Heino und Hannelore wehren sich gegen NS-Vorwürfe

NRW-Politik-Affäre

Die Gemüter erhitzen sich über Heino, der einer NRW-Ministerin eine Platte mit vermeintlichem NS-Liedgut überreichte. Jetzt bezog Heino Stellung.

Heino und Hannelore wehren sich gegen den Vorwurf, der NRW-Ministerin NS-Liedgut geschenkt zu haben.

In der Affäre um vermeintliches Nazi-Liedgut, das Schlager-Star Heino der NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach als Geschenk gemacht hatte, gehen der Sänger und seine Frau Hannelore jetzt in die Offensive: Was jetzt passiert, ist ungerecht, sagte Heinos Frau Hannelore gegenüber der „Bild“ und der Barde ergänzte: „Wenn man danach sucht, findet man immer ein Lied, das missbraucht worden ist.“

Was war passiert?

Heino ist einer von 47 „Heimatbotschaftern“ in Nordrhein-Westfalen und besuchte am vergangenen Sonntag den Heimatkongress in Münster. Dabei überreichte er NRW-Ministerin Ina Scharrenbach einige CDs und Schallplatten als Gastgeschenk. Darunter auch seine 1981 veröffentlichte Platte „Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder“. Das Problem: Darauf singt Heino Lieder, wie „Wenn alle untreu werden“ und „Ich hatt‘ einen Kameraden“, die auch im Liederbuch der SS zu finden waren. Zwar sind die Lieder nicht verboten, unter Historikern aber äußerst umstritten. Der WDR veröffentlichte daraufhin einen Beitrag, in dem zwei Experten befragt wurden: Während der Soziologe Gerhard Posch von der Uni Duisburg sagte, die Nazis hätten viele Lieder instrumentalisiert und man müsse „genau unterscheiden, was faschistisch ist und was nicht“, fiel die Beurteilung von Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler drastischer aus: Seiner Meinung nach sind Lieder, die auch in SS-Liederbüchern gelistet wurden, extrem bedenklich.

In NRW richtet sich die Kritik vor allem gegen die Ministerin Ina Scharrenbach, die sich nun im NRW-Landtag rechtfertigen muss. Aber auch Heino steht in der Kritik. Gegenüber der „Bild“ erklärte Heino, dass er vor der Veröffentlichung seiner Platte vor knapp 30 Jahren mit Historikern gearbeitet habe, die ihm ihr OK für die Lieder und Strophen gegeben hätten. Heinos Ehefrau Hannelore sieht es ähnlich: „Wenn ich gewusst hätte, was aus unserem gut gemeinten Geschenk gemacht wird! Das ist ungerecht“, wird sie zitiert.

Zur Einordnung: Das am meisten diskutierte Lied „Wenn alle untreu werden“ wurde 1814 von Max von Schenkendorf unter dem Eindruck der Napoleonischen Befreiungskriege geschrieben und entwickelte sich zum Volks- und Studentenlied. Die SS nahm das Lied als „Treuelied“ an der prominenten dritten Stelle ihres Liedbuches auf. „Wenn alle untreu werden“ wurde aber in der NS-Zeit auch von Regime-Gegnern, wie Heinrich Böll, geschätzt und gesungen.