nahe des Bodensees gefeiert wird: Zwischen Konstanz, Singen und dem Schweizerischen Schaffhausen liegt Hilzingen, eine Gemeinde mit rund 8.500 Einwohnern. Umrahmt von den Hügeln der malerischen Hegau pflegen die Dorfbewohner ein reges Vereinsleben. Dies manifestiert sich auch anhand der vielen Aktivitäten rund ums historische Kirchweih- und Erntedankfest. Es findet jedes Jahr am dritten Oktoberwochenende statt.

Mit Krämermarkt, Oldtimerfahrt und Kunstausstellung

Die Bezeichnung historisch erhielt das Fest, weil es auf die Weihe der ersten St. Peter- und Paul-Kirche im Jahr 1275 zurückgehen dürfte. Ihr barocker Nachfolgebau trägt zur Feier stets üppigen Erntedankschmuck. Jahr für Jahr überbieten sich die Hilzinger in der Finesse und Ausdruckskraft der Bilder aus Ähren, Blüten, Samen und anderen Ackerfrüchten. Dazu organisieren die örtlichen Vereine einen großen Krämermarkt, eine Oldtimer-Rundfahrt sowie eine hochkarätige Kunstausstellung. Im ganzen Umland beliebt sind zudem die Fahrgeschäfte und das Festzelt, in dem stimmungsvoll getanzt und gefeiert wird. Für herbstliche Bodensee- oder Schwarzwald-Besucher lohnt sich der Abstecher sicher.