„Elisabeth – das Musical“ im Deutschen Theater München

Deutsches Theater München: „Elisabeth – das Musical“

Sissi & Franz

„Das Musical Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ gastiert wieder in Deutschland. SchlagerPlanet war gestern im Deutschen Theater in München vor Ort.

Elisabeth Musical München
Die Orginalbesetzung Roberta-Valentini als Elisabeth und Mark-Seibert als der Tod.

Mit „Das Musical Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ haben Michael Kunze, der Buch und Liedtexte lieferte und Sylvester Levay, der für Chorsatz und Orchestrierung verantwortlich zeichnet, zusammen mit Regisseur Harry Kupfer ein Stück Geschichte auf die Theaterbühnen gebracht, das Fans und Historien-Kenner gleichermaßen fesselt. Es ist die Geschichte von Kaiserin Sissi – die wahre Geschichte, denn das Bühnenwerk liefert einen anderen Blick, bricht mit der Glorifizierung der kaiserlichen Ikone und zeichnet eine Darstellung von beiden Seiten – die innere Gefühlswelt und die öffentliche Überhöhung.

Gewinnt hier Tickets für das Musical „Elisabeth“

Hochkarätige Besetzung

Mit Roberta Valentini als Kaiserin Sissi und Mark Seibert in der Rolle des Todes stehen dem musikalischen Bühnenstück zu Elisabeth zwei hochkarätige Musicalstimmen zur Verfügung. In der gestrigen Aufführung übernahm Janne Marie Peters die Rolle der Kaiserin und stand der Hauptbesetzung in nichts nach.

Mit Kurosch Abbasi in der Rolle des Luigi Lucheni wurde eine kommentierende Ebene geschaffen, die dem sonst vor allem durch Tragik und schwere Historie getragenen Stück, auch einen witzigen Part beisteuert. Auch wird mit seiner Person im Erzählstrang ein Durchbruch der Historie hin zur Moderne geschaffen. Die heutige Glorifizierung der Kaiserin Elisabeth in Form von Merchandise-Produkten und überhöhter Darstellung der privaten Person erfährt einen parodistischen Umgang und erzählerische Auflockerung.

Ebenfalls erwähnenswert ist die Leistung des Kinderdarstellers David für die Rolle von Elisabeths Sohn Rudolf. Mit einem knappen Meter Körpergröße, aber einer feinen klaren Stimme, ist er einer der ersten, der dem Publikum euphorischen Szenenapplaus entlockt.

Zwischen Pomp und moderner Schlichtheit

Denkt man an das Bild der Kaiserin Sissi, herrschen pompöse Darstellungen mit viel Glanz und Gloria vor. Dies wurde in „Das Musical Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ vorrangig durch die Kostüme von Yan Tax umgesetzt. Die Choreografie von Dennis Callahan und Doris Marlis hingegen schafft mit ihren verschiedenen Elementen den Übergang zur Moderne und versinnbildlicht auf anschauliche Art und Weise innere Gefühlswelten und äußere politische Verhältnisse. So werden vor allem äußere Zwänge durch marionettenhafte Körpersprache, ruckartige Bewegungen und statische Freeze-Einstellungen zum Ausdruck gebracht.

Die Ebene, die letztlich wirklich den Schritt zur Moderne wagt, ist das Bühnenbild aus der Konzeption von Hans Schavernoch. Hier findet sich eine schlichte Darstellung in Form von Projektionen und flexiblen Leinwänden, die die historischen Bilder auf eine moderne Art und Weise inszenieren, ohne dabei in den Kitsch zu verfallen. Zentrales Bühnenelement ist die Drehbühne, sowie eine ausklappbare Rampe, die die Brücke ins Jenseits versinnbildlicht. Auch gibt sie den Bezug zum stetig sinkenden Schiff, sowohl was politische Verhältnisse, als auch innere Zerrissenheit anbelangt.

Elisabeth Musical München
Mark-Seibert zeigte sich trotz seiner Rolle als Tod am gestrigen Abend als Sympathiefigur.
©Herbert Schulze

Das Kreativteam hat somit gelungen vereint, was auf den ersten Blick unvereinbar scheint – die undurchsichtige, politische und höfisch-kaiserliche Lage in heutiger Interpretation und Aufarbeitung.

Klischeehafter Kitsch – nein danke!

Inhaltlich widmet sich das Stück natürlich den historischen Vorkommnissen von der Heirat von Kaiser Franz Josef und Elisabeth bis hin zu deren Ermordung durch Luigi Lucheni. Der Beginn ist jedoch zugleich das Ende, denn gestartet wird mit der Erhängung des Kaiserinnenmörders. Nachfolgend wird der geradlinige historische Ablauf in der Retroperspektive auf die Bühne gebracht.

Der Beginn an dieser Stelle gibt sogleich den Einstieg hin zum Fokus, der in diesem Musical gesetzt wurde. Denn entgegen so mancher Erwartung zeigt „Das Musical Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ keinen verklärten Abklatsch von so manchem Fernsehfilm. Wer ein verliebtes „Ach Franz!“ oder „Ach Sissi!“ erwartet hat, wird in diesem Musical keine Erfüllung finden. Der Tod ist hingegen tragendes Element, markiert Anfang und Ende und bietet Metaphorik pur für die innere Zerrissenheit der Kaiserin Elisabeth.

Als frühlingshaft kindlicher Engel tritt sie in Jugendjahren auf und begibt sich mit ihrer Heirat in einen goldenen Käfig, der es ihr unmöglich macht, sich selbst zu verwirklichen und ihrem inneren Drang nach Freiheit nachzukommen. Am Hofe, wo Sitten, Pflichten, Denunziantentum und Heuchelei vorherrschen gibt es nur Enge und Missverständnis für die junge Kaiserin. Ihr Mann Franz Josef bemüht sich zwar im Beistand, kann das Unverhinderliche aber nicht abwenden. Die ersehnte Freiheit kann Kaiserin Elisabeth nur im Tod finden. Mit dieser Inszenierung der Geschichte der Kaiserin räumen die Macher des Musicals, mit einer längst überholten und verklärten Darstellung der ach so selbstlosen und unantastbaren Ikone Sissi auf. Sie stellen sie in einem menschlichen, von Fehlern und Zweifeln beherrschten Licht dar.

Elisabeth Musical München
Das Bühnenbild des Elisabeth-Musicals besticht durch eine moderne Schlichtheit.
©Labelle/Juliane-Bischoff

Das Münchner Publikum zeigte sich begeistert von der ehrlichen Inszenierung, wenn es auch zu Beginn mit Szenenapplaus sparsam umging und erst von dem einen oder anderen Solo überzeugt werden musste. Letztlich gaben aber auch die gestrigen Zuschauer im Deutschen Theater verdiente Standing Ovations für die Leistung der Darsteller und die konzeptionelle Umsetzung.

„Das Musical Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ gastiert noch bis zum 07.06.2015 im Deutschen Theater München. Es basiert auf der Originalproduktion der vereinten Bühnen Wien.

Gerda Naumann
Lade weitere Inhalte ...