„Verheiratet sein ist kein Hindernis“

Die Schürzenjäger: Interview bei SchlagerPlanet

Im Interview

„Sierra Madre“ oder „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ - auch nach der Trennung 2007 blieben die Schürzenjäger in den Ohren der Fans. Wir haben mit der „neuen“ Band über ihre beruflichen Pläne gesprochen und mal nachgefragt, ob ihr Bandname Programm ist.

Die Schürzenjäger im Interview
Auf der lilafarbenen Couch von SchlagerPlanet: Die Schürzenjäger.

Freitagmorgen 10:30 Uhr – am Stiglmaierplatz in München hat sich eine kleine Fantraube um einen schwarzen Transporter versammelt. Das kann eigentlich nur eines bedeuten: Die Schürzenjäger sind zum Interview in der Redaktion von SchlagerPlanet eingetroffen. Kaum ausgestiegen, werden sie auch schon von ein paar Münchener Fans im Deutschlandtrikot um ein gemeinsames Foto und ein paar Autogramme gebeten. Kein Wunder, ihr „Tourbus“ ist auch kaum zu übersehen. Schwarz und ein riesiges lilafarbenes Logo mit der Aufschrift „Schürzenjäger“ prangt auf den Außenseiten des Wagens. Gut gelaunt und äußerst entspannt nehmen die Schürzenjäger schließlich auf der SchlagerPlanet-Couch Platz – zumindest zwei von ihnen, sechs gestandene Männer passen dann doch nicht auf die lilafarbene Sitzgelegenheit. Doch wer seit Jahren schon gemeinsam Musik macht, der rückt auch gerne mal etwas näher zusammen. „Wenn man mit sechs Leuten unterwegs ist, dann muss man sich verstehen“, klärt uns Bandleader Alfred Eberharter Junior, Sohn von Schürzenjäger-Urgestein Alfred Eberharter Senior, auf. Ja, wie war das denn eigentlich mit der neuen Bandkonstellation, wollen wir von Stefan „Stevy“ Wilhelm, Andreas Marberger, Alfred Eberharter Senior, Georg Daviotis, Johannes Hintersteiner und Alfred Eberharter Junior wissen.

„Hey Mann!“, wir sind die neuen Schürzenjäger!

„Nach 2007 war ja das Ende der damaligen Besetzung der Schürzenjäger. Mein Vater und ich haben uns dann entschieden, weiter Musik zu machen und dann kamen wir auf die Idee ‚Warum denn nicht einfach als Schürzenjäger weitermachen?‘ mit neuen Leuten“, berichtet Alfred Junior von der Zeit nach 2007: „Das hat auch neuen Schwung reingebracht in die Sache. Und mittlerweile sind wir auch schon ein paar Jahre jetzt unterwegs mit den ‚neuen‘ Schürzenjägern und das macht total Spaß.“ Aber da war doch noch was zwischenzeitlich, schließlich feierten die Jungs ihr Comeback nicht direkt als Schürzenjäger, sondern zunächst als „Hey Mann!Band“ – warum eigentlich?

„Nach dem Ende der Original-Band Schürzenjäger hat man sich überlegt, dass man nicht einfach als Schürzenjäger weitermachen kann. Die hatten natürlich eine riesen Fangemeinde und das eine lange Zeit, 30 Jahre, da kann man nicht einfach so weitermachen und dann sagen ‚So, das geht jetzt so weiter‘. Wir hatten die Idee, weil ‚Hey Mann!‘ ist ja unser Schlachtruf und dann haben wir gesagt, wir schauen einfach mal was passiert. Funktioniert das überhaupt mit sechs neuen Leuten? Es muss vom Menschlichen passen und dann haben wir gesagt, dann nehmen wir den Wind aus den Segeln und fangen als ‚Hey Mann!Band‘ nochmal neu an. Und es hat sich dann eben sehr gut entwickelt und dann haben wir beschlossen, dass wir wieder soweit sind und es wieder als Schürzenjäger versuchen.“

Ein richtiger Neuanfang also, wollen wir wissen, moderner, frecher, rockiger, anders? Rockig und anders wären die Schürzenjäger schon immer gewesen, da seien sie so ziemlich die Vorreiter. Von Anfang an hatten sie ein Schlagzeug und eine E-Gitarre auf der Bühne dabei, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Zu traditioneller Volksmusik kommen bei den Schürzenjägern rockige Elemente, das ist ihr Markenzeichen. Und das haben sie auch nach der Umbenennung beibehalten. Doch neu erfinden, das gehört in dem Beruf für die Schürzenjäger dazu: „Man muss immer wieder versuchen neue Wege zu gehen, sonst wird es ganz schnell langweilig. Das machen andere so und können damit gut leben. Wir brauchen eben Veränderungen und das wird auch immer so bleiben.“

Die Schürzenjäger: Privat genauso erfinderisch?

Doch neben all den Veränderungen leben die sechs Jungs abseits der Bühne eher bodenständig, der Name „Schürzenjäger“ ist nicht unbedingt Programm. Alle sind sie in festen Händen, wie sie uns berichten und zeigen ihre Eheringe in die Kamera. Doch Alfred Eberharter Senior, der seit der Gründung der damaligen Schürzenjägern 1973 schon dabei ist und damit wohl den besten Einblick hinter die Bandkulissen hat, weiß: „Verheiratet sein ist ja eine Tatsache, aber kein Hindernis.“ Doch der Rest der Band hält sich da eher zurück: „Er darf das sagen!“ entgegnen sie und lachen. „Wenn man den Kirchturm nicht mehr sieht, ist man wieder ledig, da gibt es so Sprüche“, führt Alfred Senior das Thema weiter aus. „Du musst aber dazu sagen, dass du das schon einmal gesagt hast und dann haben wir bei einem Fantreffen sechs Kirchtürmer aus Zucker geschenkt bekommen“, witzelt Johannes Hintersteiner.

Doch das war nicht das einzige außergewöhnliche Fangeschenk was die Schürzenjäger im Laufe ihrer Karriere so bekommen haben. Wie Stefan uns erzählt, habe er mal einen Esel bekommen. Keinen echten zwar, aber einen batteriebetriebenen. Warum wisse er auch nicht, zumal mit einem Esel ja nicht unbedingt positive Assoziationen hervorgehen. Doch der Fan, der ihm den Esel geschenkt hat, hat es sicherlich nur gut gemeint. Vielleicht weil die Band so laut ist, das wäre ja wiederum ein Kompliment.

Die Schürzenjäger: „Laut“ aber herzlich

Auf ihrem aktuellen Album „Es ist wieder Schürzenjäger Zeit“ finden sich so einige Hits, mit denen sie ihre Fans begeistern können. Doch wenn man seine eigenen Titel immer wieder hört und spielt, kann man sich denn überhaupt noch selbst für die Lieder begeistern? „Laut‘ ist eine Nummer, die definitiv auf uns zugeschneidert ist. Live ‚Laut‘, das rockt ziemlich ab“, findet Alfred Junior. Und Stefan meint: „Eine andere Nummer wäre ‚ Hey, die Erde lebt‘, da geht es um Natur und die Umwelt. Das Video haben wir auch in Brasilien gedreht, das kann man anschauen auf unserer Homepage und auf Facebook.“

Überhaupt sind die Schürzenjäger eine Band, die sehr bodenständig und auf der „Erde“ geblieben ist. Auch nach zwei gemeinsamen Jahren, in dieser Konstellation, berührt es sie noch immer, wenn sich ihre Fans auf den Konzerten für ihre Musik begeistern können: „Als wir in Brasilien waren, da haben wir zwei Konzerte gegeben. Da haben 1.000 Besucher einen Song von uns gesungen für uns. Da waren wir sprachlos. Das war ein sehr emotionales Geschenk.“

Doch nicht nur die Stimmung wird auf der Bühne aufgefangen, auch der ein oder andere Blick ins Publikum wird da erhascht: „Da wird immer geschaut in der ersten Reihe wo die Damen sind, die Jungs trauen sich nur nicht so darüber zu sprechen“, verrät Alfred Senior.

Das Schürzenjäger Open Air in Finkenberg

Ausschau nach hübschen Damen können sie am 02. August genug halten, denn dann findet ihr alljährliches Open Air in Finkenberg statt. Das ist natürlich besonders wichtig für die Band, denn das Finkenberg Open Air hat die Schürzenjäger erst so richtig groß gemacht:

„Das Open Air ist wichtig für die Schürzenjäger, weil es die damaligen Schürzenjäger erst richtig bekannt gemacht hat. Der Grund war, dass die Medien nicht so eingestiegen sind auf die Schürzenjäger damals. Aber als dann 100.000 Menschen zum Open Air, hauptsächlich aus Deutschland, da waren sie schon verwundert und das war dann überall in den Medien und den Nachrichten. Dann wurde darüber berichtet und das war ein großer Schritt nach vorne.“

Deshalb freut sich die Band natürlich schon besonders darauf und fiebert diesem Tag entgegen:

„Das ist schon so das Highlight des Jahres. Das ist die größte Konzertveranstaltung im Zillertal überhaupt vom Aufwand her. Man kann mit so 20.000 bis 40.000 Euro rechnen für den einen Tag. Ist natürlich viel Arbeit und auch viel Zittern immer, ob das Wetter hält. Das ist beim Open Air natürlich immer so eine Sache. Andere machen das dann mit Überdachung, wir wollen das nicht. Ein Open Air ist ein Open Air und nicht überdacht oder sonst was. Die Fans wissen das und kommen dann eh schon mit Regenjacken und sind auf alles eingestellt. Das ist wirklich unser Highlight, da fiebern wir jetzt schon hin und schauen jetzt schon nach dem Wetter.“

Die Schürzenjäger CD kommt 2015

Nach dem Finkenberg Open Air ist dann natürlich vor dem Finkenberg Open Air, mit einem neuen Album will die Band 2015 so richtig durchstarten. Momentan arbeiten die Schürzenjäger in Köln mit einem neuen Team fleißig an der Platte. „Die CD wird auf jeden Fall eine gesunde Mischung aus modern, rockig und auch traditionell. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das ein extrem gutes Album wird. Wir haben extrem gute Schreiber an Bord, zum Beispiel Alexander Zuckowski, der den Siegertitel ‚Rise like a Phoenix‘ für Conchita Wurst geschrieben hat.“

Als Österreicher freuen sie sich natürlich über den ESC-Sieg von Conchita Wurst und, dass das Event im kommenden Jahr in ihr Heimatland kommt. Doch hätten sie auch mit dem Überraschungssieg Conchitas gerechnet? „Als ich den Auftritt gesehen habe, war für mich klar, dass das ein guter Titel ist. Auch gesanglich. Wenn man jetzt die Augen zumacht, weil viele da ja Probleme haben mit dem Bart und so, und man hört den Song, der ist einfach super. Und das mit dem Bart ist ja eigentlich eine super Geschichte“, so Alfred Junior. „Vor allem wurde dieser Songcontest wieder auf das Musikalische beschränkt und nicht auf das Aussehen. Deswegen haben auch die Holländer den zweiten Platz gemacht“, ergänzt Alfred Senior.

So erfolgreich die Österreicher beim ESC waren, zur Fußball-WM 2014 hat es leider nicht gereicht. Klar, dass die Schürzenjäger trotzdem schauen, wenn es die Zeit zulässt und sie fiebern natürlich für die Nachbarn mit: „Wir drücken Deutschland auf jeden Fall die Daumen.“ Und mit diesem schönen Abschlusssatz beenden wir das Interview und hoffen natürlich auch auf einen deutschen Sieg heute Abend beim Halbfinale gegen Brasilien.

Wir wünschen den Schürzenjägern alles Gute für die Arbeit an ihrem neuen Album und bedanken uns für das äußerst entspannte und lustige Interview.

Die Schürzenjäger SchlagerPlanet
Die Schürzenjäger mit Redakteurin Steffi.
©SchlagerPlanet/Gerda Naumann
Stefanie Rigling
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