Olympiahalle München: Peter Maffay zieht seine Kreise

Peter Maffay: „Wenn das so ist“ in Olympiahalle München

Nachbericht

360 Grad Musik wollte Peter Maffay gestern Abend in der Olympiahalle bieten. Ein perfekter Kreis ist ihm nicht gelungen, jedoch ein erinnerungswürdiges Spektakel, das das Publikum in Begeisterung versetzte.

Peter Maffay 2015
Peter Maffay und seine Band spielten vor fast ausverkauften Rängen.

„Immer im Kreis herum“ sollte das Motto der „Wenn das so ist“ Tour von Peter Maffay und seiner Band sein. Mit einem besonderen Tourkonzept wollte er einen Panoramablick auf das Geschehen ermöglichen, ein Show-Spektakel in Form einer Ellipse. Ist das förmlich die Quadratur des Kreises? Gestern Abend zog Peter Maffay mit seiner 360-Grad-Bühne in die Münchner Olympiahalle ein. Ein Event, das erinnerungswürdig war, jedoch den Kreis nicht schließen konnte.

20:00 Uhr in der geschichtsträchtigen Münchner Olympiahalle: Ein gemischtes Publikum erwartet den großen Auftritt eines kleinen Manns. Die Reihen geschlossen, selten gespickt mit leeren Plätzen. Um den Bühnenring, der zentrales Element der ellipsenförmigen Bühnenshow ist, stehen die Fans dicht gedrängt. Wer hätte geahnt, dass diese mögliche Barrikade sich zum verbindenden Element des Konzertes entwickeln könnte?

Blitz und Donner zur Begrüßung

Flackerndes Licht, bedrohliche Klänge, ein schwarzes Inferno wartete auf die Besucher. Gekreuzte Gitarren auf schwarzem Plektrum waberten über die Vielzahl von Leinwänden: Fast wie die Augen eines Totenkopfes blickten sie auf das starrende Publikum. Doch der Bann sollte gebrochen werden: Der erste Mann auf der Bühne – eine Explosion. Peter Maffay enterte nun die Bühne. In schwarzer Lederweste, dem obligatorischem Goldkettchen und einem mit nietenbestücktem Gitarrenriemen betrat er, nein stürmte er die Bühne. Er sollte sie auch noch erobern. Wie eine Spinne glitt der Schlagzeuger daraufhin von der Decke herab. Doch die Bedrohlichkeit des Moments war genommen, als Peter Maffay ein weiteres Mal über den Steg zwischen seinen Fans schritt und diese ihre Hände erhoben wie kleine Blumen, die sich der Sonne entgegen recken.

Peter Maffay 2015
Aus allen Richtungen konnten die Zuschauer Peter Maffay sehen.
©SchlagerPlanet/Gerda Naumann

Eine musikalische Trilogie

Peter Maffay und seine Band gaben sich einer musikalischen Trilogie hin. Sie feierten das Aktuelle, suchten nach ihren Wurzeln und gruben danach alte Klassiker aus. Auch musikalisch wurde auf die vollendeten 360-Grad eines Kreises geschielt. Peter Maffays aktuelle Veröffentlichungen sollten den Mittelpunkt des ersten Drittels bilden. Mit Songs wie „Wenn der Himmel weint“, „Das gelobte Land“ und „Hallelujah“ sorgte er bereits für einige Stimmung bei seinen treuen Fans.

Im zweiten Teil widmete sich die Band ihrer Herkunft, ihrer Inspiration und ihrer Vergangenheit: Elvis Presley, Neil Young und die Beatles: Sie alle lebten neu auf. Immer wieder überließ Peter Maffay seinen Bandmitgliedern das Mikro, der Stimmung tat dies keinen Abbruch. „Wenn wir keine alten Schinken spielen, gibt es Haue“, kündigte Peter Maffay wohlwissend den dritten und letzten Teil an: „Es war Sommer“, „Sieben Brücken“ und „Eiszeit“ stimmte er an und schlug damit die Brücke an die letzten Zuschauer.

Eine Ellipse von 270 Grad

Zu Beginn des Konzerts erwies es sich schwierig, das Konzept der Panorama-Show zu begreifen. Wo die Musik spielte, war nämlich ziemlich eindeutig: Auf der großen Bühne im hinteren Teil der Halle. Immer mal wieder stolperten einzelne Bandmitglieder über die Ausläufer der Bühne. Doch so sollte es nicht bleiben. Je länger der Abend wurde desto mehr wuchs das Publikum zusammen: Sitzplätze und Stehplätze wurden eins.
Die Band platzierte sich nun immer häufiger direkt auf den runden Ausläufern der Bühne, so dass sich jeder über ein engagiertes Bandmitglied in seiner Nähe freuen konnte. Das Publikum verschmolz, die Menschen standen auf, sangen und waren nun vollkommen im Panorama-Gefühl angekommen.

Den Kreis schließen konnte die Band trotz starker Besetzung jedoch nicht. Ein Viertel der ellipsenförmigen Bühne blieb immer wieder ausgespart. Umso begeisterter waren die dort sitzenden Zuschauer, wenn sich der Musiker in ihre Nähe begab: Wie eine Laolawelle verfolgte ihn der Applaus. Doch übermannt war er zu keiner Sekunde.

Peter Maffay 2015
Peter Maffay wollte nicht nur musizieren, sondern ebenso aufrütteln.
©SchlagerPlanet/Gerda Naumann

Zwischen Prunk und Menschlichkeit

Große Leinwände säumten die Olympiahalle. Die Leinwände bildeten oftmals eine Barrikade durch die es nur durch den Blick auf die tatsächliche Bühne einen Ausweg gab. Selten trugen die Filme etwas Essentielles zu der Stimmung eines Liedes bei. So war es Peter Maffay, der selbst die Bilder malte und es verstand, aus Worten Bilder zu formen.

Bei allem Prunk und aller Technik, Peter Maffay wollte sich als Mann des Volkes präsentieren. Immer wieder ergriff er Hände im Publikum und bat den ein oder anderen auf die Bühne. Sichtlich gerührt war er, als ihm ein Junge ein selbstgemaltes Bild überreichte. Doch der Musiker wollte auch aufwecken: In einer leidenschaftlichen Rede thematisierte er die aktuelle politische Lage und rief zur Wachsamkeit auf. Anschließend forderte er seine Zuschauer zu einer kleinen Demonstration auf: Jeder der für die Werte der Demokratie einstehen wolle, solle sich für das nächste Lied erheben. Erst zaghaft, dann bestimmt – jedoch gab es kaum einen Stuhl, der nun noch besetzt blieb.

Es braucht keinen perfekten Kreis um die Stimmung anzufeuern, und es genügen auch 270 Grad um eine musikalische Botschaft auf erinnerungswürdige Weise zu transportieren. Ein emotionales Spektakel im Dreiviertelkreis.

Melanie Gladbach
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