G. G. Anderson: „Ich bin etwas vernünftiger geworden“

G. G. Anderson über das Album „Das Beste“ und Schicksalsschläge

Im Gespräch

G. G. Anderson lernte im letzten Jahr das Pech in vierfacher Potenz kennen: Schlaganfälle, Depressionen, Knochenbrüche und ein Bandscheibenvorfall. Wie hat sich das Leben des 65-Jährigen seit seiner Schicksalsschläge gewandelt?

G. G. Anderson Interview
G. G. Anderson musste im letzten Jahr viel einstecken.

Die Personifikation des „Freitags, den 13.“ könnte ein möglicher Spitzname für G. G. Anderson sein, der im letzten Jahr scheinbar wirklich unter einigen Leitern hindurch ging, so mancher schwarzer Katze begegnete oder einfach nur Pech hatte. Mitte des vergangenen Jahres erlitt er zwei Schlaganfalle, ins neue Jahr rutschte er förmlich hinein und zwischendrin hatte er mit einem Bandscheibenvorfall und Depressionen zu kämpfen.

Als SchlagerPlanet G. G. Anderson vor wenigen Wochen zum Gespräch bat, meldete sich sein Rücken immer mal wieder zu Wort. Doch insgesamt ging es dem Sänger schon um einiges besser. Kurz zuvor hatte er seinen ersten Auftritt seit seinem Silvester-Unfall absolviert. Mit SchlagerPlanet hat er über seinen gesundheitlichen Zustand, seinen neuen Lebensstil, sein neues Album und das unglaubliche Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen gesprochen.

Ein pechschwarzer Glückspilz

„Ich muss das alles nicht nochmal haben“, sagt G. G. Anderson rückblickend auf sein Jahr. Dennoch möchte er nicht jammern und sich als Opfer titulieren. Ja, sein Jahr war pechschwarz, trotzdem sieht sich der Musiker irgendwie dann doch noch als Glückspilz. Ich hatte wohl einfach 20 Schutzengel mehr, die sagen ‚ne, du sollst noch ein bisschen auf die Bühne gehen‘. Ich hatte in dem Fall großes Glück.“ Ein Schlaganfall kann auch ein weniger glimpfliches Ende nehmen: „Ich bin sehr demütig geworden, allen voran natürlich wegen der Reha-Klinik. Das hat mich schon sehr zum Nachdenken gebracht, zu sehen, was die Menschen für Probleme haben.“

Doch Demut schützte den Hessen nicht vor der Tücke der Depressionen: Die Depression, das ist eine wirklich furchtbare Krankheit. Vorerst musste G. G. Anderson Ursachenforschung betreiben und kam dabei nicht wirklich zu einer Lösung. „Man weiß nicht warum. Es geht einem ja nicht schlecht. Ich hab eine tolle Familie, ich nage nicht am Hungertuche, ich habe Erfolg und die Menschen lieben mich und warum habe ich Depressionen? Du sitzt in deinem Zimmerchen und dann überlegst du.“ Doch nun ist der 65-Jährige, nachdem er sich in Behandlung begeben hatte, frei von Depressionen.

Immer in seinem Rücken: seine Fans, egal ob es ein Schlaganfall, sein Beinbruch oder die Depressionen waren, die ihn niederrangen. „Ein ganz tolles Gefühl, weil man merkt, man ist nicht alleine.“ Sein Krankenzimmer verwandelte sich immer wieder zum Blumenmeer und um genügend Lesestoff musste sich der Publikumsliebling auch nicht sorgen: Unabhängig davon, dass im Krankenhaus der Flur voller Blumen stand, ging es in der Reha weiter mit wunderbaren Briefen und Genesungswünschen auf Facebook.

„Das Beste“ für die Fans

Mit seinem neuen Album „Das Beste“ erhält der erfolgreiche Sänger und Komponist nun die Möglichkeit, seinen Fans ebenfalls einen dicken Blumenstrauß zu überreichen. Alte Titel im frischen Gewand, so manche Neukreation und ein Coversong aus den eigenen Reihen erwartet die Fans auf dem Album. „Wenn man da plötzlich wieder am Mikrofon steht, merkt man ‚Mensch, das ist ja jetzt schon 25 bis 30 Jahre her‘.“ Fast schon ehrfürchtig nahm der Musiker 30 seiner Klassiker neu auf. „Ich möchte sogar sagen, dass ich das eine oder andere sogar besser gesungen habe.

Für das Album packte er auch eines seiner Lieblingslieder an: „Lieb‘ mich ein letztes Mal“, das er für Roland Kaiser geschrieben hatte und ihm einen immensen Erfolg eingebracht hatte. „‚Lieb mich ein letztes Mal‘ beschert mir heute immer noch eine Gänsehaut. Mit den Chören kam da eine Atmosphäre auf, wo man da steht und sagt ‚Boah, ist das geil‘.“ In Zukunft kann sich G. G. Anderson vorstellen, weitere seiner Komposition nun auch mit seiner Stimme auszuschmücken. „Ich könnt mir auch vorstellen ‚jaja, die Katja die hat ja…‘ von Heino zu machen.“

Doch Altbekanntes und kaiserliches im G. G.-Pelz bilden nicht den einzigen Inhalt der Doppel-CD: Neue Songs mussten her. „Da haben wir uns hingesetzt und die geschrieben und produziert und es hat einfach Spaß gemacht.“

Ein neuer Lebensstil

Doch auch wenn G. G. Anderson musikalisch auch in alten Gewässern fischt, hat sich sein Lebenswandel im Fahrwasser der gesundheitlichen Probleme verändert. „Ich trinke weniger. Früher habe ich auch mal Kette geraucht, das habe ich auch sein lassen inzwischen.“ Wehmut bleibt bei dem vom Schicksal Gezeichneten jedoch keine: Ich bin etwas vernünftiger geworden – Aber nur etwas. Aber meine Frau Monika hat gesagt, mit den Mädels darf ich weiterhin flirten.“

Auch sonst möchte G. G. Anderson nicht das Leben eines armen Klosterjungen führen. Wenn es um leckeres Steak, den ein oder anderen Absacker und lange stimmungsvolle Abende geht, hat er nur eine Antwort: „Das lasse ich mir nicht nehmen.“ Doch das „Zukippen“ gehört der Vergangenheit an. „Ich war seit letztem Juni nicht mehr betrunken.“

Und doch auch auf der Bühne hat er nach seinem Silvester-Unfall schon länger nicht gestanden, bis vor wenigen Wochen. „Wir waren sehr aufgeregt, weil wir ja nicht wussten, ob ich laufen kann ohne Krücken und so lange Zeit stehen kann.“ Während Frau und Nichte noch etwas um den lädierten Künstler bangten, lieferte G. G. Anderson eine Show wie in alten Tagen. „Dieses Gefühl war unbeschreiblich, einfach faszinierend.“

Demnach ist es nicht verwunderlich, dass der Mann aus Eschwege in eine strahlende Zukunft blickt. Krankheit ist zu 60 Prozent Pech. Und ich hatte im letzten halben Jahr höchstwahrscheinlich 80 oder 90 Prozent Pech. Und ich bin jetzt dabei, die Rate wieder auf Null herunterzukriegen.“ Mit diesen Worten wünschen wir G. G. Anderson für seine Gesundheit und seine Musik „Das Beste“.

Melanie Gladbach
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