„Wozu sind Kriege da?“ – Stars singen für den Frieden

Stars mit historischer Relevanz: Konzerte für den Frieden

Weltfriedenstag

An den legendären Auftritt von Nicole beim „ESC“ 1982 mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ erinnert sich wohl noch jeder. Doch in der Geschichte wurden dem Frieden ganze Konzerte gewidmet – hier eine Bestandsaufnahme!

Frieden Konzert Künstler
Zahlreiche Künstler setzten sich mit ihren Konzerten für den Frieden ein.

1982 holte sich Nicole mit dem Ralph Siegel-Song „Ein bisschen Frieden“ den Sieg beim „Eurovision Song Contest“. Doch bereits zuvor und auch danach gaben Künstler Konzerte für den Frieden. Heute, am Weltfriedenstag, hat SchlagerPlanet einige von ihnen unter die Lupe genommen.

Die 70er – „Wear some flowers in your hair“

Die Hippiebewegung der 70er Jahre steht bis heute als ein Sinnbild für den Frieden. 1969 wurde das „Woodstock Music and Art Festival“ zum Inbegriff und Aushängeschild der Bewegung.


Amerika befand sich im Vietnamkrieg, doch trotz chaotischer Zustände auf dem Gelände und 400.000 Besuchern vom 15. bis 17. August blieb alles friedlich. Somit verkörpert das Festival bis heute das künstlerische und friedliebende Amerika und ging mit diesem Hintergrund in die Geschichte ein.

Insgesamt spielten 32 Bands und Künstler, darunter unter anderem Janis Joplin, Joe Cocker, die Santana Blues Band, The Who und Jimi Hendrix.


Die 80er – der Kalte Krieg und weltweite Hungersnot

Rund 40 Jahre war Deutschland geteilt, circa 138 Maueropfer werden in den heutigen Statistiken geführt – der Kalte Krieg spaltete nicht nur ein Land, sondern auch die Welt und die Seelen vieler Menschen. Ein Künstler versuchte immer wieder, die Mauer zu durchbrechen – mit seiner Musik.


1981 erschien Udo Lindenbergs Single „Wozu sind Kriege da?“. Die Single formuliert die Meinung des Künstlers zum Thema Weltfrieden. Nur zwei Jahre später definierte er seine friedliche Gesinnung explizit für das geteilte Deutschland. Mit dem Titel „Sonderzug nach Pankow“ zog er den Unmut der DDR-Regierung auf sich und verzeichnete gleichzeitig seinen größten kommerziellen Erfolg. Udo Lindenberg äußerte zu jener Zeit klar den Wunsch, als westdeutscher Sänger in der DDR auftreten zu dürfen. Vorherige Versuche zu einem DDR-Konzert wurden von der SED strikt abgelehnt, in den 80er Jahren konnten die Gegner jedoch umgestimmt werden. Nach diesem Auftritt feierte Udo Lindenberg im Westen sein zehnjähriges Bühnenjubiläum, die folgende geplante Tournee durch die DDR wurde trotz der Hymne „Hallo DDR!“ von der dortigen Regierung abgesagt.

Am 25. Oktober 1983 trat Udo Lindenberg unter strenger Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit im Ostberliner Palast der Republik auf. Zum 30-jährigen Jubiläum des Konzertes 2013 veröffentlichte die „Stasi-Unterlagen-Behörde“ eine 108-seitige Dokumentation, die bis heute online als PDF einsehbar ist.

Während des Friedenskonzerts kam es zu zahlreichen Verhaftungen. Ein Augenzeuge berichtet: „Gegen 20.00 Uhr war ich am Palast angekommen und hatte begonnen zu fotografieren, etwa fünfzehn Minuten später saß ich bereits auf einem in der Nähe parkenden Mannschaftswagen der Polizei.“, heißt es in den veröffentlichten Unterlagen. In einem anderen Dokument steht: „Der Auftritt von Lindenberg habe bei den Zuschauern im Palast der Republik eine größere Begeisterung ausgelöst, als von den verantwortlichen Funktionären der FDJ erwartet wurde. Hätte Lindenberg seinen Auftritt auch nur um ein Lied ausgedehnt, wären vermutlich die Zuschauer, trotz der vorherigen Belehrung, nicht mehr zu disziplinieren gewesen.“ Die strenge Überwachung auf der einen und die euphorischen Reaktionen auf der anderen Seite zeigen die historische Relevanz des Udo Lindenberg Konzerts in der DDR.


Auch 1985 gab es ein Friedenskonzert, das bis heute weite Kreise zieht. Bob Geldof startete am 13. Juli sein Benefizkonzert mit dem Titel „Live Aid“.


1985 herrschte in Äthiopien eine akute Hungersnot. Das Konzert von Bob Geldof fand zu Gunsten eben dieser statt. Das Event wurde parallel im Londoner Wembley-Stadion und im John F. Kennedy Stadium in Philadelphia veranstaltet und gilt als das größte Rockkonzert der Geschichte bis dato. Insgesamt traten auf beiden Bühnen abwechselnd mehr als 16 Stunden lang zahlreiche internationale Topstars auf. Unter anderem gaben sich Queen, David Bowie, Elton John, Dire Straits, Bryan Adams, Mick Jagger, Bob Dylan, Santana, Madonna, Paul McCartney, Status Quo, The Who, Tina Turner, Eric Clapton, Phil Collins, U2, Simple Minds, Sade, Duran Duran, Judas Priest und The Beach Boys die Ehre. Das Konzert wurde weltweit in Fernsehen und Hörfunk übertragen und konnte so fast 1,5 Milliarden Menschen erreichen. Die Spendensumme belief sich auf circa 200 Millionen DM.

1989 gab es das Folgeprojekt „Band-Aid-II“, 2004 wurde es mit „Band Aid 20“ wiederholt. Im vergangenen Jahr gab es ein erneutes Revival mit dem Titel „Band Aid 30“, das auch in Deutschland Adaption fand. Dieses Mal sammelte Geldof für die Ebola-Opfer in Westafrika. Mit einer neuen Version von „Do they know it’s Christmas“ konnte er Künstler wie One Direction und Bono von U2 gewinnen. In Deutschland sangen unter anderem die Toten Hosen, Peter Maffay, Jan Josef Liefers, Michi Beck (Die Fantastischen Vier), Marteria, Max Herre, Thees Uhlmann, Anna Loos, Joy Denalane, Max Raabe, Gentlemen, Die Donots, Die Sportfreunde Stiller, Ina Müller, Andreas Bourani, Silbermond, Sammy (Broilers), Adel Tawil, Wolfgang Niedecken und Clemens von Milky Chance die deutsche Version des Songs.


Frieden im neuen Jahrtausend

Heute sehen sich viele Künstler nicht nur als Sänger, sondern auch als Sprachrohr der Gesellschaft. Sie fungieren in ihrer Position im öffentlichen Leben auch als Vorbilder, wollen anregen, die Augen zu öffnen und sich gegen Krieg und Ungerechtigkeit zu stellen.

Xavier Naidoo mit Spontankonzert

Im August 2014 organisierte Xavier Naidoo ein spontanes Konzert auf dem Meßplatz in Mannheim für den Frieden im Viertel und auf der Welt – natürlich kostenlos. Nur mit einem Lastwagen, einem weiteren Musiker und der Unterstützung einer Sängerin sei der Künstler angereist, so morgenweb.de damals. „Wer was zu sagen hat, wer singen will, soll einfach vorkommen“, sagte der Künstler.

Für die damals 16-jährige Dilara Kocoglu ist das mehr als eine schüchterne Aufforderung, sie fackelt nicht lang und erfüllt sich ihren größten Wunsch: ein Duett mit ihrem Star. Ein Friedenskonzert sei es, so Xavier Naidoo – „für den Stadtteil hier, für die Menschen, und weil Krieg droht in der Welt. Gemeint war der damals noch drohende Krieg in der Ukraine.

Mit seinem Einsatz sorgte Xavier Naidoo an jenem Tag nicht nur für gespannte Überraschung und strahlende Augen, sondern forderte auch zur Diskussion auf. Er führte die Weltgeschehnisse auf eine lockere und ungezwungene Art und Weise ins Gedächtnis der Menschen.

Cro für „Axe Peace“

2014 brachte Axe seine neue Produktlinie „Axe Peace“ auf den Markt. Der Slogan versprach: ‚Axe Peace‘ macht aus Diktatoren romantische Helden. Am Ende des Werbespots erfolgte der Aufruf, für die Non-Profit-Organisation „Peace one Day“ zu spenden. In Deutschland und Österreich startete die Kampagne im Januar, in der Schweiz im Februar 2014.

Auch Cro wollte diese Kampagne unterstützen und richtete deshalb am 12. April 2014 ein kostenloses Konzert in der Fischauktionshalle in Hamburg aus. „Ich hoffe, dass viele Leute dem Aufruf von Axe folgen“, sagte Cro gegenüber ampya.com. Auch die YouTube-Stars Die Aussenseiter und die Game-One-Moderatoren Simon und Budi unterstützten die Aktion.

Friedenskonzerte aktuell

Aktuell beherrschen schon seit langen Diskussionen um die Formation Pegida die Schlagzeilen. Zu Beginn des Jahres 2015 lehnten sich immer wieder zahlreiche Künstler dagegen auf. In Dresden veranstalteten die Bürger ein Friedenskonzert unter dem Slogan „Offen und bunt – Dresden für alle“, bei welchem einige der Künstler ohne Gage auftraten.


Zehntausende setzten im Februar 2015 in Dresden ein Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit. Insgesamt waren mehr als 25.000 Zuschauer gekommen, um mit den Stars gemeinsam für den Frieden und die Gleichberechtigung mit einem Konzert zu demonstrieren. Schnell war der Neumarkt komplett überfüllt, weshalb auf dem Theaterplatz eine Videoleinwand die Auftritte live übertrug.

Die Künstler, die beim Anti-Pegida-Konzert in Dresden auftraten, spielten ohne Gage. Unter anderem setzten sich Sarah Connor, Keimzeit, Silly, BAP, sowie Sebastian Krumbiegel mit Toni Krahl von City für den guten Zweck ein. Wir haben uns hier mit vielen Musikern versammelt, weil wir der Meinung sind, dass Dresden eine tolerante Stimme benötigt. Jetzt laufen mir zu viele Menschen mit gepanzerten Herzen rum“, äußerte Tony Krahl gegenüber dem MDR.


Nina Hagen stand zeitlebens für den Frieden ein. Nach langer Krankheit hat sie im Oktober 2015 ein vielleicht historisches Konzert geben. Unter dem Motto „FriedensGospelKonzert“ erinnerte sie am 4.10.2015 in der Gethsemanekirche in Berlin an den Fall der Mauer vor 25 Jahren, aber auch das aktuelle Welt- und Kriegsgeschehen nahm sie in den Blick. „Gitarren statt Knarren … wir wollen Frieden und Freiheit für alle!“, sagt die Künstlerin gegenüber berlin-programm.de.

  • Musik kann viel bewegen. Das haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Künstler bemerkt und ausgenutzt. Der Slogan „Gemeinsam stark“ gilt somit auch für jedes Konzert!
Gerda Naumann
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