Berliner Schnauze: Ein Ausflug in den Berliner Dialekt

Musik uff Berlinerisch

Ob Nina Hagen oder Marianne Rosenberg, Berlin hat einiges zu bieten wenn es um Dialekt und Musik geht. Im Folgenden erfahrt Ihr Wissenswertes über die Berliner Sprache und über die musikalischen Vertreter, die in der großen Stadt berühmt wurden.

Berlin - Heimat der berühmt-berüchtigten Berliner Schnauze

Berlin, heute die deutsche Hauptstadt und Künstlermetropole, schon immer die Stadt großer Sänger und Musiker. Ob in der DDR oder nach dem Mauerfall, Berlin lädt immer noch zum Staunen ein und weiß mit seinen eigenwilligen Künstlern und Sängern so manch einen zu verblüffen.
Wir stellen Euch einige bekannte Berliner Künstler vor und geben einen kleinen Einblick in deren Musikrichtung und deren Songtexte. Doch um diese verstehen zu können, braucht es erstmal eine Einführung in den Berliner Dialekt.

Der Berliner Dialekt: „Da staunste Bauklötzer“

Der Berliner Dialekt, auch „Berlinerisch“ oder „Berlinisch“ genannt, bezeichnet die Mundart die im Großraum um Berlin und Brandenburg gesprochen wird. Den derben Humor der Berliner bezeichnet man als die „Berliner Schnauze“. Sprachwissenschaftlich gesehen ist Berlinerisch kein Dialekt, sondern ein sogenannter „Metrolekt“ der in Großstädten, also Metropolen, aus einer Mischung unterschiedlicher Mundarten entsteht und somit eine neue Stadtsprache schafft.
Gesprochen wird Berlinisch heute noch in Brandenburg, in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns und Sachen-Anhalts, in einigen Teilen Sachsens und vor allem in Ost-Berlin. In West-Berlin wurde das Berlinerisch langsam verdrängt, da durch den Zuzug anderer Sprachen und Dialekte der Berliner Metrolekt langsam zurückging.

Sprachliche Besonderheiten

Der „Berliner Er“ wird in Berlin heutzutage noch manchmal gebraucht. Diese Form der Anrede wurde früher im deutschsprachigen Raum als eine Anrede für Untergebene oder untergeordnete Personen verwendet. Bei dem sogenannten „Erzen“ wird die dritte Person Singular als Anrede genutzt. Ein Beispiel aus Berlin ist: „Hatter denn ooch’n jült’jen Faahohsweis?“ („Hat er denn auch einen gültigen Fahrausweis?“) oder „Hattse denn die fümf Euro nich’n bisken kleena?“ („Hat sie denn die fünf Euro nicht ein bisschen kleiner?“).
Ein Kontrast zu dem oben genannten Erzen ist die Anrede in der ersten Person Plural, auch bekannt als Krankenschwester-Plural, da diese Art zu reden bei diesem Berufsbild häufig anzutreffen ist. Wieder ein Beispiel aus Berlin: „Na, hamwa nu det richt’je Jesöff jewählt?“ („Na, haben wir nun das richtige Getränk gewählt?“) oder „Da warn wa wohl’n bisken fix, wa?“ („Da waren wir wohl etwas zu schnell, oder?“).

Die Berliner Schnauze:

„Dit is mich allens eens“ (Das ist mir völlig egal)

„Du hast ooch noch keen'n nackt'n Mann 'n Bonbon an't Hemde jeklebt“ (Du hast wohl auch noch keinem nackten Mann einen Bonbon an das Hemd geklebt, oder: Veralbern kannst du jemand anders.)

„Nu machma Fuffzn Puppe!“ (Jetzt mach mal halblang, Mädchen!)

„Ey Meesta, jeht'it no'?“ (Hey, geht’s noch?)

Berliner Mundart: Musiker aus Berlin


Marlene Dietrich

Marlene Dietrich Berlin
Damals wie heute eine tolle Sängerin: Marlene Dietrich
©wikicommons/Das Bundesarchiv

Geboren in Schöneberg im Jahr 1901, hat Marlene Dietrich es nicht nur geschafft in den 30er-Jahren den Hosenanzug für Frauen salonfähig zu machen, sondern sie war auch eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen die es zu internationalem Ruhm gebracht hat. Neben der Schauspielerei war Marlene auch eine sehr erfolgreiche Sängerin. Nachdem sie Anfang der 1930er-Jahre in die USA auswanderte, feierte sie dort internationale Erfolge. Marlene Dietrich kehrte schließlich in der Nachkriegszeit zurück nach Berlin und verfolgte dort ihre Kariere weiter. Mit Liedern wie „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“ oder „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ wurde sie weltbekannt und ist bis heute eine der größten deutschen Schauspielerinnen und Sängerinnen.

„Ich hab noch einen Koffer in Berlin,

deswegen muss ich nächstens wieder hin.

Die Seligkeiten vergangener Zeiten

sind alle noch in meinem Koffer drin.“

Drafi Deutscher

Drafi Deutscher, ein Berliner Produzent, Komponist und Sänger der mit dem Hit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ seine größten internationalen Erfolge feierte.
Drafi Deutscher wurde 1946 in Berlin-Charlottenburg geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits im Alter von elf Jahren begann er in einer Band zu spielen und erste kleine Erfolge einzufahren. Zu Beginn seiner Musikkarriere sang er vorwiegend englische Songs und landete schließlich 1966 seinen größten Hit.

„Weine nicht, wenn der Regen fällt.

Dam Dam, Dam Dam.

Es gibt einen der zu Dir hält.

Dam Dam, Dam Dam.

Marmor, Stein und Eisen bricht,

aber unsere Liebe nicht.

Alles, alles geht vorbei,

doch wir sind uns treu.“

Reinhard Mey

Reinhard Mey Berliner Sänger
Reinhard Mey, nach 30 Alben immer noch ein Hit!
©wikicommons/Heinrich Klaffs

Reinhard Mey ist einer der bekanntesten deutschen Liedermacher und gebürtiger Berliner. Mit dem Hit „Über den Wolken“ schuf er einen Evergreen den heute wohl jeder mitsingen kann.

„Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei,

bis hier hör' ich die Motoren.

Wie ein Pfeil zieht sie vorbei

und es dröhnt in meinen Ohren.

Und der nasse Asphalt bebt,

wie ein Schleier staubt der Regen.

Bis sie abhebt und sie schwebt

der Sonne entgegen.

Über den Wolken,

muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.

Alle Ängste, alle Sorgen,

sagt man,

blieben darunter verborgen

und dann

würde was uns groß und wichtig erscheint,

plötzlich nichtig und klein.“

Seit den 60er-Jahren hat Reinhard Mey über 30 Alben veröffentlicht, das neueste Album „Dann mach’s gut“ erschien im Jahr 2013.

Nina Hagen

Nina Hagen Berlin Sängerin
Die einzig wahre Godmother des Punk! Nina Hagen!
©wikicommons/Christliches Medienmagazin pro

Nina Hagen ist wohl die schrillste und gleichzeitig bekannteste Berliner Sängerin. Die „Godmother of Punk“ hat es geschafft mit ihrem Aussehen und ihren komischen und ausgefallenen Texten bis heute zu begeistern. Mit Songs wie „Du hast den Farbfilm vergessen (mein Michael)“ kletterte sie in der DDR Hitparade an die Spitze. Dieser Erfolg ist jedoch nicht nur auf ihrem Mist gewachsen, das Lied erschuf sie zusammen mit ihrer damaligen Rockband Automobil.
Zunächst, aufgrund der Mauer, vorwiegend nur in der DDR bekannt, schaffte es Nina Hagen nach dem Mauerfall ganz Berlin, ganz Deutschland und fast die ganze Welt von sich zu begeistern.
Auch als Schauspielerin machte sich Nina Hagen einen Namen und spielte die böse Stiefmutter in „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ und „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“.

„Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee.

Micha, mein Micha, und alles tat so weh,

dass die Kaninchen scheu schauten aus dem Bau,

so laut entlud sich mein Leid in's Himmelblau.

So böse stampfte mein nackter Fuß den Sand

und schlug ich von meiner Schulter deine Hand.

Micha, mein Micha, und alles tat so weh.

Tu das noch einmal, Micha, und ich geh'.

Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael.

Nun glaubt uns kein Mensch, wie schön's hier war ha ha.

Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel'.

Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr.

Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel'.

Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr.“

Weitere Musiker aus Berlin

Marianne Rosenberg Sängerin aus Berlin
Marianne Rosenberg: ein Star am Schlagerhimmel
©wikicommons/Arne List

Eine sehr bekannte Schlagersängerin aus Berlin ist ohne Zweifel Marianne Rosenberg. Sie stürmte die Charts mit Hits wie „Fremder Mann“ oder „Er gehört zu mir“.

„Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür,

und ich weiß, er bleibt hier,

nie vergeß ich unseren ersten Tag,

Naaa naa naa na, na na na

denn ich fühlte gleich, daß er mich mag,

Naaa naa naa na, na na na

ist es wahre Liebe (uuuhhhuuuhhuuu)

die nie mehr vergeht (uhuuuhuu)

oder wird die Liebe, vom Winde verweht?“

Peter Fox, Adel Tawil und Tim Bendzko, Sänger die heute nicht mehr aus der deutschsprachigen Musik wegzudenken sind, stammen ebenfalls aus Berlin. Zum Beispiel zeigt Peter Fox in seinem Song „Schwaz zu blau“ dass Berlin einerseits hässlich ist, aber andererseits auch seine guten Seiten hat und für ihn zum Leben dazu gehört.

Komm aus'm Club, war schön gewesen

Stinke nach Suff, bin kaputt, ist 'n schönes Leben

Steig' über Schnapsleichen, die auf meinem Weg verwesen

*Ich seh die Ratten sich satt fressen im Schatten der Dönerläden *

*Stapf' durch die Kotze am Kotti, Junks sind benebelt *

*Atzen rotzen in die Gegend, benehmen sich daneben *

*Szeneschnösel auf verzweifelter Suche nach der Szene *

*Gepiercte Mädels die wollen, dass ich Strassenfeger lese *

...

Guten Morgen Berlin

du kannst so häßlich sein

so dreckig und grau

Du kannst so schön schrecklich sein

deine Nächte fressen mich auf

es wird für mich wohl das Beste sein

ich geh nach Hause und schlaf mich aus

Und während ich durch die Straßen laufe

wird langsam schwarz zu blau

DER Berliner Song den jeder kennt!

Der Berliner Song den wohl jeder aus seiner Kindheit kennt, ist „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“. Der Erschaffer dieses Liedes ist leider nicht bekannt, aber dennoch ist die Bekanntheit des Liedes beeindruckend. In dem Lied reist Bolle, der Spitzname des Protagonisten, zu Pfingsten mit seinem jüngsten Sohn nach Pankow. Dort verliert er seinen Sohn, versucht auch nicht wirklich ihn wieder zu finden, ersticht fünf Menschen, bricht sich die Nase, verliert ein Auge und wird bei seiner Ankunft zuhause von seiner Frau verprügelt. Aber dennoch hat sich Bolle „Janz“ köstlich amüsiert.

„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten,

nach Pankow war sein Ziel;

Da verlor er seinen Jüngsten

janz plötzlich im Jewühl;

’Ne volle halbe Stunde

hat er nach ihm jespürt.

Aber dennoch hat sich Bolle

janz köstlich amüsiert.

Und Bolle wollte sterben,

er hat sich’s überlegt:

Er hat sich uff die Schienen

der Kleinbahn druffjelegt;

Die Kleinbahn hat Verspätung,

und vierzehn Tage druff,

da fand man unsern Bolle

als Dörrjemüse uff.“

Auch wenn es nicht viele Lieder auf Berlinerisch gibt wie man gesehen hat, so gibt es doch bemerkenswerte Sängerinnen und Sänger aus Berlin die Lieder um und über Berlin singen. Sie zeigen, dass man auch auf Deutsch sehr schön singen kann.