Matthias Reim in der Großen Freiheit 36 in Hamburg

Nachbericht

18 Konzerte spielt er auf seiner „Leichtigkeit des Seins“-Tour 2014. Auch bei seinem Gastspiel in Hamburg zog Matthias Reim seine Fans in der Großen Freiheit 36 in seinen Bann. Wie ihm dies im Verlauf des Konzerts gelang, lest Ihr hier.

Matthias Reim lässt sich von seinen Fans feiern.

„Eine Frage noch, bevor ich gehe“, ruft Matthias Reim seinem Publikum kurz vor Ende der zweistündigen Show zu. „Könnt ihr es noch hören? Ich kann doch nicht gehen, ohne das zu spielen. Seid ihr einsatzbereit?“ Dann heult die E-Gitarre auf und die gut gefüllte Große Freiheit 36 singt lautstark das bekannteste Lied des Musikers. Es ist der Moment, auf den alle gewartet haben: „Verdammt, ich lieb Dich“.

Das Publikum erwartet wie gewohnt zunächst die großen Hits und die Klassiker zum Tanzen. Darauf müssen die Zuschauer bei Matthias Reims Gastspiel auf dem Hamburger Kiez jedoch noch etwas warten. Nach druckvollem Start treten der Sänger und seine Band erstmal ein wenig aufs Bremspedal und schlagen ruhigere Töne an. Der Grund: Ein neues Showkonzept. Eine aufwendigere, mit Choreografin ausgearbeitete Bühnenshow, einige Unplugged-Titel und eine gewisse neue Ernsthaftigkeit gehören zum „neuen“ Matthias Reim aus diesem Jahr. Weniger Partysound, mehr Solokünstler mit Stimme.

Die Hamburger wollen feiern

Der Abend fängt gut an. „Ich hab’ mich so auf dich gefreut“ intoniert Matthias Reim und das Publikum ist da, holt die Luftgitarren raus und singt mit. Als er sich nach zwei Liedern die Jacke auszieht, johlen die weiblichen Fans. Dann kündigt er „1000 Mal“ von seinem aktuellen Album „Die Leichtigkeit des Seins“ an und erklärt den Hintergrund des Songs: „Ihr Mädels müsst einfach mal begreifen, wie sehr wir Kerle uns für euch den Arsch aufreißen.“ Jetzt gröhlen die Männer. Eigentlich hat er nun den ganzen Saal auf seiner Seite. Doch bis zur Pause wirkt das Konzert im Verlauf manchmal etwas mehr nach Arbeit als nach gemeinsamer Party. Nur selten richtet sich der Künstler direkt an seine Fans und spielt Lied an Lied. An das zurückhaltende Entertainment und die neue Dramaturgie mit einem eher unnahbar anmutenden Star müssen sich die Fans wohl noch etwas gewöhnen.

Matthias Reim Konzert Hamburg
Matthias Reim überzeugte nach anfänglichen Schwierigkeiten seine Fans restlos.
©SchlagerPlanet/Gerda Naumann

Männerchor und Geigerin

Musikalisch muss sich Matthias Reim mit Band natürlich keinesfalls verstecken. Für Abwechslung sorgt der Wechsel zwischen rockigeren Bandsongs und reduzierten akustischen Liedern. Außerdem bringt die Geigerin aus Reims ansonsten nur von Männern besetzten Band eine weitere Klangfarbe ein. Beim Titeltrack „Die Leichtigkeit des Seins“ ist sie der heimliche Star. Ein dreiköpfiger Männerchor sorgt für gesangliche Fülle in den Refrains. So kann sich Matthias Reim hier und da auch kleine Verschnaufpausen gönnen oder seine Fans zum Mitsingen animieren. Und das wollen die Hamburger. „Du bist mein Glück“ wirkt direkt vor der Pause wie eine Art Weckruf auf das Publikum – der ersehnte Hit zum Feiern.

In der zweiten Hälfte wird gefeiert!

Nach der Pause geht es energiegeladen weiter: „Einsamer Stern“, „Was ist nur los“, „Ich liebe dich“ erreichen sofort die Zuschauer. Und auch beim Akustikset, das Matthias Reim mit seiner Band im Sitzen spielt, bleibt die Stimmung oben. In einem Gewand aus Akustikgitarren, Kontrabass und Snaredrum klingen die Lieder stark nach Country. Matthias Reim hat sie ursprünglich für sein neues „Best of“ umarrangiert, präsentiert die Songs auf diese Weise nun aber auch live auf der Bühne.

Matthias Reim Konzert Hamburg
Im Rahmen seiner Tour begeisterte Matthias Reim Hamburg.
©SchlagerPlanet/Gerda Naumann

Selbst „Ich hab geträumt von dir“ gibt es in diesem ungewohnten Sound. Die neue Intonation wertet den Song auf, macht ihn interessanter, doch beim Mitsingen kommen die Fans ins Stocken. Mit dem letzten Refrain schlägt er dann die bekannten Töne an - und alle feiern.

Dass der Funke in der zweiten Hälfte überspringt, liegt auch an Matthias Reim selbst. Er spricht mehr mit seinem Publikum, lacht und wirkt entspannter. Während ruhigere Passagen des Konzertes in der ersten Hälfte teilweise für Unruhe sorgen, animieren sie nach der Pause zu Textsicherheit der Fans. Bei „Unverwundbar“ schallt ein kräftiges „Männer sind dumm“ durch die Große Freiheit 36. Nach dem Song folgen lautstarke „Matze“-Rufe. Die Stimmung bleibt bis zum Schluss ausgelassen und sorgt bei „Verdammt, ich lieb dich“ für einen finalen Chor aus glücklichlichen Hamburgern.

Das Fazit: In Hamburg zeigte sich ein neuer, mutiger Matthias Reim, der sich nicht mehr nur als Partynator und Unterhalter der Massen versteht, sondern der seine Qualität als Sänger mit einer markanten Stimme in den Vordergrund stellt. Mit der „Leichtigkeit des Seins“-Tour nimmt er seine treuen, langjährigen Fans mit auf die Reise, Neues auszuprobieren. Ein manchmal zunächst verstörendes, aber am Ende gelungenes Wagnis.