Bei den Eidgenossen: Die größten Schweizer Hits

Schwyzerdütsch: Schweizer Dialekt und Schweizer Lieder

Musigg i dä Schwiiz

Im Land von hohen Bergen, Heidi und Käse wird gesungen was das Zeug hält – und zwar im Dialekt! Wir haben die besten Schweizer Hits für Euch zusammengestellt. Außerdem gibt es die wichtigsten Facts zum „Schwyzerdütsch“.

Schweizer Dialekt Schwyzerdütsch
Große Hits kommen aus der Schweiz.

Schweizer Lieder im Schweizer Dialekt sind zwar nur in einem begrenzten Radius ohne weiteres verständlich, werden aber dennoch zu großen Hits und wahren Hymnen – zumindest in der Schweiz. Wir haben die besten Schweizer Hits auf „Schwyzerdütsch“ im Zuge unserer Dialektreise für Euch zusammengestellt. Wagen wir also einen Blick ins Chuchichäschtli und machen uns auf die Suche nach den eidgenössischen Hits, bei denen sogar Wilhelm Tell abgefeiert hätte.

Blick ins Chuchichäschtli: Die Fakten zum Schwyzerdütsch

Zur Aufklärung: Das „Chuchichäschtli“, welches einen kleinen Küchenschrank beschreibt, ist eine sprachliche Besonderheit, die durch seine schwere Aussprache für Nicht-Schweizer oft zur Belustigung dient.
Schwyzerdütsch bezeichnet die alemannischen Dialekte, die in der Deutschschweiz gesprochen werden. Diese sind nicht mit dem Schweizer Hochdeutsch, einer Variante des Standarddeutschen, gleichzusetzen. Das Schwyzerdütsch wird in fast allen Gesprächssituationen benutzt und wurde nicht von der deutschen Standardsprache ersetzt.

Unterteilen lassen sich die Schweizer Mundarten in „Niederalemannisch“ (Basel), „Hochalemannisch“ (Ostschweiz, auch Zürich) und „Höchstalemannisch“ (Wallis, Berner Oberland, Innerschweiz). Diese Dialekte unterscheiden sich erheblich. Jemand aus dem „Unterland“ beispielsweise wird den Walliser nur mit Mühe verstehen. Die generelle Aussprache und spezielle Eigennamen von Gegenständen oder Pflanzen weichen zum Teil massiv voneinander ab.

Schwyzerdütsch: Ein linguistischer Ausflug

Merkmal der Schweizer Dialekte ist unter anderem die Bewahrung der mittelhochdeutschen Monophthonge („Huus“ = Haus; „Züüg“ = Zeug“; „wiit“ = weit), auch wenn hier zwischen den verschiedenen Ausprägungen Unterschiede vorliegen (z.B. „Huis“ in Unterwalden oder „Hous“ im Aostatal). Ebenso die mittelhochdeutschen, öffnenden Diphthonge existieren in der Schweiz noch. Dies bedeutet, dass „ie“, „ue“ und „üe“ nicht zu „i“ und „ü“ werden, sondern gesprochen werden. Beispiele sind „Li-ebi“ (= Liebe), „Ru-edi“ (= Rudolf) oder „Mü-esli“. Ein weiteres Merkmal ist die hochdeutsche Lautverschiebung, die eine Verwandlung des „k“ in „ch“ bewirkt. Das „Kind“ wird also in der Schweiz zum „Chind“. In einigen Dialekten wird der Konsonant „l“ am Silbenende zu einem „u“ („alle“ = „aue“; „viel“ = „viu“). Ebenfalls charakteristisch ist die häufige Betonung der ersten Silbe. Dies passiert vor allem bei französischen Begriffen wie „Fondue“ (= „Fóndü“) oder Akronymen wie „USA“ (= ÚSA) oder „KMU“. Oft verändern sich auch Endungen oder verschwinden gänzlich, wie bei „i machi“, „Ängu“ (= Engel), „chouffe“ (= kaufen), „Chrüüzig“ (= Kreuzung) oder „bügle“ (= bügeln). Auch die weithin bekannte Verniedlichung „-li“ wie in „Hündli“ oder „Müesli“ ist typisch schweizerisch.

Musigg i dä Schwiiz: Die größten Schweizer Hits

Was eignet sich besser als Sprachkurs für Schweizer Dialekt, als Lieder, die in Schwyzerdütsch verfasst und gesungen werden? Hier sind die bekanntesten Schweizer Hits, die in ihrer Heimat zu echten Hymnen wurden. Ihre Interpreten füllen ganze Stadien und führen die Schweizer Charts regelmäßig vor Madonna und Lady Gaga an.

Unsere Top 10:

  • Platz 10: Florian Ast mit „Sex“

Zwar war der Song nur 15 Wochen in den Schweizer Charts und schaffte es hier nur auf Platz 28, doch erfolgreich ist er dennoch. Bei Live-Konzerten ist „Sex“ das Highlight und sorgt für absolute Partystimmung. Florian Ast aus dem Kanton Bern ist Musiker, Sänger, Produzent und Songwriter. Während er für Stars wie DJ Ötzi auch auf andere Dialekte ausweicht, produziert er seine eigene Musik auf Schwyzerdütsch:

„Oh bis doch eifach lieb zu mir,

lach mi bitte, mach mi bitte a!

I wott Sex - vom Morge bis am Abe!

I wott Sex - mit dr Fabä u dr Sabä!

Schpitz mau dini ohre - i mach dirs wie ne More!“

  • Platz 9: Patent Ochsner mit „W. Nuss vo Bümpliz“

Die Berner Band Patent Ochsner, die ihren Namen der Aufschrift eines Müllcontainers entlieh, kam mit ihrem Hit „W. Nuss vo Bümpliz“ auf Platz 16 und hielt sich 22 Wochen in den Charts. Doch zur Hymne des Schweizer Mundartrocks wurde das Lied über W. Nuss aus dem Berner Stadtteil Bümpliz-Oberbottigen dennoch:

"D' W. Nuss vo Bümpliz

isch schön win es Füür i dr Nacht!

Win e Rose im Schnee,

we se gseh duss in Bümpliz.

De schlat mir mys Härz hert i Hals

u i gseh win i ungergah."

  • Platz 8: Bligg mit „Musigg i dä Schwiiz“

Der als Bligg bekannte Rapper Marco Bliggensdorfer aus Zürich ist einer der erfolgreichsten Schweizer Dialekt-Interpreten der letzten Jahre. Seit seinem überraschenden Erfolgs-Album „0816“, welches ihm den Weg in den Mainstream ebnete, veröffentlicht er Hits wie „Rosalie“, „Legendä und Heldä“ oder „Manhattan“ am laufenden Band und geht auf ausverkaufte Tourneen durch die Schweiz. Er verbindet dabei Rap mit Rock, Pop und Volksmusik. In seiner „0816“-Erfolgssingle „Musigg i dä Schwiiz“ beschreibt er ironisch und witzig die Schweizer Musiklandschaft, was uns einen super 8. Platz wert ist, obwohl es die Single nur auf Platz 9 der Charts schaffte:

"Sterne Föifi, eusi Musig heilt wie n'es Wunder.

Sie macht d'Heidi happy und stillt de Sophie ehre Hunger.

Ich lug dumm is Von Rohr, betracht's met chli Abstand:

D'Francine Jordi met Mash, esch e geili Katz man!

D'Schwiiz ohni Musi isch es läär's Sektion Chuchichäschtli,

gohd nöd, wie Bündner Fleisch in ere Vegi-Chuchi Fresse…

Ich mach Musig i dä Schwiiz, mag d'Musig us de Schwiiz!

Alles was ich bruch isch en Melodie und en Beat!

Ich mach Musig i dä Schwiiz, mag d'Musig us de Schwiiz!

Ich chönt ned ohni sie und sie ned ohni mich!"

  • Platz 7: Francine Jordi mit dem Jodlerklub Wiesenberg mit „Das Feyr vo dr Sehnsucht“

In Bliggs Song als „gutaussehend“ bedacht, ist Francine Jordi aus dem Kanton Bern eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Schweiz. Sie ist mit ihren volkstümlichen Schlagern europaweit bekannt und singt hauptsächlich hochdeutsch. Einige Songs der Künstlerin sind jedoch auch in ihrem Heimatdialekt verfasst, wie „Das Feyr vo dr Sehnsucht“, welches sie mit dem Jodlerklub Wiesenberg aufnahm. Sie erreichte mit dem Lied Platz 1 der Schweizer Charts! Es handelt sich um ein berührendes Liebeslied mit einer wunderschönen Melodie:

„Das Feyr vo dr Sehnsucht mahlt diär Schattä vor Einsamkeit.

Und `s Glick vo der Ärde sind Momänt vo dr Zärtlichkeit.

`S Feyr vo der Sehnsucht brönnd sech teuf id Härze i.

Was immer dui tuesch, was immer dui willsch, i ghör diär!“

  • Platz 6: Züri West mit „I schänke dr mis Härz“

Ganze 49 Wochen behauptete sich der Song „I schänke dr mis Härz“ in den Charts und erreichte Platz 4. Die Band Züri West ist eine der erfolgreichsten Rockbands der Schweiz. Ihr Bandname Züri West ist eine ironische Umschreibung ihrer Heimat- und Bundesstadt Bern, die westlich von Zürich liegt. Dieses Liebeslied ist ihr erfolgreichster Hit:

„I schänke dr mis Härz, meh han i nid!

Du chasch es ha, we dä wosch, es isch es guets.

U es git no mängi, wos würd näh,

aber dir würdis gäh!“

  • Platz 5: Baschi mit „Stahn uf“

Der Song „Stahn uf“ wurde von Baschi mit seinen Rap-Kollegen Bligg, Ritschi, Seven und Stress aufgenommen und erreichte Platz 1 der Charts! Die Mut-mach-Hymne ist somit einer der erfolgreichsten Songs des Sängers aus dem Kanton Basel, der durch die Castingshow „MusicStar“ bekannt wurde. Mit einem hochdeutsch interpretierten Song schaffte es Baschi sogar in die Deutschen Charts, sein Metier bleibt jedoch seine ganz eigene Mischung aus Pop und Rap auf Schwyzerdütsch, wie im Hit „Stahn uf“:

„Stahn uf u mach genau das wo du willsch!

Gib nid uf du bisch der Einzig wo dir hilft.

Stahn uf u mach genau das wo du willsch!

Gib nid uf du bisch der Einzig wo dir hilft.“

  • Platz 4: Gölä mit „I ha di gärn“

Ganze 28 Wochen und einer Spitzenplatzierung von 1 in den Charts war Gölä aus dem Kanton Bern mit seinem Liebesbekenntnis „I ha di gärn“. Gölä macht Rock in Mundart und Englisch und veröffentlichte ein Album mit den Bellamy Brothers, wahren Country-Legenden. Seine Alben wurden durchweg mit Doppelplatin ausgezeichnet, als Single schaffte es jedoch nur „I ha di gärn“ auf Platz 1:

„Dass i mängisch so hert bi, das duetmer leid,

dass i mängisch ä Seeu ha wines Winterchleid.

U i weiss nid ob du scho gli wieder geisch,

ob du bi mir blibsch o wed mi nid versteisch.

Aber i ha di gärn. I ha di gärn!“

  • Platz 3: Mash mit „Ewigi Liäbi“

Die Mundart-Rock-Band Mash schafften es mit ihrem Hit „Ewigi Liäbi“ zwar nur auf Platz 9 der Schweizer Charts, doch waren sie dort ganze 91 Wochen vertreten. Das Lied wurde in der Kategorie „Lovesongs“ in der TV-Sendung „Die größten Schweizer Hits“ zum größten Schweizer Liebeslied aller Zeiten gewählt. Grund genug, um diesen Ohrwurm auf den 3. Platz unserer Schweizer Mundart-Hitliste zu stellen! Der Song aus dem Jahr 2000 wurde grenzüberschreitend bekannt!

„Ewigi Liäbi, das wünsch ich diär!

Ewigi Liäbi, das wünsch ich miär!

Ewigi Liäbi, numä für üs zwei!

Ewigi Liäbi, fühl mich bi dier dehäi!“

  • Platz 2: Polo Hofer & die Schmetterband mit „Alperose“

Das 1985 erschienene Lied „Alperose“ wurde nicht als Single veröffentlicht und schaffte es nie auf die ersten Ränge der Charts. Jedoch wurde es 2006 vom Schweizer Publikum in die Top Ten der größten Schweizer Hits aller Zeiten gewählt. Aber das ist noch nicht die ganze Erfolgsgeschichte des Songs: Im Laufe der Jahre wurde das Lied mehrfach gecovert und fehlt auf keiner Compilation Schweizer Musik. Seinen bisherigen Höhepunkt erreichte „Alperose“ im Februar 2012, als das gleichnamige Musical Premiere feierte und die Besucher mit Liedern von Polo Hofer erfreute und unterhielt. Ein wohlverdienter Platz 2 für Polo Hofer & die Schmetterband mit „Alperose“.

„Alperose chöme mir i Sinn

Alperose sy das gsy denn

Alperose müesse das gsy sy

Wo näben üs im Höi gläge sy“

  • Platz 1: Florian Ast & Francine Jordi mit „Träne“

Mit ihrem Duett „Träne“ haben es Florian Ast und Francine Jordi auf Platz 1 unserer Hitliste geschafft. 1998 gewann Francine Jordi den Grandprix der Volksmusik mit dem Titel „Das Feuer der Sehnsucht“. 2006 moderierte sie die Show „Die größten Schweizer Hits“ und belegte in dieser Show zusammen mit Florian Ast und dem Song „Träne“ den ersten Platz.

„I ha ne Träne i mine Ouge

u drin schpieglet sich dis Gsicht

isch's e Troum wo seit "für immer"

wo cha gä u nie wird nä

Du hesch e Träne i dine Ouge

ha gmeint Giele gränne nid

es isch z Gfüehu wo o mau weh macht

ne u me truurig isch Tag und Nacht“

  • Der Ehrenpreis: Mani Matter

Mit Liedern wie „I han es Zündhölzli azündt“ wurde Mani Matter (wirklicher Name Hans-Peter Matter) in der Schweiz zu einem beliebten Mundart Sänger. In Liedern nach französischer „Chansonnier“-Art im Berner Dialekt verarbeitet er alltägliche, kleine Begebenheiten die eine dramatische Wendung nehmen können. Fragen wie „Was isch es Sändwitsch ohni Fleisch? S isch nüt als Brot“ verarbeitet er in seinen Liedern und regt seine Hörer auf diese Weise zum Nachdenken an.

„I han es Zündhölzli azündt

Und das het e Flamme gäh

Und i ha für d'Zigarette

Welle Füür vom Hölzli näh

Aber ds Hölzli isch dervo-

Gspickt und uf e Teppich cho

Und es hätt no fasch es Loch i Teppich gäh dervo“

Obwohl er nur 36 Jahre alt wurde, gilt Mani Matter als „Urvater“ des Schweizer Mundart-Chansons und ist bis heute ein bekannter Musiker der Schweiz.

Karen Laubinger
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